Flötenklänge verzaubern im Friedensmuseum
Autor: Jochen Berger
Meeder, Montag, 04. Februar 2013
So wird der ehemalige Physiksaal der Meederer Schule zum Konzertsaal. Auf dem Programm stehen Werke von Georg Friedrich Händel bis Claude Debussy.
Ein Cembalo ist ein sensibles Wesen. Auf jede Temperaturschwankung reagiert das zart besaitete Tasteninstrument verstimmt. Und so sitzt Gary O'Connell vor Beginn des Konzerts im Friedensmuseum Meeder an seinem Cembalo und stimmt geduldig Saite für Saite. Das suchende Zirpen wird so zur Ouvertüre vor der Ouvertüre - angewandte Physik im Grunde.
Und damit passt dieser ewige Kampf des Cembalisten um die passende Stimmung irgendwie ganz gut in diesen Raum, den zum Kammermusiksaal verwandelten Vortragssaal des Friedensmuseums Meeder, der ehedem ein Physiksaal war - damals, als die Grundschule Meeder noch eine Hauptschule war.
Debussy zum Auftakt
Debussy und Händel, Bach und Hindemith - das Programm pendelt kontrastreich zwischen Barock und 20. Jahrhundert, zwischen Solostück und Triobesetzung mit Flöte, Violoncello und Cembalo. Dieser Abend, den Marthel Witkowski (Flöte), Ulrike Gossel (Violoncello) und Gary O'Connell gestalten, soll zum Auftakt einer ehrgeizigen Reihe von Konzerten werden, die die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Meeder und die Johann-Nikolaus-Forkel-Gesellschaft künftig an jedem ersten Sonntag im Monat planen. Der Beginn dieses Auftaktkonzertes ist der Soloflöte vorbehalten. Farbenreich und schwebend im Klang musiziert Marthel Witkowski Claude Debussys "Syrinx". Paul Hindemith war als ausübender Musiker wie als Komponist ein Universalist.
Fein nuancierter Ton
Fast jedes Instrument des klassischen Sinfonieorchesters hat Hindemith mit Kompositionen bedacht - auch die Querflöte. In den "Acht Stücken für Flöte allein" aus dem Jahr 1927 entfaltet er in jeweils kurzen Sätzen vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten dieses Instruments, wie Marthel Witkowski mit fein nuanciertem Ton und fließender Geläufigkeit demonstriert. Solistisch tritt aber auch das Cembalo hervor - in Georg Friedrich Händels Passacaille in g-Moll aus dem Jahr 1720. Hier demonstriert Gary O'Connell, dass er nicht nur aufmerksam begleiten, sondern auch stilsicher solistisch agieren kann.
Dazu erleben die beachtlich zahlreichen Zuhörer lebendig dialogisierendes Musizieren in einer Sonate F-Dur von Georg Friedrich Händel für Flöte und Basso continuo und in Johann Sebastian Bachs g-Moll-Sonate für Flöte, Violoncello und Cembalo obligato, in der alle drei Stimmen gleichermaßen wichtig sind und entsprechend prägnant zu Geltung kommen.
Der "Alte Fritz" als Komponist
Ein gefälliges Beispiel für den galanten Stil zwischen Barock und Klassik ist dann die Sonate e-Moll des ebenso musisch wie kriegerisch gestimmten Preußen-Königs Friedrich II. Der "Alte Fritz", von dem im vergangenen Jahr einige Autographen in den Coburger Kunstsammlungen entdeckt wurden, war durchaus ein talentierter Tonsetzer, wie diese sorgfältige Wiedergabe belegt.
Geschmeidige Melodik
Unüberhörbar freilich der immense Qualitätsunterschied zu Carl Philipp Emanuel Bach, dessen "Hamburger Sonate" G- Dur für Flöte und Basso continuo dann den Ausklang bildet. Die geschmeidige Melodik und der empfindsame Ausdruck dieser Musik kommt in dieser tadellos harmonierenden Wiedergabe schön zur Geltung. Entsprechend ausdauernd ist der Applaus, den die Interpreten schließlich noch mit einer Zugabe belohnen - dem Finale aus Händels F-Dur-Sonate.
Musiker gastieren in Meeder
Marthel Witkowski besuchte als Jungstudentin das Julius-Stern-Institut der Hochschule der Künste Berlin, studierte an der Musikhochschule Lübeck und ist seit 1988 Soloflötistin am Landestheater Coburg.
Ulrike Maria Gossel studierte Cello am Salzburger Mozarteum. Sie unterrichtet an der Musikschule Coburg und spielt als Gast im Philharmonischen Orchester Landestheater Coburg.
Gary O'Connell absolvierte eine kirchenmusikalische Ausbildung als Orgelstipendiat und einen Magister-Studiengang für Alte Musik am University College Cork in Irland. Von 1991 bis 1993 studierte er im Aufbaustudium Konzertcembalo an der Musikhochschule Karlsruhe. Seit 2001 ist er Organist bei der evangelisch-lutherischen Kirche im Dekanat Coburg und konzertiert zudem regelmäßig mit Ensembles verschiedener Besetzungen.