Aller Aufregung um das Volksbegehren "Rettet die Bienen" zum Trotz wollen Naturschutz und Landwirtschaft im Coburger Land weiter gut zusammenarbeiten.
Kaiser Alexander und Fürst Blücher stehen der Roten Pfalzgräfin nahe. Alle drei sind uralte Obstsorten, die im Coburger Land eine Art Arche gefunden haben. Es ist ein Sonderprogramm des Landschaftspflegeverbandes, bei dem Naturschutz und Landwirtschaft eng zusammenarbeiten. Das wollen beide Seiten auch weiterhin, wie sie betonen - trotz Volksbegehren zur Artenvielfalt.
Letzteres hatte für einige Aufregung gesorgt. Landwirte fühlten sich durch das Aktionsbündnis für das Volksbegehren der ÖDP zu unrecht als die Buhmänner hingestellt. Vor allem ärgerte sie, dass offenbar nicht geachtet wurde, was sie bereits alles in Sachen Naturschutz auf die Beine gestellt haben. Das legten sie nun gebündelt auf den Tisch.
Da wäre einmal das Maßnahmenprogramm des Landschaftspflegeverbandes Coburger Land. Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen sind hier als tragende Säulen zusammengeführt. Rolf Rosenbauer verweist als Vorsitzender auf ein Gesamtpaket von mehr als 556 000 Euro. Mit staatlicher Förderung werden wertvolle Biotopflächen gepflegt, andere neu angelegt, es wird gepflanzt und entbuscht, es werden Amphibienzäune errichtet und Quartiere für Fledermäuse geschaffen. "Das geschieht auf Flächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden", betont Rosenbauer.
"Dazu kommt das Naturschutzgroßprojekt ,Das Grüne Band' mit weiteren großen Flächen", erklärt Frank Reißenweber. Er ist fachlicher Geschäftsführer des LPV aber auch Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) in Coburg. Für das Großprojekt fließen über Jahre verteilt mehrere Millionen Euro in die Region.
"Wir waren hier der Zeit voraus", sagt Reißenweber. So gab es schon in den 90er Jahren große Projekte im Rahmen von Bayernnetz Natur. Die Biotopschutzprogramme Lange Berge Bruchschollenkuppen oder Feuchtbiotope im Steinachtal sind dafür Beispiele. Stets mussten Naturschutz und Landwirtschaft Hand in Hand arbeiten, um die Ziele zu erreichen. Nicht immer ging das ohne Auseinandersetzung - etwa beim Grünen Band - wenn landwirtschaftliche Nutzfläche der Bewirtschaftung entzogen werden sollte. "Man kann manchmal streiten, aber dann muss man sich auch wieder vertragen und zusammenarbeiten", betont Martin Flohrschütz als Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Oft gibt es aber auch keine Diskussion. Beispiel Blühstreifen. Seit diesem Jahr können diese von Landwirten unbürokratisch angelegt werden. Das Interesse, sagt Flohrschütz, ist groß. Denn bisher hätte jeder Streifen exakt vermessen und bei den Förderanträgen abgerechnet werden müssen. Dass Blühstreifen gern angelegt werden, wenn es unbürokratisch geht, zeigt das Beispiel Mais, wo das schon länger möglich ist und intensiv genutzt wird. "Unser Problem war nur, dass wir zu wenig darüber geredet haben", vermutet Martin Flohrschütz.
Der Zeit voraus
Der LPV ist stolz darauf, dass schon vor gut einem Jahr - als vom Volksbegehren noch nicht die Rede war - aus Eigenmitteln ein Projekt zu mehr Blühstreifen aufgelegt wurde. Der Verband sorgt für Saatgut und Ausbringung. Der Landwirt muss nur mitmachen. So ein Eigenprojekt des LPV war es auch, das die alten Obstsorten wie die Rote Pfalzgräfin und Co rettete. Ein Fachmann gewann Reiser der extrem seltenen Sorten im Coburger Land, die dann auf junge Bäume aufgepfropft wurden. 126 solcher Bäume wurden, oft in Ergänzung alter Streuobstwiesen, gepflanzt. Frank Reißenweber erinnert an das seit einem guten Jahr laufende Naturprojekt Rebhuhn, bei dem Landwirte freiwillig Flächen zur Förderung dieser Vogelart gestalten.
Gesprächsbereitschaft bei den lokalen Streitern für das Volksbegehren sieht der BBV-Kreisobmann allerdings nicht. Auf Initiative des Landtagsabgeordneten Martin Mittag (CSU) sollte mit dem Aktionsbündnis "Rettet die Bienen" ein runder Tisch in Coburg stattfinden. Er kam nicht zu Stande, weil er vom Aktionsbündnis immer wieder abgesagt wurde. Als eine Begründung sei genannt worden, das Volksbegehren sei eine Aktion der ÖDP auf Landesebene.