Bürgermeister Jürgen Wittmann erregt mit einem Flyer gleich drei Fraktionen. CSU, SPD und FW halten mit einem eigenen Druckwerk und harter Kritik dagegen.
Alltäglich ist es nicht, dass sich mehrere Fraktionen eines Gemeinderats aus sehr unterschiedlichen Lagern in völliger Einheit zusammenraufen. In Grub haben das die Ratsmitglieder aus CSU, SPD und FW getan. Zweiter Bürgermeister Helfried Schreiner (CSU) spricht gar von einem "historischen Treffen".Was sie eint, ist die Überzeugung, dass die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Jürgen Wittmann (GfG) aus ihrer Sicht so nicht weitergehen kann. Was sie aufregt, das ist ein Flyer, in dem der Bürgermeister Bilanz zu seiner Arbeit zieht und - ein Jahr vor der Kommunalwahl - damit den Wahlkampf einläutet.
Erfolgsbilanz
Von seinen Erfolgen ist da die die Rede, von Durchsetzungskraft und Projekten die "zeitnah umgesetzt" werden. Und - Aufreger Nummer eins für die drei Fraktionen - von Widerständen im Gemeinderat, die Jürgen Wittmann habe überwinden müssen, um seine Ziele durchzusetzen. "Gut für Grub. Wir ziehen Bilanz", steht auf dem Flyer und bewusst: "15. März 2020 Kommunalwahl. Noch ein Jahr bis zur Wahl! Wir ziehen Bilanz!"
Mit Blick auf den Flyer, aber auch auf die fünf Jahre von Jürgen Wittmann im Amt, fasst Gregor Matthe (CSU) die Ansicht der drei Fraktionen zusammen: "Der Bürgermeister ist nicht Bürgermeister für die Gemeinde sondern für seine Partei". Gemeinsam stellen die drei Fraktionen dem Wittmanns einen eigenen Flyer entgegen. "Auch wir ziehen Bilanz!", ist er überschrieben. Alle Fraktionsmitglieder haben unterzeichnet.
Die zwölf Ratsmitglieder wenden sich darin gegen den Eindruck, der Bürgermeister treffe alle Entscheidungen. Schließlich fasse das gesamte Gremium die Beschlüsse. Der Bürgermeister hat darin nur eine Stimme und seine Wählergruppe Gut für Grub (GfG) mit ihm gerade fünf von 17 Stimmen.
Dass von Widerständen im Gemeinderat die Rede ist, dem halten die Vertreter der Ratsmehrheit entgegen, dass die Umsetzung der gefassten Beschlüsse eine dienstliche Aufgabe des Bürgermeisters ist.
Der Spielplatz am Schützenplatz sei eben nicht von Jürgen Wittmann "vorbereitet, durchgesetzt und zeitnah umgesetzt" worden, wie es im Flyer heißt. Vielmehr sei es ein Vorschlag der Ratsmitglieder Matthias Kreisler (FW), Gregor Matthe (CSU) und Günter Peinelt (SPD) gewesen, den Spielplatz am Fichtenweg zu verkaufen und das Geld für den Platz am Schützenhaus zu verwenden.
Wittmanns Behauptung, er habe die Wirtschaftsentwicklung der Gemeinde durch "konstruktive Gespräche wieder in Gang gebracht", halten die Vertreter aller anderen Fraktionen entgegen, dass sich im Gegenteil im Gewerbegebiet Zeickhorn nichts bewege.
Wenn es was Gutes war, haben wir es gemeinsam geschaffen - aber ohne dem Bürgermeister. Ist es schlecht gelaufen, war es der Bürgermeister - und wir hatten ja schon lange vorher gewarnt. Die Sorgen- und Bedenkenträger sind wieder unterwegs. Es wurden dem Bürgermeister von allen drei Fraktionen ungerechtfertigte Vorhalte gemacht und um die Ohren gehauen. Vor allen Dingen, als er krankheitsbedingt abwesend war. Jetzt ist der Aufschrei groß, wenn es gerade gerückt wird.