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Gefeierte Debüts auf offener Bühne beim Coburger Theaterfest


Autor: Jochen Berger

Coburg, Sonntag, 08. Sept. 2013

So wird der Gala-Abend zum Höhepunkt des Coburger Theaterfestes und zur klingenden Werbung für die neue Saison.
Mit Stimmkultur, Gestaltungskraft und Stilsicherheit faszinierte der junge schwedische Tenor Joel Annmo beim Gala-Abend des Landestheaters.  Fotos: Albert Höchstädter


An besonderen Abenden dauert die Reise durch eine ganze Theatersaison nur flotte eineinhalb Stunden. Beim Gala-Abend zum Theaterfest bietet Coburgs Musentempel einen klingenden Querschnitt durch das Programm der neuen Spielzeit - vom Rock-Western bis zur großen romantischen Opern.

Wagners Längen wirkungsvoll verkürzt

Eine Frau, die zuviel fragt, und mindestens ein Toter - mit Sinn für lapidare Zuspitzung lässt sich die epische Länge einer Wagner-Oper wirkungsvoll verkürzen, wie Intendant Bodo Busse als Moderator verrät.

Brautchor aus "Lohengrin"

Als Nachtrag zum Wagner-Jahr bietet das Landestheater im Februar nächsten Jahres die Neuinszenierung des "Lohengrin" in der Regie von Carlos Wagner.

Als Appetitanreger eröffnet das festliche Vorspiel zum dritten Akt das Programm des Gala-Abends, gefolgt vom unverwüstlich populären Brautchor mit dem Chor des Landestheaters.

Viel Applaus für Alexander Peiler

Dass musikalische Aufführungen für ungeübte Kulturkonsumenten allerlei Tücken bieten können, zeigt Loriots Szene "Der Konzertbesuch", der Bestandteil eines ganzen Loriot-Abends im "Münchner Hofbräu" sein wird (Premiere: 8. November). Alexander Peiler, neues Mitglied des Schauspielensembles, gelingt mit diesem präzis getimtem Auftritt ein reichlich mit Applaus bedachtes Coburg-Debüt.

Rock-Western

Ebenfalls neu im Schauspiel-Ensemble: Thorsten Köhler, für den der Abend zum Heimspiel wird. Schließlich hat Köhler, der in Dörfles-Esbach geboren wurde, im Jugendclub des Landestheaters seine ersten Bühnenerfahrungen gesammelt.

Keine Handlung, viele Tote, viel Musik

Mit David Bowies "Life on Mars" zeigt er sein besonderes Talent, mit kleines Gesten und minimalistischer Mimik parodistische Wirkung zu erzielen. Bowies Song wird Bestandteil eines Rock-Westerns sein, mit dem Schauspieldirektor Matthias Straub in die Saison starten wird. "Keine Handlung, viele Tote, viel Musik" - so avisiert Intendant Busse Straubs Rock-Western unter dem Motto "Tombstone - oder Das Duell". Als neue Schauspielerin schließlich stellt sich Eva-Marianne Berger mit einem Ausschnitt aus Johanna Spyris "Heidi" vor - in dieser Saison als Weihnachtsmärchen zu erleben.

Sängerisch bietet dieser Gala-Abend einen klingenden Querschnitt durch das Musiktheater-Ensemble. Bei einer Arie aus Verdis "Maskenball" (Premiere: 26. Oktober) gefällt sich Bariton Benjamin Werth in der Rolle des selbstgewissen vokalen Kraftmeiers. Sein eintönig lauter Auftritt ignoriert die einfühlsamen gestalterischen Nuancen von Generalmusikdirektor Roland Kluttig leider weitestgehend.

Große Gesten

Werth forciert bei seinem Auftritt beinahe durchweg, erzielt freilich mit großer Lautstärke ausdrucksmäßig nur wenig Wirkung. Mit stilistischem Einfühlungsvermögen und unangestrengter Geläufigkeit in den Koloraturen dagegen überzeugt die Sopranistin Anna Gütter als Oscar in einem weiteren Ausschnitt aus Verdis "Maskenball".

Gestalterische Intelligenz

Wie sich gestalterische Intelligenz, Stilsicherheit, lebendig atmende Phrasierungskunst und fein nuancierter Ausdruck verbinden lassen, beweist Joel Annmo mit der berühmten Arie des Nemorino "Una furtiva lagrima" aus Donizettis "Liebestrank". Annmos weich timbrierter, sensibel eingesetzter lyrischer Tenor berechtigt fraglos zu den schönsten Hoffnungen.


Orfeos anrührende Klage-Arie


Unter Anna-Sophie Brünings Leitung musiziert das Philharmonische Orchester bei Donizettis Arie ebenso einfühlsam und stilsicher wie bei Glucks "Orpheus und Eurydike" (Premiere: 22. Juni 2014). In der berühmten Klage-Arie des Orfeo ("Che faro senza Euridice") zieht Verena Usemann mit intensiver Gestaltung und differenziertem Ausdruck in Bann.


Gabriela Künzler als alternde Diva


Mit großen Gesten interpretiert Gabriela Künzler unter Roland Fisters Dirigat die Rolle der alternden Diva Norma Desmond in einem Ausschnitt aus Andrew Lloyd Webbers "Sunset Boulevard" (Premiere: 10. Mai 2014).
Schließlich die Operette: Als Leopold in Benatzkys "Weißem Rössl" (Premiere: 29. März 2014) überzeugt der junge Tenor David Zimmer stimmlich wie darstellerisch als Leopold (Dirigent: Lorenzo da Rio).


"Lustige Witwe" zum Abschluss


Die erste Operette der neuen Saison (Premiere am 7. Dezember) bildet dann den Abschluss des gefeierten Gala-Abends: Franz Lehárs "Lustige Witwe". Karsten Münster als Danilo und Sofia Kallio mit dem "Vilja-Lied" überzeugen gleichmaßen.