Coburg
Brexit
Gebürtige Briten in Coburg sind enttäuscht vom Referendum
Nach dem EU-Referendum in Großbritannien trafen sich drei in Coburg lebende Briten ein zweites Mal im "British Corner". Auch sie waren überrascht.

Nach dem Ausgang des Referendums warten Nick Barton, Karen Adam-Bohley und Paul Jenkinson (von links) die Entwicklung ab. Foto: Fenna Kreuz
Dass sich tatsächlich 51,9 Prozent ihrer Landsleute für den Brexit entscheiden, hätten die drei gebürtigen Briten Nick Barton, Karen Adam-Bohley und Paul Jenkinson nicht gedacht. "Als ich es gehört habe, war ich völlig baff", erzählt Barton. "Am Freitag musste ein schöner französischer EU-Wein her, um das zu verkraften", meint er lachend. Auch Jenkinson und Adam-Bohley waren geschockt, als sie morgens am 24. Juni vom Ergebnis der Abstimmung erfahren haben. "Ich habe auf mein Tablet geschaut und war total enttäuscht", meint Jenkinson, dessen Bruder auch für den Brexit gestimmt hat. "Ich habe ihn gefragt, was ihm nicht gefällt. Alle haben ein bequemes Leben. Als Grund hat er mir die Immigration genannt."
Immigration - das Topthema der Brexit-Befürworter, die zum Teil auch mit Fremdenfeindlichkeit Wähler für ihre Kampagne gewinnen konnten.
Obwohl sie die britische Staatsbürgerschaft haben, durften die drei Coburger, die gerne für "Bleiben" gestimmt hätten, nicht am Referendum teilnehmen: Als "Expats", wie Briten genannt werden, die im Ausland leben, haben sie nach über 15 Jahren in Deutschland kein Stimmrecht in Großbritannien mehr. "1,2 Millionen Briten leben in Resteuropa", berichtet Nick Barton. Wenn die "Expats" mit abgestimmt hätten, wäre es wahrscheinlich nicht zum Brexit gekommen, glaubt er. "Ich habe gelesen, dass in Australien lebende Briten ihre Wahlbriefe erst am Tag der Wahl empfangen hätten, und deshalb nicht mehr rechtzeitig abstimmen konnten", fügt Karen Adam-Bohley hinzu.
Das sind zwei der Gründe, warum Nick Barton und Paul Jenkinson ein
zweites Referendum fordern. Dafür haben sie auch schon eine Petition im Internet unterschrieben. "Ich akzeptiere die Entscheidung so nicht", sagt Nick Barton. "Die Abstimmung ist zu knapp und zu wichtig gewesen", stimmt ihm Jenkinson zu. Nach dem Referendum hätten die Brexit-Befürworter und Populisten Boris Johnson und Nigel Farrage ihr wahres Gesicht gezeigt und eingestanden, dass sie ihre Wahlversprechen nicht halten könnten, erklären sie.
"Das haben die Leute, die für den Brexit waren, gesehen, und würden sich ihre Entscheidung im zweiten Referendum nochmal überlegen. Ich würde mein Haus darauf verwetten, dass das zweite Referendum anders ausgehen würde", meint Nick Barton. "Für viele Brexit-Befürworter war es eine emotionale Entscheidung aufgrund von Lügen ohne Fakten", fügt er hinzu.
Karen Adam-Bohley sieht die Forderung nach einer zweiten Abstimmung mit gemischten Gefühlen: "Irgendwann muss Schluss sein, auch nach einem zweiten Referendum gäbe es keinen Plan" sagt sie. Auch dem Vorhaben der schottischen Regierung, sich von Großbritannien abzuspalten, um in der EU bleiben zu können, steht Karen Adam-Bohley kritisch gegenüber: "Es macht keinen Sinn, Mini-Länder zu schaffen. Aber ich finde es klasse, dass wir pro Europa sind", meint die gebürtige Schottin. "Ich weiß nicht, was die Lösung ist. Viele Schotten wollen nicht noch ein Referendum." Von ihren schottischen Freunden seien viele trotz der aktuellen Ereignisse pro Großbritannien, erzählt sie.
