Kleine Wunder ereignen sich manchmal im Verborgenen. Musikalische Wunder auch. Draußen versinkt Coburg in einer geradezu malerischen Schneenacht.
Und drinnen, in der winterlich frostigen Pfarrkirche St. Augustin, singt ein junges Vokalquintett aus Leipzig vor - sicherlich auch witterungsbedingt - überschaubarer Zuhörerschar mit faszinierender Klangkultur ein Adventskonzert, das sich jede besinnliche Anbiederung versagt. Sie nennen sich "Ensemble Nobiles" und sind allesamt ehemalige Thomaner.
Musikalische Reife beeindruckt Die Tenöre Christian Pohlers und Paul Heller, der Bariton Felix Hübner und die Bässe Lucas Heller und Lukas Lomtscher sind junge Stimmen der Jahrgänge 1989 und 1991 und verblüffen durch die unbeirrbare Ernsthaftigkeit ihrer Gestaltung, durch die musikalische Reife ihres Vortrags. Gewiss darf man bei ehemaligen Mitgliedern eines der renommiertesten Knabenchöre der Welt sorgsame Stimmschulung und Gespür für klanglich ausgewogenes Singen voraussetzen.
Wer die Klangkultur dieses Ensembles live erlebt, ist tief beeindruckt von der feinfühligen Differenzierung in Dynamik wie Ausdruck, mit der dieses Quintett singt.
Durch viele Jahrhunderte Das Programm: eine höchst anspruchsvolle Klangreise vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Am Anfang: ein frühes Beispiel von Mehrstimmigkeit, ein Organalsatz aus dem 12. Jahrhundert, gefolgt vom Kyrie aus der "Messe de Notre Dame" von Guillaume de Machault, 1364 möglicherweise zur Krönungsfeier Karls V. entstanden.
Mühelos gelingt dem "Ensemble Nobiles" dann der Sprung ins 20. und 21. Jahrhundert zu Hugo Distler und Peter Berg mit Motetten über "Macht hoch die Tür" und "O Heiland reiß' die Himmel auf". Faszinierend schließlich ein Motettenzyklus von Francis Poulenc nach Mariengesängen von Franz von Assisi - wunderbar in Balance gehalten zwischen fein
differenzierter Klangsinnlichkeit und transparenter Stimmführung.
Dann stellen sich zwei Ensemble-Mitglieder noch als kundige Tonsetzer vor - Christian Pohlers mit einem Ave Maria im Stile von Josequin Desprez und Paul Heller, der Leiter des Quintetts, mit der Rilke-Vertonung "Advent".
Eine Melodie aus der Auvergne beschließt dieses außergewöhnliche Konzert. Und während sich das Quintett im nächtlichen Schneetreiben auf den Heimweg nach Leipzig macht, bleibt dieser Eindruck zurück: A-cappella-Kunst in dieser Qualität bekommt Coburg nur äußerst selten zu hören.
Ehemalige Thomaner Ensemble Nobiles Im Januar 2006 gründete sich das Männerensemble Nobiles aus Mitgliedern des Thomanerchores Leipzig. Dort lernten sich die Sänger kennen und erhielten eine musisch vertiefte, neunjährige Ausbildung. Das Repertoire reicht von der spätmittelalterlichen Messe bis zur Moderne (www.ensemblenobiles.de).