Internet-Blog: Rechtsradikaler bei Coburger CSU
Autor: Simone Bastian
Coburg, Sonntag, 30. Dezember 2012
Der Blog "Provincia Franconia" behauptet, die CSU habe einen regional bekannten Rechtsradikalen in ihren Reihen. Hubertus Gerlicher von der Land-CSU widerspricht: Mario K. habe zwar vor Jahren einen Aufnahmeantrag gestellt habe. Doch der sei abgelehnt worden.
"Neonazi und Mitglied der CSU?" So ist ein Text imInternet-Blog "Provincia Franconia" überschrieben, der seit 27. Dezember online steht und auch von Coburgern vielfach weiterempfohlen wurde. In dem Text wird gemutmaßt, dass ein bekanntes Mitglied der Neonaziszene, Mario K., seit Jahren Mitglied der CSU in Coburg sei.
Die Quelle dieser Information wird nicht näher benannt. Auch der Verfasser des Artikel bleibt namenlos. Im Impressum von "Provincia Frankonia" wird als Verantwortlicher ein "M. Müller" genannt, Betreiber des Blogs ist offiziell der Infoladen Benario in Fürth.
"Provincia Franconia ist ein Versuch, kritische Nachrichten und Analysen für den fränkischen Raum zusammenzustellen", schreiben die Macher über sich selbst.
Der Autor des Textes versuchte auch, beim Kreisverband Coburg-Stadt der CSU Auskunft zu erhalten. Doch die konnte Kreisgeschäftsführer René Boldt nicht geben, wie er dem Tageblatt bestätigte: Einblick in die Mitgliederdatei habe nur die Mitarbeiterin der Geschäftsstelle, Jessica Dorst, und die sei im Urlaub. Im Übrigen, betont Boldt, "kenne ich den Namen nicht".
Antrag wurde abgelehnt
Hubertus Gerlicher, der Geschäftsführer des CSU-Kreisverbands Coburg-Land, kennt den vollen Namen von Mario K. sehr wohl. Und er weiß auch, dass K. einmal Mitglied der CSU werden wollte. Allerdings habe Gerhard Amend, damals noch Mitglied im Kreisvorstand der CSU, dafür gesorgt, dass dem Antrag nicht stattgegeben wurde. Auch seien seinerzeit alle Ortsverbände in Coburg-Stadt und Land entsprechend informiert worden. Denn Amend habe über K.s rechtsgerichtete Aktivitäten Bescheid gewusst. 2006 sei das gewesen - damals gehörte Gerhard Amend, heute CSB, noch der CSU an. Auch später sei es K. nicht gelungen, in die Coburger CSU aufgenommen zu werden, betont Gerlicher. "Da bin ich mir absolut sicher."
Mario K. soll Mitarbeiter des früher in Coburg ansässigen rechtsradikalen Verlags "Nation Europa" gewesen und am Wiederaufbau der Gruppe "Fränkischer Heimatschutz" maßgeblich beteiligt gewesen sein. Auch an Veranstaltungen Rechtsradikaler soll K. aktiv teilgenommen haben. Fotos zeigen angeblich ihn bei der Kundgebung des "Fränkischen Heimatschutzes" gegen ein Minarett in Coburg sowie beim Aufmarsch der "Jungen Nationalen" am 20. Oktober. Beide Male wurden von breiten Bündnissen in Coburg Gegenaktionen organisiert. Die CSU beteiligte sich nicht an diesen Veranstaltungen. Die CSU-Stadtratsfraktion versuchte seinerzeit, per Antrag im Stadtrat den Bau des Minaretts zu verhindern.