Die politische Situation in Großbritannien sei eine Katastrophe, "es gibt kein Vertrauen in die Politik mehr", meint Paul Jenkinson. "Nur die ,Upper Class‘ ist vertreten, 70 Prozent der Politiker sind auf Privatschulen gegangen", erklärt Nick Barton. "Das Volk ist in Deutschland viel mehr vertreten, auch die Gewerkschaften haben hier mehr Macht", fügt er hinzu. Für diese Situation gebe die englische Bevölkerung fälschlicherweise den Immigranten die Schuld, wodurch es zum Brexit kommen konnte, sagt er. "Die Regierung ist zerstritten", meint Barton. Er befürchtet, dass sich die Bevölkerung weiter radikalisieren könnte. "Ich überlege jetzt, den deutschen Pass zu beantragen. Ich bin nicht mehr stolz darauf, Engländer zu sein", sagt Nick Barton. Im Gegensatz zu ihm möchten Paul Jenkinson und Karen Adam-Bohley ihren britischen Pass behalten.
Immigration - das Topthema der Brexit-Befürworter, die zum Teil auch mit Fremdenfeindlichkeit Wähler für ihre Kampagne gewinnen konnten.
"Die Leute sehen in den Immigranten Feinde", das hätten vor allem die Boulevard-Blätter zu verantworten, meint Nick Barton.
Obwohl sie die britische Staatsbürgerschaft haben, durften die drei Coburger, die gerne für "Bleiben" gestimmt hätten, nicht am Referendum teilnehmen: Als "Expats", wie Briten genannt werden, die im Ausland leben, haben sie nach über 15 Jahren in Deutschland kein Stimmrecht in Großbritannien mehr. "1,2 Millionen Briten leben in Resteuropa", berichtet Nick Barton. Wenn die "Expats" mit abgestimmt hätten, wäre es wahrscheinlich nicht zum Brexit gekommen, glaubt er. "Ich habe gelesen, dass in Australien lebende Briten ihre Wahlbriefe erst am Tag der Wahl empfangen hätten, und deshalb nicht mehr rechtzeitig abstimmen konnten", fügt Karen Adam-Bohley hinzu.
Zweites Referendum?
Das sind zwei der Gründe, warum Nick Barton und Paul Jenkinson ein
zweites Referendum fordern. Dafür haben sie auch schon eine Petition im Internet unterschrieben. "Ich akzeptiere die Entscheidung so nicht", sagt Nick Barton. "Die Abstimmung ist zu knapp und zu wichtig gewesen", stimmt ihm Jenkinson zu. Nach dem Referendum hätten die Brexit-Befürworter und Populisten Boris Johnson und Nigel Farrage ihr wahres Gesicht gezeigt und eingestanden, dass sie ihre Wahlversprechen nicht halten könnten, erklären sie."Das haben die Leute, die für den Brexit waren, gesehen, und würden sich ihre Entscheidung im zweiten Referendum nochmal überlegen. Ich würde mein Haus darauf verwetten, dass das zweite Referendum anders ausgehen würde", meint Nick Barton. "Für viele Brexit-Befürworter war es eine emotionale Entscheidung aufgrund von Lügen ohne Fakten", fügt er hinzu.
Karen Adam-Bohley sieht die Forderung nach einer zweiten Abstimmung mit gemischten Gefühlen: "Irgendwann muss Schluss sein, auch nach einem zweiten Referendum gäbe es keinen Plan" sagt sie. Auch dem Vorhaben der schottischen Regierung, sich von Großbritannien abzuspalten, um in der EU bleiben zu können, steht Karen Adam-Bohley kritisch gegenüber: "Es macht keinen Sinn, Mini-Länder zu schaffen. Aber ich finde es klasse, dass wir pro Europa sind", meint die gebürtige Schottin. "Ich weiß nicht, was die Lösung ist. Viele Schotten wollen nicht noch ein Referendum." Von ihren schottischen Freunden seien viele trotz der aktuellen Ereignisse pro Großbritannien, erzählt sie.