Initiative Stadtmuseum schielt Richtung Schlachthof
Autor: Martin Koch
Coburg, Mittwoch, 22. April 2015
Bei der Hauptversammlung ging es aber auch um eine mögliche Max-Brose-Straße.
Das Thema Max-Brose-Straße beschäftigte auch die Initiative Stadtmuseum bei deren Hauptversammlung. Vorsitzender Rupert Appeltshauser bekräftigte seine Auffassung, warum es seiner Meinung nach keine nach dem Firmengründer benannte Straße in Coburg geben solle. "Er war zu sehr verstrickt, um uns heute als Vorbild dienen zu können." Max Brose gehörte von 1933 bis 1945 der NSDAP an, sein Unternehmen war in die Rüstungsproduktion eingebunden und beschäftige Zwangsarbeiter, meist Kriegsgefangene.
"Max Brose war kein Gesinnungsnazi", meint Appeltshauser. "Er war in seine Zeit eingebunden." Er bedauerte gerade mit Blick auf die Bewertung von Max Brose, dass die Geschichte Coburgs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch unzureichend aufgearbeitet sei. Es fehle eine sachliche Ebene.
Stadtrat Wolfgang Weiß (Bündnis 90/Die Grünen) hat kein Verständnis für eine unüberlegte Entscheidung zu Gunsten einer Max-Brose-Straße. Er wies auf die Initiative seiner Partei hin, erst einmal auch einen klaren Kriterienkatalog zu definieren, der festlege, wer wann und warum überhaupt die Widmung einer Straße verdient habe.
Trägerverein oder Stiftung
Neben solchen aktuell-politischen Fragen beschäftigt die Initiative natürlich auch die, ob und wo sich vielleicht ein Stadtmuseum einrichten lässt. Eine Sammlung gibt es - die lagert im Depot in der Uferstraße. Aber die früheren "Beckenstuben" (Steingasse 7), die einmal als Standort für ein Stadtmuseum gedacht waren, hat die Stadt wieder verkauft. Dafür gewinnen die Vorstellungen von einem Stadtmuseum auf dem mitunter als künftiges "Band der Wissenschaften" bezeichneten früheren Schlachthofgelände immer mehr an Konturen.
Doch ob sich das verwirklichen lässt, ist offen. Die Initiative Stadtmuseum sucht jedenfalls Partner für ein solches Projekt, da die Stadt Coburg ihre Finanzlage aufmerksam im Blick hat. Rupert Appeltshauser könnte sich einen eigenen Trägerverein oder eine Stiftung als Finanzier vorstellen. Es geht ja inzwischen nicht mehr nur um die rund 22 000 Objekte der städtischen Sammlungen, die im Depot liegen. Die Coburger Industriegeschichte könnte sich auch im bisher so bezeichneten Stadtmuseum widerspiegeln. "Man kann Technikgeschichte gut mit allgemeiner Geschichte verbinden", meinte Appeltshauser dazu. Auf keinen Fall solle so ein Stadtmuseum ein "Vergangenheitsbewältigungsmuseum" sein, wobei dieser Aspekt aber nicht ausgeklammert werden soll.
Appeltshauser erzählte in seinem Bericht auch vom Wohlwollen der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu dem Vorhaben. Ein Wunschpartner wäre auch die Hochschule Coburg, wobei Rupert Appeltshauser den hochschulinternen Entscheidungsprozessen nicht vorgreifen wollte. Professor Johann Driller vom Fachbereich Design signalisierte seine engagierte Sympathie. "Das Museum an diesem Standort hat den Campus Design in der Nähe", sagte Driller. "Das kann sehr attraktiv sein." Am Mittwoch, 13. Mai, wird Hochschule Ergebnisse eines einschlägigen Ideenwettbewerbs präsentieren im Rahmen von "Designcampus open".
Auf jeden Fall freut sich Appeltshauser, dass sich Jana Burkart vom Puppenmuseum demnächst um die Städtischen Sammlungen kümmern wird. Damit sei aber keine inhaltliche Arbeit in Form von Ausstellungen oder digitalen Präsentationen verbunden.
Dafür organisiert die Initiative Stadtmu
seum zwei Schauen. Bereits fertig ist eine Ausstellung mit historischen Coburg-Bildern des Fotografen Emil Plat. Sie soll im Januar 2016 im Ämtergebäude gezeigt werden. Eine schon lange geplante Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv soll im Herbst 2016 starten.