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Konzernbetriebsrat gegen Zentrale


Autor: Simone Bastian

Coburg, Samstag, 20. Oktober 2012

Keine Verhandlungen wegen des Aufsichtsrats, leer stehende Büroflächen in Sonneberg, dafür Anmietungen in Coburg: Der Konzernbetriebsrat des Klinikverbunds ist unzufrieden.


Seit Ende September wartet der Konzernbetriebsrat des Klinikverbunds Regiomed auf ein Angebot: Die Arbeitnehmervertreter wollen im Aufsichtsrat des Zusammenschlusses kommunaler Krankenhausgesellschaften vertreten sein. Im Aufsichtsrat sitzen bislang nur Vertreter der Anteilseigner, also der beteiligten Städte und Landkreise Coburg, Lichtenfels, Hildburghausen und Sonneberg.


Kein Angebot


"In der Sitzung am 16. Oktober musste der Konzernbetriebsrat feststellen, dass weiterhin kein Angebot vorliegt. Jetzt schlagen die Betriebsräte Alarm und fordern von der Politik, sich zu den Mitarbeitern der kommunalen Krankenhäuser der Region zu bekennen", heißt es in einer Mitteilung, die Martin Lücke gestern versandte. Lücke ist sowohl Vorsitzender des Konzernbetriebsrats auch auch des Betriebsrats der Klinikum Coburg GmbH. Wegen der Zusammensetzung des Aufsichtsrats hat der Betriebsrat der ebenfalls zu Regiomed gehörenden Medinos-Kliniken (Sonneberg) Klage beim Landgericht Meiningen eingereicht. Der Konzernbetriebsrat warte hingegen auf ein Gesprächsangebot seitens der Klinikträger, sagt Martin Lücke.

Ein weiteres Ärgernis aus Sicht der Arbeitnehmervertreter: Die Hauptverwaltung des Verbunds wurde beziehungsweise wird nach Coburg umgesiedelt. Bislang saß sie in Sonneberg.

Für die Zusammenfassung der Verwaltung würden teilweise Räume angemietet, obwohl in Sonneberg dadurch welche leer stünden, heißt es in dem Schreiben des Betriebsrats. Und bei den Anmietungen "werden teilweise Konzepte verfolgt, die den anerkannten Standards der Arbeitsstättenverordnung zuwiderlaufen. Die Betriebsräte sind nicht dazu bereit, diesen Konzepten und Maßnahmen zuzustimmen." Räume seien zu klein, die Richtlinien für Bildschirmarbeitsplätze könnten nicht eingehalten werden.


Kein Gespräch


Katja Bittner, seit Jahresbeginn Geschäftsführerin von Regiomed, zeigt sich darüber leicht verwundert. Bedarf nach zusätzlichen Büros gebe es in Coburg nur deshalb, weil der Betriebsrat diesen Bedarf angemeldet habe, sagt sie. Ansonsten habe der Betriebsrat nicht das Gespräch mit ihr gesucht. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass in einem bestehenden, bisher vermieteten Gebäude die Vorschriften nicht eingehalten werden."

Ganz anders schildert Martin Lücke die Situation: Sowohl der Konzernbetriebsrat als auch der Betriebsrat des Coburger Klinikums haben ihre Büros in dem gleichen Gebäude, in dem auch die Verwaltungen der beiden Unternehmen sitzen, im früheren Schwesternwohnheim neben dem Coburger Klinikum. Laut Lücke wurde das Gebäude für die Verwaltung des Klinikums Coburg umgebaut. Bittner dagegen sagt: "Die Zusammenführung am Standort Coburg war immer angedacht, dafür hat man das Haus renoviert."


Kein Platz


Sitz von Regiomed ist nach wie vor Sonneberg, deshalb war auch die Verwaltung dort angesiedelt. Bei der Gründung des Verbunds vor fünf Jahren waren die einzelnen Kliniken noch weitgehend eigenständig. Inzwischen wurden aber etliche Funktionen zentralisiert. Lücke vermutet dahinter eine Strategie: Die Betriebsräte, die ihre Büros ebenfalls im Verwaltungsgebäude haben, sollen hinausgedrängt werden. Deshalb melde die Zentralverwaltung immer neuen Bedarf an.

Dabei könnten einige dieser Verwaltungsabteilungen (Einkauf, EDV, Finanzbuchhaltung) in Sonneberg angesiedelt sein, wo insgesamt rund 1400 Quadratmeter Bürofläche vorhanden seien. "Es ist aus unserer Sicht völlig unsinnig, diese Bereiche in Gänze nach Coburg zusammenzuziehen. Sicherlich braucht die Hauptverwaltung ihre jeweiligen Bereichsleiter und ein jeweiliges schlagkräftiges Controlling der Bereiche in der Zentrale. Das Tagesgeschäft kann aber auch an andere Stelle erfolgen, zumal über E-Mail und PC-Vernetzung kostengünstige Kommunikation möglich ist", sagt Lücke. Personalakten würden sinnvollerweise dort geführt, wo das Personal auch arbeite. Katja Bittner sieht das anders: "Wir können nicht die Abteilungsleiter in Coburg sitzen lassen und die Mitarbeiter in Sonneberg. Wir wollen die Qualität verbessern und den Überblick behalten." Deshalb müssten auch die Akten nach Coburg gebracht werden.


Kein Zwang


Im Übrigen, sagt sie, seien alle Mitarbeiter aus den anderen Regiomed-Standorten freiwillig nach Coburg gewechselt, und es würden ihnen auch die Fahrtkosten ersetzt. Die Zentralisierung ermögliche Verbesserungen wie gegenseitige Vertretung und Ausfallkonzepte. "Wir sind mit Regiomed einen guten Schritt vorangekommen. Für mich ist wichtig, dass die Kliniken qualitativ und wirtschaftlich gut dastehen und das wir in der Leistungsabstimmung vorankommen."