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Knabenchor aus der Schweiz beeindruckt in Rödental


Autor: Jochen Berger

Rödental, Donnerstag, 15. August 2013

So ziehen die Freiburger Sängerknaben die Zuhörer in St. Hedwig bei ihrem Konzert in Rödental in Bann.
Ausdrucksvoller Gesang: Der Knabenchor "Maîtrise de Fribourg" beeindruckt die Zuhörer bei seinem Konzert in Rödental. Fotos: Jochen Berger


Maria mit dem Jesuskind hat vielstimmigen Besuch an diesem Abend. Zu Füßen der Marienfigur am rechten Rand des Chorbogens von St. Hedwig in Rödental nimmt am Tag vor Mariä Himmelfahrt ein junger Chor aus der Schweiz Aufstellung - die "Maîtrise de Fribourg", die Freiburger Sängerknaben.

Im Gepäck beim Gastspiel in Rödental im Rahmen einer sechsteiligen fränkischen-thüringischen Konzertreise: ein anspruchsvolles Programm mit a-cappella-Werken von der Renaissance bis zum 20. Jahrhundert.


Eine Bitte zum Auftakt

Zur Einstimmung ein gregorianischer Choral - eine demütige Bitte: "Neige dein Ohr, o Herr, gib mir Antwort" (Inclina Domine aureum tuam). Dann folgen, von anderen Stücken unterbrochen, Teile aus William Byrds vierstimmiger Messe.

Schon hier wird deutlich, dass die Freiburger Sängerknaben ein hörbar gut geschulter Chor

sind, der freilich nicht nach musikalischem Drill klingt. Der Klang ist vielmehr weich getönt und warm timbriert, nicht auf Brillanz getrimmt - gut ausgewogen in allen Stimmen. Aufmerksam setzen die Sängerknaben die gestalterischen Impulse ihres Chorleiters Martin Steinmann um. Steinmann ist als Musiker ein betont unaufgeregtes, ausgeglichenes Temperament.


Feinsinnig gestaltet

Ihm geht es nicht darum, Kontraste in Dynamik und Ausdruck möglichst drastisch auszureizen. Vielmehr achtet er immer darauf, die Musik in großen, weit ausschwingenden Bögen ruhig atmen zu lassen. Dabei legt er gleichwohl Wert auf einfühlsame Differenzierung, auf feinfühlige Nuancen in der Lautstärke wie im Gestus.

Alessandro Scarlattis bekannte Motette "Exultate Deo" lässt Steinmann mit behutsam dosiertem Schwung singen, drei Choralbearbeitungen Johann Sebastian Bachs gelingen wunderbar schlicht und zugleich mit intensivem Ausdruck.


Pilgerlied als Ausklang

Mit dem feinsinnig gestalteten Satz "Requiem aeternam" von Peter Cornelius beweisen die Freiburger Sängerknaben sensibles Gespür für den spätromantischen Tonfall. Auch mit Musik des 20. Jahrhunderts wissen die Freiburger Sängerknaben zu überzeugen - das gilt für die spannungsvoll gestaltete Motette "Ubi caritas" des französischen Komponisten Maurice Duruflé ebenso wie abschließend für Benjamin Brittens Huldigung an die Jungfrau Maria ("A Hymn to the Virgin").
Das Publikum dankt mit ausdauerndem Beifall und hört als Zugabe noch ein altfranzösisches Pilgerlied.


Ein Knabenchor aus der Schweiz und seine Geschichte

Die Maîtrise de Fribourg (Freiburger Sängerknaben, Schweiz) ist ein zweisprachiger Chor. Er zählt etwa 30 junge Sänger im Alter zwischen 7 und 25 Jahren und ist einer der fünf Knabenchöre der Schweiz und führt deren Tradition fort, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Die Sopranstimmen werden durch die Buben übernommen, die, sobald sich der Stimmbruch bemerkbar macht, in die Männerstimmen überwechseln.

Ausbildung Seit seiner Gründung in Jahre 1976 wirkt der Chor auch als Musikschule. Jährlich finden zwei Musiklager und eine Konzertreise statt (Informationen im Internet unter www.maitrise.ch).

Freiburg, beidseits der Saane im Schweizer Mittelland gelegen, ist ein wichtiges Wirtschafts-, Verwaltungs- und Bildungszentrum mit zweisprachiger Universität an der Kulturgrenze zwischen deutscher und französischer Schweiz. Sie besitzt eine der am besten erhaltenen historischen Altstädte der Schweiz.