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"Fürsprech" der Denkmäler in Coburg


Autor: Simone Bastian

Coburg, Dienstag, 30. April 2013

Hans-Heinrich Eidt feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Sein Engagement fürs Stadtbild machte ihn zu einem der dienstältesten Stadträte.
Hans-Heinrich Eidt Foto: Simone Bastian


Ob Hans-Heinrich Eidt jemals Stadtrat geworden wäre, hätte er nicht in den USA studiert? Denn bei diesem Auslandsaufenthalt lernte er "die Unwirtlichkeit der Städte" kennen, wie er sagt. Als er 1973 als junger Rechtsanwalt zurück nach Coburg kam, standen ihm die Eindrücke aus den USA noch deutlich vor Augen. Und in Coburg tobte eine erbitterte Diskussion darüber, wieviel von der alten Stadt denn noch dem autogerechten Ausbau geopfert werden solle.

Hans-Heinrich Eidt schloss sich der neuen Vereinigung namens "Stadtbild" an, die gegen eine Schlossplatztiefgarage samt Osttangente und gegen ein Müllheizkraftwerk auf dem SÜC-Gelände kämpfte. Sie taten es mit Veranstaltungen, Anzeigen und Leserbriefen.

Eidt war einer der fleißigen Autoren - und als er 1978 auf Platz 11 der Stadtratsliste der FDP kandidierte, wählten ihn die Coburger nach vorne auf Platz 2.

Seitdem sitzt er im Stadtrat und hat sich längst die Gelassenheit eines Elder Statesman zugelegt. Er hat ja auch schon einiges mitgemacht, eigene Sinneswandel inbegriffen: Mit dem derzeit diskutierten Modell einer Schlossplatztiefgarage zwischen Rondell und Landestheater könne er sich durchaus anfreunden, sagt er.

Großes Hobby: Reiten

Anwalt, Stadtrat, Stadtbild-Vorsitzender seit 1976 - doch sein großes Hobby ist das Reiten. Vorsitzender vom Reitverein ist er ja auch noch. Doch eins seiner beiden Pferde hat er inzwischen verkauft, "im Hinblick auf meine kommende Armut", wie er ein bisschen kokett sagt. Denn er will zum 70. Geburtstag aus der Anwaltssozietät ausscheiden und nur noch als freier Mitarbeiter weitermachen. "Für Mandanten bin ich weiterhin zu erreichen", sagt er.

Vor gut sechs Wochen hat er noch einmal eine große Reise angetreten, nach Kambodscha und Myanmar, seine vorläufig letzte. Reisen, unterwegs Land und Leute fotografieren sind zwei weitere große Hobbys von ihm. Vor kurzem hat er außerdem noch einmal geheiratet. Seine Frau Daniela ist 29 Jahre jünger, "und Reisen mag sie überhaupt nicht", verrät er. "Dafür reitet sie umso besser." Kennengelernt haben sich die beiden im Reitverein.
"Ich fühle mich noch gar nicht wie 70." Deshalb denkt er auch noch nicht ernsthaft an einen Ruhestand. Zum einen hat er noch Mandanten, zum anderen "liegt noch genug Arbeit auf meinem Schreibtisch". Nicht nur juristische Fälle: Die Biografie seiner Mutter will er noch schreiben, für seine beiden Söhne aus erster Ehe einen Stammbaum anlegen, und in Sachen Stadtbild gibt es auch noch genug zu tun. Die Vereinigung darf Zuschüsse für die Sanierung alter Häuser in Coburg verteilen, zur Verfügung gestellt von den beiden Brose-Gesellschaftern Michael Stoschek und Christine Volkmann, die Eidt seit seiner Jugendzeit kennt.

Traum: einen Krimi schreiben

Außerdem würde er gern noch einen Krimi schreiben. Als Grundlage dient "ein Fall, den ich abgelehnt habe", erzählt er. Eine "Vergewaltigung, die meines Erachtens keine war", und Eidt hätte seinerzeit den Angeklagten verteidigen sollen. Er lehnte ab, ohne die Akte zu lesen, weil er keine Chance sah. Erst später erhielt er Einblick in die Akten und steht seither "vor einem beruflich-moralischen Problem: Vielleicht wäre er freigesprochen worden, wenn ich ihn verteidigt hätte." Mit solchen Fällen habe er durchaus Erfahrung, sagt er: "Ich habe einige Angeklagte verteidigt, die wegen Mordes vor Gericht standen und wegen fahrlässiger Tötung verurteilt wurden." Derzeit vertritt er einen Coburger, der im Oktober 2012 seine Ehefrau erschossen haben soll. Die Anklage lautet auf Totschlag. Ein Unfall, sagt Eidt: Der tödliche Schuss habe sich aus Versehen gelöst, weil der Mann mit der entsicherten Waffe in der Hand stolperte.

Er verstehe sich als "Fürsprech", sagt Eidt. Fürsprech ist die schweizerische Bezeichnung für Anwalt. "Das finde ich viel besser. Als solchen habe ich mich immer gesehen."