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Kein Zurück an den Albertsplatz


Autor: Simone Bastian

Coburg, Donnerstag, 18. Oktober 2012

Es ging wieder einmal um die Wurst: Nach Bau- und Verwaltungssenat entschied nun auch der Stadtrat, dass auf dem neu gestalteten Albertsplatz Bratwurstbuden nur im Ausnahmefall stehen dürfen. Damit ist es mit der seit 1954 gepflegten Tradition wohl endgültig vorbei.
Ein Bild aus vergangenen Tagen - der Albertsplatz: ein unschöner Parkplatz, aber mit Bratwurstbude.


Es waren die gleichen Argumente wie vor gut vier Wochen im Verwaltungssenat: Eine Bratwurstbude am Albertsplatz gehöre dort seit 1954 zum vertrauten Bild und werde von vielen Coburgern gewünscht, sagen deren Befürworter. Zum neu gestalteten Albertsplatz passt sie aber nicht mehr, und das werde inzwischen so akzeptiert, sagen die Gegner.

Auch gestern im Stadtrat. Da war Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) derjenige, der ausführlich erläuterte, warum die Bratwurstbude nicht mehr zugelassen werden soll. Zum einen, weil die für den Albertsplatz erlassene Gestaltungsrichtlinie das ausdrücklich nicht vorsieht. Demnach können Bratwurstbuden zeitweise und im Rahmen von Veranstaltungen aufgestellt werden, aber nicht auf Dauer. Und Ausnahmen von der Regel würden nur weitere Ausnahmewünsche nach sich ziehen, sagte der OB. Die Gestaltungsrichtlinien für Markt-, Theater- und Albertsplatz sollten verhindern, "dass es da aussieht wie bei Hempels unterm Sofa." Im Übrigen, so Kastner, sei die Diskussion um die Rückkehr der Bratwurstbude zu Zeiten geführt worden, als der Platz seine Stärken noch nicht habe entfalten können. Aber jetzt, nach dem Sommer und dem Fest zur offiziellen Eröffnung, erhalte er große Zustimmung.

"Mir fehlt schlichtweg die Fantasie, wo auf dem Platz eine Bratwurstbude zu platzieren wäre."


Nachprüfantrag brachte Thema wieder ins Gespräch


Jürgen Oehm (CSU) argumentierte mit Tradition und der Bratwurst ("kuliniarische Köstlichkeit") als solcher: Die gelte als Coburger Wahrzeichen. "Der Platz muss diese Nutzung vertragen, sonst hätten wir nichts gekonnt." Das Thema Gestaltung konterte Oehm mit dem Hinweis, dass auch auf dem Marktplatz ständig Buden stünden. Dort funktioniere das Nebeneinander von Geschäften, Cafés, Büros und Bratwurstbuden ja auch. "Und der Markt ist kunsthistorisch bestimmt wertvoller als der Albertsplatz."

Oehm hatte den Antrag, die Bratwurstbude wieder am Albertsplatz zuzulassen, schon im Juni gestellt. Der Stadtrat hatte den Antrag seinerzeit in den Geschäftsgang verwiesen. Behandelt wurde er im Bau- und Umweltsenat sowie im Verwaltungssenat. Dort wurde er mit sechs zu drei Stimmen abgelehnt. Die drei unterlegenen Senatsmitglieder Roland Eibl (CSU), René Boldt (Junge Coburger) und Klaus Klumpers stellten daraufhin einen Nachprüfungsantrag, der das Thema wieder in den Stadtrat brachte.

Doch am Ende stimmten lediglich acht Stadträte dafür, die Bratwurstbude am Albertsplatz wieder zu erlauben. OB Kastner schlug scherzhaft vor, ihnen Bratwurstgutscheine zu spendieren. Das seien übrigens die einzigen Fälle, bei denen die Bude am Albertsplatz wirklich vermisst werde, sagte Kastner: Nicht alle Bratereien am Markt akzeptieren die Gutscheine der Stadt. Wer dann trotzdem eine Bratwurst essen will, muss hinunter an den Anger.