Wenige Wochen vor der Bundestagswahl will sich der Zweite Bürgermeister (und Bundestagskandidat) nicht auf Steuerzahlers Kosten feiern lassen. Ein zunächst geplanter Empfang hätte 10 000 Euro kosten sollen.
Es hätte so schön werden können: am Vormittag ein Bürgerempfang, bei dem jeder gratulieren kann, am Nachmittag eine offizielle Veranstaltung mit geladenen Gästen bei Kaffee und Kuchen. Und am frühen Abend hätten alle miteinander am Schützeneinzug teilgenommen. So hätte Norbert Tessmers 60. Geburtstag am 4. August ablaufen können. So hatte es der Verwaltungssenat am Montag mit Mehrheit in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen.
Aber nun will Norbert Tessmer nicht mehr. Der Zweite Bürgermeister und SPD-Bundestagskandidat war ohnehin nicht begeistert von der Idee, dass für ihn eine solche Feier ausgerichtet werden sollte. Sagt er selbst, sagen auch andere, die ihn kennen. Aber er hätte mitgemacht, "weil das halt so üblich ist", sagt er.
Üblich? Das kann derzeit keiner beantworten.
Der letzte Zweite Bürgermeister, der im Amt 60 wurde, war Richard Dlouhy (CSU). Wie das damals gehandhabt wurde, ließ sich im Rathaus nicht auf die Schnelle herausfinden. Den Empfang zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 2004 bezahlte der Zweite Bürgermeister Hans-Heinrich Ulmann (damals noch CSU, heute CSB) selbst, wie er sagt.
Fest steht, dass die Stadt 2009 die Empfänge zum 50. Geburtstag des Oberbürgermeisters finanzierte: Am Vormittag fand ein Bürgerempfang im Rathaussaal statt, am Nachmittag einer mit geladenen Gästen im Kongresshaus. Der Kostenrahmen von 10 000 Euro sei damals gerade so eingehalten worden, sagt Stadt-Pressesprecher Michael Selzer.
10 000 Euro waren auch für den Tessmer-Empfang vorgesehen, allerdings mit der festen Absicht, dass die Veranstaltung nicht so teuer werden solle.
Im Verwaltungssenat wurde zwar nicht über die Person Norbet Tessmer diskutiert, aber übers Geld und darüber, dass man "nicht Ehrenamtsempfänge absagen und dann für den Zweiten Bürgermeister einen ausrichten" könne, berichten Teilnehmer. Gegen den Geburtstagsempfang stimmten Alfred Lieb (CSB), der für diesen Punkt die Sitzung leitete, und René Boldt (Junge Coburger). Norbert Tessmer hatte als Betroffener zu diesem Zeitpunkt den Senat schon verlassen.
"Peinlich" sei das, wenn ein Empfang "für einen ohne jeden Zweifel verdienten Bürgermeister zu seinem 60. Geburtstag abgelehnt wird", sagte Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) am Dienstag.
"Ich kenne kein Beispiel, wo es so etwas gegeben hätte." Kastner hatte den Antrag unterzeichnet, war aber selbst nicht in der Sitzung wegen auswärtiger Termine.
Kaum war die nichtöffentliche Sitzung vorbei, als auch schon Teile der Öffentlichkeit davon wussten. Damit konfrontiert, sagte Tessmer, dass er die Feier nicht wolle. "Ich will damit nichts mehr zu tun haben. Das Kapitel ist für mich abgeschlossen. Es gibt keinen Empfang", bestätigte er am Dienstag.
Ihm selbst wird die Absage jedenfalls mehrheitlich positiv ausgelegt, als Zeichen der Bescheidenheit. Das zeigen die Kommentare auf Tessmers Facebook-Seite. "Wir werden gegen den Willen des Betroffenen keinen Empfang ausrichten", sagte Norbert Kastner.
Die angeblich von Sparzwängen und Finanznöten geplagte Stadt Coburg wollte den stolzen Betrag von 10.000 € für die Geburtstagsfeier eines zweiten Bürgermeisters ausgeben. Wie war das noch mit dem Sparen auf allen Ebenen ? Die Sache ist wieder ein weiteres Beispiel für die im Coburger Rathaus übliche Vetternwirtschaft. Bei der Kommunalwahl 2014 hat der Wähler die Möglichkeit, solche Vettern- und Misswirtschaft abzuwählen.
macht es besser. Die CSU sicher nicht!
eben erst bewiesen.
Gut so.
Ein Empfang zum 60. für €10.000 - bezahlt aus öffentlichen Geldern? ... er hätte mitgemacht, "weil das halt so üblich ist". Üblich? Da hat ihn sein Instinkt ganz schön verlassen.
"Peinlich" ist es, eine so hohe Summe unter den gegebenen Steuerumständen in Coburg als selbstverständlich anzusehen.
Und Tessmer arbeitet schließlich nicht ehrenamtlich, sondern erhält ein auskömmliches Gehalt für seine Tätigkeit! Da müsste auch eine Geburtstagsfeier drin sein - sie muss ja nicht über den Vormittag und Nachmittag zum frühen(?) Abend (Schützenfest...) gehen.
"weil das halt so üblich ist" - herrjemiene - haben unsere volksvertreter denn keine eigene meinung?!?
bringt man eigentlich schon kindern bei: alle anderen dürfen aber........ja - und bei uns zu hause gelten diese
regeln. nennt man eigenverantwortung.
und immer wieder feiern - coburg amüsiert sich noch zu tode. klar, wenn man dauernd abgelenkt ist, kommt man ja auch nicht zum nachdenken. und das wäre doch mal wieder zwingend notwendig - klare, gute entscheidungen treffen - auch mal entgegen dem mainstream! sowas nennt man "zivilcourage".