Gesungene Liebesschwüre vor dem Altar
Autor: Jochen Berger
Coburg, Mittwoch, 09. Januar 2013
So versetzt "The Best of Black Gospel" das Coburger Publikum beim Gastspiel in der Heilig-Kreuz-Kirche in schrankenlose Begeisterung.
Ein Abend voller Liebeserklärungen - Liebeserklärungen zwischen Altar, Weihnachtskrippe und Christbaum. "I Love the Lord" tönt es durch die Coburger Heilig-Kreuz-Kirche über dicht gefüllte Zuhörerreihen bis hinauf in die zweite Empore.
Den reisenden Gospel-Profis gelingt mit ihren Auftritten, wovon Coburgs hauptamtliche Seelsorgerschar für gewöhnlich nur an hohen kirchlichen Feiertagen zu träumen wagt - das mittelalterliche Gotteshaus ist bestens gefüllt und niemand muss empört sein, dass sich der Chorraum von Heilig Kreuz mitsamt seinem Weihnachtsschmuck schon nach wenigen Takten scheinbar ganz selbstverständlich in eine Showbühne verwandelt.
"The Best of Black Gospel" nennt sich die neunköpfige Schar, die diese Verwandlung bewerkstelligt. Drei von ihnen übernehmen an Keyboards und Schlagzeug die Begleitung, die in diesem Fall zumeist wohltuend zurückhaltend gerät.
Frohe Botschaft in Musik
Chorleiter Gregory M. Kelly, der auch den zweiten Mann am Keyboard gibt, ist ein eher dezenter Zeremonienmeister des Gospel. Er bleibt zumeist am Rande und hält doch die musikalischen Fäden stets fest in der Hand.
"Amazing Grace", "Down by the Riverside" oder "Swing Low Sweet Chariot" - das Publikum bekommt viele Gospel-Hits geboten. Die typische fränkische Lethargie hat an diesem Abend keine Chance, das Publikum klatscht, was die Hände hergeben und liefert so die Begleitmusik zu einem Programm, das die frohe Botschaft der Bibel immer wieder mit der Beschwörung der Freiheit verbindet. Joy und Jesus, Love und Lord reimt sich einfach im Taumel der Gospel-Begeisterung.
Dabei wissen Kelly und seine Gospel-Schar natürlich sehr genau, dass pausenlose Begeisterung auch ermüdend sein kann. Immer wieder gibt es deshalb auch ruhigere Passagen, Momente des Innehaltens - leise Töne und langsame Tempi.
59 Konzert in zwei Monaten
Erstaunlich die stimmliche Kondition des Ensembles bei seinem fast pausenlosen Auftritt. Heute Coburg, tags darauf Detmold, davor Aschaffenburg und Worms, Kaiserslautern und Koblenz, schließlich noch Bonn und Darmstadt, Meiningen und Frankfurt an der Oder. Insgesamt 59 Konzerte in gut zwei Monaten - so liest sich der gnadenlos dicht gestaffelte Tourneeplan der reisenden Truppe.
Am Schluss, nach ausdauerndem Beifall in der Heilig-Kreuz-Kirche, gibt es dann auch noch für und mit den Geburtstagskindern der letzten Tage ein Ständchen - Profis und begeisterte Gospel-Fans in schönster Harmonie vereint.