Im Rodachtal können Bürger an der Entwicklung ihrer Kommunen aktiv mitwirken. Nur wenige machten bei der Bürgerwerkstatt Gebrauch davon.
Was läuft wo in den Städten und Gemeinden der Initiative Rodachtal (IR)? Welche gemeinsamen Ziele und Visionen für die Zukunft der Region gibt es? Wer hat gute Ideen, die man zusammen umsetzen könnte? Oder wer verfügt über Ressourcen, die anderswo benötigt werden? Bewohner der Mitgliedskommunen hatten am Samstag im Seßlacher Kultursaal bei der "Offenen Bürgerwerkstatt" die Möglichkeit, an Strategieentwicklungen mitzuwirken, mit denen die Herausforderungen der kommenden Jahre gemeistert werden können.
"Oftmals wird in den Kommunen parallel geplant", erläuterte Philipp Ruhsdorfer (IPU). "Erst durch den Austausch kommen die Verantwortlichen auf die Idee, Ideen gemeinsam umsetzen und so Ressourcen sparen zu können." Das Erfurter Ingenieurbüro für Planung und Umwelt (IPU) wurde von der Initiative mit der Erstellung eines Integrierten Entwicklungskonzepts für das Rodachtal beauftragt.
Neue Runde des Austauschs Nach Gemeindewerkstätten in Streufdorf und Bad Rodach ging das Integrierte Entwicklungskonzept mit der Bürgerwerkstatt in eine neue Runde. Amtsträger, Stadt- und Gemeinderäte wie interessierte Einwohner konnten von 12 bis 17 Uhr ihre Ideen zu den Themen Wirtschaft und Handel, Energie und Klimaschutz, Kulturlandschaft, Kultur, Bildung und Freizeit, Daseinsvorsorge sowie Soziales und Bürgerschaftliches Engagement äußern und so an der Gestaltung der Region mitwirken.
"Mehr Transparenz zu schaffen" und aus Initiativen anderer Kommunen zu lernen, das erhoffte sich auch Bernd Werner (Freie Wähler), Stadtrat aus Bad Rodach. Als Beispiel nannte Werner das Tourismusmarketing. Zusammenarbeit könne auch im Kleinen beginnen, etwa indem Bauhöfe Geräte und Maschinen gemeinsam nutzten.
Als Betriebsleiterin bei der Firma Mey (Merlach) und Beiratsvorsitzende des Dorfladens interessierte sich Sandra Schramm (Untermerzbach) besonders für die Themen Wirtschaft und Handel. "Momentan sind wir mit Fachkräften noch gut bestückt", sagte Schramm, dennoch gelte es rechtzeitig junge Leute in der Region zu halten oder zurückzuholen. Dazu schlug die CSU-Gemeinderätin vor, dass die Kommunen zu den Jugendlichen, auch wenn sie nicht mehr im Ort wohnten, über die neuen Medien Kontakt halten sollten, "wie in einer großen Familie".
Die Dorfläden würden mittlerweile von der Konkurrenz nicht mehr belächelt, weil sie regionale Produkte vertrieben, keinen Profit erzielen müssten und von Jung wie Alt angenommen würden.
Die Neu-Seßlacherin Angela Francisca Endress beteiligte sich an der Werkstatt, "weil ich hier meine Heimat finden will". Der Fotografin liegt daran, die Natur und Artenvielfalt zu erhalten. Beides sieht sie in der landwirtschaftlich geprägten Region, auch durch die Biogas-Anlagen, gefährdet. Dabei waren die Natur und Ruhe, neben dem Preis-Leistungs-Verhältnis, ein Grund für ihren Umzug. Bevor sie vom Taunus nach Seßlach kam, hat Endress "vieles abgecheckt": schnelles Internet, ärztliche Versorgung, Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten, Altersheim - all das fand sie hier vor.
Als Bad Rodacher kann Bernd Werner dies bestätigen: "Viele lassen sich bei uns bewusst nieder, weil sie die Lebensqualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis schätzen." Den Wert "Dorfleben" sehen alle Anwesenden als Vorteil des Rodachtals. Was fehle, meinte der SPD-Stadtrat Carsten Höllein (Gemünda), sei ein Marketing der Region.
Ahorns Gemeinderätin Gabriele Jahn (Die Grünen) war der Austausch mit anderen Gemeinden wichtig. Der Leiterin der Kontaktstelle "Wohnen und Leben in Ahorn" lag besonders das letzte Thema "Soziales und Bürgerschaftliches Engagement" am Herzen. So eine Anlaufstelle für ratsuchende Bürger war nur eine der vielen Ideen, die Anklang fand.
Trotz der teilweise lebhaft geführten Diskussionen waren die Organisatoren enttäuscht von der Resonanz der Veranstaltung. Nur rund 25 Personen hatten den Weg in das "Offene Büro" im Kultursaal gefunden. "Wir fragen uns, wie wir mehr Leute zur Teilnahme bewegen können", sagte der Regionalmanager. Vielleicht seien vielen Bürgern die Themen zu abstrakt.
Wer die Bürgerwerkstatt verpasst hat, kann Ziele und Vorstellungen noch bis 27. Juni unter
http://beteiligung.initiative-rodachtal.de in eine Online-Beteiligungsplattform einbringen.