Englischer Chor zu Gast in der Morizkirche

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Der "Chichester Cathedral Choir" gastierte in Coburg und begeisterte das Publikum mit seine rKlangkultur und seinem ausdrucksvollen gesang.Fotos: Jochen Berger
Der "Chichester Cathedral Choir" gastierte in Coburg und begeisterte das Publikum mit seine rKlangkultur und seinem ausdrucksvollen gesang.Fotos: Jochen Berger
Mit einfühlsamen Gesten gestaltet Chorleiterin Sarah Baldock den Klang des "Chichester Cathedral Choirs". Fotos: Jochen Berger
Mit einfühlsamen Gesten gestaltet Chorleiterin Sarah Baldock den Klang des "Chichester Cathedral Choirs". Fotos: Jochen Berger
 
 
 
 
 
Chorleiterin Sarah Baldock
Chorleiterin Sarah Baldock
 
Organist Timothy Ravalde
Organist Timothy Ravalde
 
 

Kann man Nationalitäten am Klang ihres Singens erkennen? Wer den Chor der Kathedrale von Chichester aus Südengland bei seinem Gastspiel in der Coburger Morizkirche erlebt, wird diese Frage wahrscheinlich bejahen.

Denn der Klang dieses Kathedral-Chores ist tatsächlich genau so, wie man sich einen Chor von der Insel vorstellt. Die Mischung aus hellen Knabenstimmen in den Oberstimmen und professionell geschulten Männerstimmen in den tiefen Stimmen ergibt diesen unverwechselbaren Klang. Dieser Klang ist nicht wuchtig, sondern hell und schlank, aber sehr wohl in allen Lagen bemerkenswert tragfähig.

Mit innigem Ausdruck

Schon der Beginn lässt aufhorchen: Von der Orgelempore herab tönt "O be joyful in the Lord" von Ralph Vaughan Williams. Im Wechselspiel von Orgel und Chor erklingt am Anfang jubelndes Gotteslob, abgelöst von schwebenden, ruhig fließenden Passagen mit innigem Ausdruck. Mühelos füllt der Klang auch in Lennox Berkeley "Thou hast made me" den Raum bis in die entferntesten Winkel - im zarten Pianissimo ebenso wie im abgerundeten Forte.
Wie viele Stimmen wohl für diesen Klangzauber nötig sind?

Im zweiten, a cappella vor dem Altar gesungenen Teil erlebt das beachtlich zahlreiche Publikum dann den Chor sichtbar mit seinen lediglich knapp zwei Dutzend Stimmen.

Bemerkenswerte Klangkultur

Der "Chichester Cathedral Cho ir" ist ein sorgsam geschulter, aber ganz gewiss kein stur gedrillter vokaler Klangkörper - Stimmen, die nicht als Singmaschinen abgerichtet sind. Dabei ist dennoch sofort hörbar, wie gründlich und konsequent in diesem Chor an der Klangkultur gearbeitet wird - und daran, genau aufeinander zu hören, andere Stimmen nicht einfach bedenkenlos zu übertönen.


Sensibler Ausdruck


Dieser Chor singt stets mit fein differenzierter Dynamik, mit sensibel nuanciertem Ausdruck. Dabei verzichtet Sarah Baldock als Chorleiter völlig auf exaltierte Gestik, die jeden Konsonanten, jede Ausdrucksnuance mit breiter Geste in die Luft malen will. Sie achtet vielmehr auf ruhig fließende Bögen, lässt die Musik atmen, formt die Dynamik auf ganz natürlich anmutende Weise und erzielt mit sparsamen Akzenten sehr intensive Wirkung.

Das gilt auch für anspruchsvolle Werke des 16. Jahrhunderts, die in der Mitte des Programms erklingen: "Laudibus in sanctis" von William Byrd, "O sacrum convivium" von Thomas Tallis und "Omnes gents plaudite" von Christopher Tye.

Beeindruckend dann die scheinbar mühelos präzise Wiedergabe eines anspruchsvollen Werkes von Benjamin Britten: "Hymn to St. Cecilia".

Begeisterter Beifall

Dazwischen steuert der junge Organist Timothy Ravalde stilsicher und technisch souverän Orgelwerke von Orlando Gibbons, Dietrich Buxtehude und Johann Sebastian Bach bei.


Zum Abschluss dann zwei Lieder aus dem Zyklus "Songs of Farewell" von Charles Hubert Hastings Parry. Begeistert ausdauernder Beifall und eine Zugabe zum endgültigen Ausklang eines außergewöhnlichen Konzerts.


Zur Geschichte einer Partnerschaft


Der Chichester Cathedral Choir zählt 18 Knaben- und sechs Männerstimmen. Bereits ab dem Alter von sieben Jahren erhalten die Knaben eine umfassende Gesangs- und Instrumentalausbildung. Als Folge dieser qualifizierten Ausbildung hat der Chor bereits viele Musikpreisträger hervorgebracht.

Partnerschaft Im Jahr 1985 wurde bei einer Konferenz im oberfränkischen Coburg die Partnerschaft zwischen dem Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Bayreuth, dem Römisch-Katholischen Erzbistum Bamberg, der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg und der Anglikanischen Diözese Chichester begründet. Neben der alle zwei Jahre stattfindenden "Coburg-Konferenz" wird die Beziehung vor allem durch Verbindungen von Chören, Schulen, Gemeinden und persönlichen Kontakten lebendig gehalten.