Forschung ist in Coburg vor allem Praxis
Autor: Simone Bastian
Coburg, Donnerstag, 10. Januar 2013
Wieder ein Fest auf dem Campus Design in Coburg: Das Institut für Sensor- und Aktortechnik erhält ein neues Gebäude - und Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) darf sich einiges anhören.
Dem Minister blieb die Stimme weg. Allerdings weder wegen der Summen, die der Freistaat für die Hochschule Coburg investiert noch wegen der Erfolge, die diese Hochschule vorzuweisen hat, sondern erkältungsbedingt. Deshalb ließ Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) gestern seinen Ministerialdirigenten Wolfgang Zeitler zur Eröffnung des neuen Isat-Gebäudes reden.
Der lobte im Namen des Ministers vor allem die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft, die bei den Neubauten im Campus Design zum Ausdruck komme: Die Gebäude auf dem Hofbräugelände wurden (und werden) von privaten Investoren errichtet und vom Freistaat beziehungsweise vom Studentenwerk gemietet. 35 Millionen Euro würden insgesamt auf dem Campus Design investiert, sagte Hochschulpräsident Professor Michael Pötzl. Das Lehrgebäude für angehende Architekten und Bauingenieure wurde im September eingeweiht, nun folgte das neue Haus für das Institut für Sensor- und Aktortechnik (Isat). Aber das Bauen geht weiter: Ein Studentenwohnheim und eine Mensa sollen noch folgen; außerdem sind auf dem Hauptcampus Friedrich-Streib-Straße Um- und Ausbaumaßnahmen für 50 Millionen Euro vorgesehen.
Früher waren die Fachhochschule allein der Lehre vorbehalten. Seit einigen Jahren heißen sie "Hochschule für angewandte Wissenschaft" und dürfen auch forschen - allerdings brauchen sie dafür Geldgeber. Das Isat schlage hier die Brücken zur Wirtschaft, sagte dessen Gründer und Geschäftsführer Professor Gerhard Lindner, bis 2003 selbst Präsident der (damals noch) Fachhochschule. Das Institut entwickelt im Auftrag und in Zusammenarbeit mit Firmen Lösungen für deren Probleme. Unter den Kunden befinden sich auch etliche aus der Region, angefangen bei Kapp und Brose. So entwickelt das Isat unter anderem für Kapp Verfahren zur berührungslosen Untersuchung von Oberflächen.
Das Isat hat aber auch schon zwei Ausgründungen erlebt: Studenten, die sich mit ihren Verfahren selbstständig machten, gründeten Unternehmen. "Der Standardkarriereweg unserer Mitarbeiter ist Vorstand einer Aktiengesellschaft", sagte Lindner schmunzelnd.
Was das Isat tut, zeigten Lindner und seine Mitarbeiter beim anschließenden Rundgang im neuen Gebäude, das allerdings noch nicht ganz bezugsfertig ist. So entwickelte das Isat für Brose eine berührungsempfindliche Fensterscheibe. Zu sehen war auch der Prototyp einer Dunstabzugshaube, die keine Schalter mehr braucht, sondern die über Berührungen an bestimmten Stellen ein- und ausgeschaltet werden kann. Mit Hilfe von Ultraschall lassen sich selbstreinigende Oberflächen schaffen, Stickstofflaser messen berührungslos die Beschaffenheit von Oberflächen. Freilich durften die Vorführungen nicht allzu sehr in die Tiefe gehen: Mit den Kunden sei Vertraulichkeit vereinbart, sagte Lindner.
Der Hochschulchor "Klangfänger" umrahmte die Feier musikalisch. Studentische Stimmen waren auch danach zu hören: Sie nutzten den Besuch des Ministers zum Protest gegen Studiengebühren. Vor allem Heubischs FDP hält daran fest.