Druckartikel: Kunst mit Schaum und Kaffee

Kunst mit Schaum und Kaffee


Autor: Simone Bastian

Coburg, Samstag, 15. Dezember 2012

Milchkaffee servieren können viele. Aber nur wenige tun das mit so viel Leidenschaft wie der Coburger Latte-Artist Benjamin Reimers.
Zwei Mahlmaschinen braucht Benjamin Reimers, je nachdem, ob's Espresso oder Kaffee werden soll. Doch auch, wenn Maschinen den Kaffee brühen, kommt es darauf an, wer den Kaffee macht, sagt der Barista.


Kaffee: Bohnen mahlen, heißes Wasser durch das Pulver schicken, fertig. Von wegen! "Der Mensch ist entscheidend", sagt Benjamin Reimers. "Es kommt schon darauf an, wie ich den Kaffee in den Siebträger drücke." Sagt's und serviert eine "lieblose" Tasse Espresso, wie er sagt. Dann eine richtige, zum Vergleich: Der Kaffee läuft erst dunkel-dünn, dann cremig-hell in die Tasse. Und während der "Lieblose" etwas dünn und wässrig schmeckt, entfaltet der typische Reimers-Espresso ein viel volleres Aroma.

Der Mann liebt Kaffee. Aber seine eigentliche Spezialität ist der Milchschaum obendrauf. Den gibt's zwar nicht beim Espresso, aber beim Cappuccino und dem Milchkaffee. "Latte-Artist" sei er, sagt Reimers und weist auf die Bilder an der Wand seines Cafés: Herzen, ein Drache, ein Bärchen oder ein Schwan sind da in den Milchschaum gegossen.

Reimers schüttelt die Bilder tatsächlich beim Schaumeingießen aus dem Handgelenk. Die Feinheiten wie Augen oder Drachenhautschuppen macht er dann mit Werkzeugen, die an die Utensilien eines Zahnarztes erinnern.

Ganz fix geht das - aber Reimers hat das auch jahrelang geübt und sich letztlich selbst beigebracht. Vor Jahren habe er einen Fernsehbeitrag über die Milchschaumkunst gesehen, erzählt er. Just zur gleichen Zeit stellte das Café, in dem er damals arbeitete, auf Siebträgermaschinen um, und das Personal sollte vom Kaffeelieferanten entsprechend geschult werden.

Reimers kam ins Lavazza-Trainingscenter nach Frankfurt und lernte dort Klaus Schreiber kennen, "meinen Mentor". Er behauptete immer, er habe sofort die Kaffeebohnen in meinen Augen gesehen!" Reimers, der als Kind Kaffee nicht riechen konnte ("wenn ich Kaffee kochen sollte, wurde mir schlecht") fand Geschmack an dem Spiel mit Kaffeesorten, Röstverfahren, Mahlgraden und Kaffeemaschinen. "So eine Maschine macht ja nur das Wasser heiß." Aber die in seinem Café in Coburg "ist genau auf mich abgestimmt". Deshalb ist es eben nicht egal, ob Reimers oder jemand anderer den Kaffee in den Siebträger drückt.

Die Schulungen schlugen bei ihm so gut an, dass er 2007 bei Lavazza prompt den Titel "Il Barman de Cafè" für Deutschland und Österreich gewann. Seither tourte er auch über Messen und zeigte, wie ein Profi Kaffee kocht. Nebenbei räumt er gern mit einigen Märchen über Kaffee auf, zum Beispiel, das Espresso mehr Koffein enthalte als Filterkaffee. Das Gegenteil sei richtig, sagt der 30-Jährige: "Koffein ist wasserlöslich. Je länger das Kaffeemehl mit Wasser in Kontakt kommt, desto mehr Koffein ist im Kaffee." Espresso schmecke aber wegen der Röstung stärker.

Wenn er unterwegs ist, trinkt Reimers am liebsten Filterkaffee. "Da weiß ich, was ich kriege. Das schmeckt wie früher bei Mama."