Handball-Derby zwischen Erlangen und Coburg: Ramer beschuldigt Fackelmann

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Alexander Fackelmann, Mitglied des Aufsichtsrates beim HC Erlangen (links) und Steffen Ramer, Geschäftsführer des HSC 2000 Coburg.
Alexander Fackelmann, Mitglied des Aufsichtsrates beim HC Erlangen (links) und Steffen Ramer, Geschäftsführer des HSC 2000 Coburg.
 
 
Die Coburger Fans standen bis zum Schluss hinter ihrem Team. Zwar war die Enttäuschung nach der knappen 24:26-Niederlage im Derby gegen den HC Erlangen bei Anhängern und Spielern groß, doch die Coburger konnten erhobenen Hauptes die proppenvolle Allianz-Arena in Nürnberg verlassen. Foto: Oliver Schmidt
Die Coburger Fans standen bis zum Schluss hinter ihrem Team. Zwar war die Enttäuschung nach der knappen 24:26-Niederlage im Derby gegen den HC Erlangen bei Anhängern und Spielern groß, doch die Coburger konnten erhobenen Hauptes die proppenvolle Allianz-Arena in Nürnberg verlassen.  Foto: Oliver Schmidt
 

Coburgs Geschäftsführer Steffen Ramer erhebt schwere Vorwürfe gegen ein Aufsichtsratsmitglied des HC Erlangen. Der Großsponsor meldet sich noch zu Wort.

"Alles lasse ich mir auch nicht gefallen. Auch wenn Herr Fackelmann ein Multimillionär ist, das ist mir egal". Steffen Ramer, Geschäftsführer des HSC 2000 Coburg war auch einen Tag nach dem emotionalen Handball-Derby in Erlangen noch aufgewühlt. Er wurde nach eigenen Aussagen auf das Übelste in Nürnberg mehrfach beleidigt.

Nicht von irgend jemanden, sondern angeblich von einem der größten Sponsoren des HC Erlangen. Von Alexander Fackelmann, alleiniger Inhaber und geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens Fackelmann GmbH & Co. KG in Hersbruck (Haushaltswaren) und Aufsichtsratsmitglied beim Erstligisten.


Großzügiger Sponsor

Fackelmann gilt als einer der großzügigsten Unterstützer und Förderer des Erlanger Handballs. Coburgs Geschäftsführer behauptet, dass er im VIP-Raum der Nürnberger Arena und auf dem Weg zum Parkplatz mehrfach von Fackelmann als "Arschloch" und "Kleingeist" bezeichnet wurde.

Generell sei es im VIP-Raum am Samstag zu gegenseitigen Anfeindungen zwischen einigen Erlanger und Coburgern gekommen, doch speziell in seinem Fall sei ein Mitglied aus dem Aufsichtsrat des HC Erlangen deutlich zu weit gegangen.


Unterlassungserklärung läuft

Deshalb hat Ramer bereits mit dem HSC-Anwalt gesprochen und eine Unterlassungserklärung veranlasst. Die Schimpf-Attacken hätten bereits während der Pressekonferenz nach dem Derby begonnen, wie Ramer von mehreren, voneinander unabhängigen Personen bestätigt bekommen habe.


"Arschloch" und "Kleingeist"

Als er nämlich vor Journalisten kritisierte, dass das Verhältnis zwischen den beiden fränkischen Handballvereinen nicht das Beste sei und in vielen Punkten seitens des HC Erlangen keine Werbung für Fairness gemacht worden sei, soll Fackelmann bereits die Hutschnur im VIP-Raum geplatzt sein. Er verfolgte die Live-Übertragung via Bildschirm und bemerkte unverblümt und nicht zu überhören: "So ein Arschloch...".


Dotterweich bestätigt

Auch Ramers Geschäftsführer-Kollege Florian Dotterweich vom HSC 2000 Coburg war in diesem Moment im VIP-Bereich und bestätigt die Beleidigungen. Wer glaubte, dass die Worte Fackelmanns nur ein emotionaler Ausrutscher oder eine unbedachte Äußerungen waren, irrte, denn der Sponsor soll die Anschuldigungen noch mehrmals wiederholt haben.


