In Coburg residiert das Gedächtnis der Schützen
Autor: Simone Bastian
Coburg, Samstag, 23. Februar 2013
Zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung auf Schloss Callenberg kam sogar der Vizepräsident des Internationalen Sportschützenbundes aus USA, Gary Anderson. Denn auch die ISSF gibt einige Ausstellungsstücke in das Museum des Deutschen Schützenbundes.
Sport ausstellen? Das geht nicht, sagt Walther Tröger, der ehemalige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees. Nur die "facettenreiche Dingwelt" lasse sich im Museum präsentieren - und davon ist auf Schloss Callenberg bei Coburg viel zu finden. Dort befindet sich das Deutsche Schützenmuseum, das am Freitag seine neu gestaltete Dauerausstellung "Sternstunden des Sportschießens" eröffnet hat. Dabei waren zahlreiche aktive und ehemalige Sportfunktionäre wie Walther Tröger.
Der versprach dem Museum ein weiteres Stück: Die "Bürgermeisterkette", die der Deutsche Schützenverband für die Olympiade 1972 für Tröger fertigen ließ. Tröger war damals Bürgermeister des olympischen Dorfs in München.
Die Kette könnte in der Vitrine Platz finden, die Erinnerungsstücke an die Münchner Spiele zeigt: Die Olympiafackel, einen Stoff-Waldi, das Originalkostüm einer Olympia-Hostess...
In eine andere Vitrine kommt ein weiteres Stück aus der "facettenreichen Dingwelt" der Schützen: Eine Weltmeisterwaffe, gestiftet von Gerd Kümmet aus Kronach. 1966 wurde er damit Weltmeister; er war der erste Titelträger überhaupt in dieser Disziplin. Einer seiner ehemaligen Gegner war am Freitag ebenfalls da: Gary Anderson, elfmaliger Weltmeister, zweifacher Olympiasieger 1964 und 1968 und heute Viezepräsident des Internationalen Sportschützenverbandes ISSF.
Die ISSF war nicht von ungefähr mit seinem Vizepräsidenten und dem Generalsekretär Franz Schreiber vertreten: Der Verband hat seine Wanderpokale von internationalen Schießwettbewerben dem Museum überlassen. Die historischen Pokale und Schalen sind teilweise über 100 Jahre alt und reisten über die ganze Welt. In den letzten Jahren sei das freilich zum logistisches und versicherungstechnisches Problem geworden, räumte Schreiber ein. Deshalb habe die ISSF beschlossen, ihre Pokale dem Deutschen Schützenbund (DSB) anzuvertrauen.
Seit 2004 befindet sich das Deutsche Schützenmuseum auf Schloss Callenberg. Auch das kein Zufall: Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha ist der Protektor des Deutschen Schützenbunds, wie schon sein Vorfahr Herzog Ernst II. Der kürzlich verstorbene DSB-Präsident Josef Ambacher hatte die Idee eines Deutschen Schützenmuseums lange verfolgt. In Schloss Callenberg, das der Familie derer von Sachsen-Coburg und Gotha gehört, fand er den passenden Ort. Von der neuen Ausstellung hoffen Prinz Andreas und Museumsleiter Stefan Grus, dass sie weitere Besucher auf Schloss Callenberg lockt. Für den Schützenbund habe sich die Investition ausgezahlt, sagte Vizepräsident Heinz-Helmut Fischer. "Das Museum ist das Gedächtnis unseres Verbandes", und es erinnere an die sportlichen, historischen und gesellschaftlichen Wurzeln des Schützenwesens.