"Sportsgeist nicht ausgereift"

Als Ramer die Halle verließ, kreuzten sich die Wege mit Fackelmann, der in diesem Moment in Begleitung einer Frau und zwei jungen Männern war, so Ramer. Auf dem Weg zum Parkplatz hätte Fackelmann, der sich trotz Nachfrage Ramers nicht vorstellen wollte, über den HSC Coburg weiter gelästert. Laut Ramer wurde er mit folgenden Worten konfrontiert: "Hoffentlich steigt ihr sofort wieder ab. Ihr seid unprofessionell. Ich würde mich freuen, wenn ihr wieder in der 2. Liga seid, am besten sofort."
Ramer, der noch einmal vergeblich nachfragte, mit wem er es denn eigentlich zu tun hätte, blieb nach eigenen Angaben ruhig, konterte lediglich mit den Worten: "Jetzt wird es langsam einseitig. Ihr Sportsgeist ist aber nicht besonders ausgereift." Einer den jüngeren Begleiter bemerkte daraufhin, dass es Ramer hier doch immerhin mit einem der größten Sponsoren des HC Erlangen zu tun hätte.


Selke zeigt sich völlig überrascht

René Selke, Geschäftsführer des HC Erlangen, zeigte sich von den Vorwürfen überrascht. Davon habe er bisher noch nichts gehört und könne nur wenig dazu sagen. Gegenüber dem Tageblatt meinte er: "Das können und werden wir nicht unkommentiert lassen, allerdings muss ich mich erst informieren, ob und was genau vorgefallen ist".


Stellungnahme blieb bisher aus

Das wollte Selke noch am Sonntag tun, da er nach eigenen Angaben ohnehin während der Weihnachtsfeier des HC Erlangen mit Alexander Fackelmann zusammen komme. Die von Selke für den späten Nachmittag angekündigte Stellungnahme blieb jedoch aus und lag bis Redaktionsschluss nicht vor. Alexander Fackelmann selbst war gestern nicht zu erreichen.


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Fackelmann: "Den Ball flach halten"

Um 22.30 Uhr meldete sich am Sonntagabend Alexander Fackelmann beim Tageblatt und nahm doch noch Stellung. Der Geschäftsmann bestritt weder die Vorwürfe, noch bestätigte er sie. Das Mitglied des Erlanger Aufsichtsrates meinte, dass Steffen Ramer den Ball besser flach halten solle.

Er hält es für äußerst bedenklich, dass der Coburger Geschäftsführer während der Pressekonferenz nach dem tollen Frankenderby am Samstag kaum etwas zum Spiel gesagt hätte, sondern die Gelegenheit nur dazu nutzte, um Frust abzulassen und über angebliche Verfehlungen seitens des HC Erlangen zu sprechen.

Wörtlich meinte Fackelmann gegenüber dem Tageblatt: "Wenn man so viel Blödsinn hört, dann kann schon einmal ein Kraftausdruck fallen". Der Sponsor des HC Erlangen sei sich durchaus im Klaren, dass es zwischen Verantwortlichen beider Klubs Probleme gebe, doch Herr Ramer sollte sich nicht zu wichtig nehmen und sich lieber um die eigenen Sachen kümmern. Schließlich gäbe es mit den Coburger Ultras und den Steuerproblemen des HSC genügend Arbeit in den eigenen Reihen.

Das schlechte Verhältnis zwischen HCE und HSC

So richtig wütend waren die Verantwortlichen des HSC 2000 Coburg am Samstag schon vor dem Anwurf des fränkischen Handball-Derbys. Und zwar auf den Hallensprecher. Der habe nämlich, wie schon im letzten Jahr, zahlreiche unfaire Seitenhiebe losgelassen.


Steuerprobleme in der Halle...

Den größten Fauxpas, so ein HSCler gegenüber dem Tageblatt, erlaubte er sich bereits bei der Anmoderation vor dem Spiel, als er in diesem Moment unangebracht auf die derzeit herrschenden Steuerprobleme des HSC hingewiesen habe und so vor über 8000 Handballfreunden unnötige Stimmung gegen den Verein gemacht hätte.
Darüber konnte auch HSC-Ex-Präsident Norbert Kastner, der mit seiner Frau und seinem Bruder gekommen war, nur den Kopf schütteln, hatte diese Information doch nichts mit dem Tagesgeschehen zu tun.


Verbotene Choreo

Eigentlich hatten die Coburger Fans eine Choreo mit Fahnen zeigen wollen. Sie waren mit einem Sonderzug aus der Vestestadt angereist, doch das Vorhaben endete am Eingang der Arena. Denn die nötigen Utensilien durften nicht mit in die Halle genommen werden.

Aufgrund der Vorkommnisse im letzten Jahr, als im HSC-Fan-Block Bengalos gezündet wurden, hatte Erlangen die Einlasskontrollen verschärft und fuhr eine "Null-Risiko-Linie". HSC-Geschäftsführer Steffen Ramer sprach von einer "Vorverurteilung der HSC-Fans".

Rene Selke, Geschäftsführer beim HC Erlangen und Ex-Torwart des HSC Coburg, begründete die restriktive Vorgehensweise mit den Erfahrungen des letzten Jahres. Man habe sich deswegen bei der Frage "Ganz oder gar nicht für gar nicht entschieden." Selke weiter: "Wo endet das, was man noch zulässt? Es gab klare Anweisungen."


HSC blieb auf Karten sitzen

Unstimmigkeiten zwischen den fränkischen Rivalen gab es auch bei der gewünschten Rücknahme von Eintrittskarten. Der HSC 2000 hatte am Tag vor dem Derby noch knapp über 100 bereitgestellte Karten für rund 2000 Euro nicht abgesetzt, da bestimmten Fans das Mitfahren im Sonderzug aus Sicherheitsgründen untersagt wurde.


Einige Fans ausgegrenzt

Ein großer Teil dieser enttäuschten Fans - es soll sich dabei vor allem um Mitglieder aus dem ehemaligen Fanclub "West-Kurve" handeln - haben sich daraufhin direkt über das Internet eingedeckt. Der HSC bat um Rücknahme der Tickets, was der HC Erlangen ablehnte. Selke in der Pressekonferenz: "Wir haben uns an die Gepflogenheiten und Regeln gehalten, die in der 1. Liga herrschen." Da gäbe es eine Grundregel, dass Karten nicht zurückgenommen werden. Außerdem seien die Karten im gegnerischen Fanblock in Erlangen schwer zu veräußern.


Nur noch zehn anstelle von 17 Euro

Mit einer Sonderaktion am Samstagvormittag (zehn Euro statt 17 Euro) versuchte der HSC noch möglichst viele Tickets an den Mann zu bringen. Coburgs Trainer Jan Gorr bedauerte das fehlende Entgegenkommen in dieser Angelegenheit.

Die Vermutung, dass der Ex-HSCler Selke durchaus bereit gewesen wäre, dem HSC entgegen zu kommen und die Tickets wieder zurückzunehmen, jedoch durch einen Beschluss des HC-Aufsichtsrates ausgebremst wurde, wurde zwar hinter vorgehaltener Hand geäußert, ist jedoch nicht bestätigt.


"Überbezahlte Söldnertruppe"

"Unglücklich" für die einen "unterirdisch" für andere, äußerte sich Matthias Dietz nach dem Spiel auf der HSC-Facebook-Seite. Dort schrieb der Aufsichtsratsvorsitzende der HSC GmbH und Co KG nämlich wörtlich: "Die überbezahlte Söldnertruppe gewinnt gegen Leidenschaft". Reaktionen blieben auf seine emotionale Feststellung nicht aus.


Stinkefinger und Raketen

Dass das Verhältnis zwischen dem HC Erlangen und dem HSC 2000 Coburg angespannt ist, liegt auch an den Vorkommnissen im letzten Jahr, als das damalige HSC-Vorstandsmitglied Hakan Balkan öffentlich den Stinkefinger Richtung HC-Spieler zeigte und Coburgs Fans Leuchtstoff-Raketen in und vor der Nürnberg Arena zündeten. oph/rbi