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Dressel ist weg - und wer kommt nun?


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 04. März 2013

Ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl kommt der SPD ihr Kandidat abhanden. Nun wollen alle nur noch nach vorne schauen.
Mit 63 zu 57 Stimmen wurde Dressel am 21. September in Weidhausen als Bundestagskandidat nominiert. Hier gratulieren die SPD-Kreisvorsitzenden der Verbände Coburg-Land, Carsten Höllein (mit Blumenstrauß) und Kronach, Ralf Pohl. Ernstere Gesichter machen zwei von Dressels damaligen Konkurrenten, Marc Stichert (links) und Norbert Tessmer (daneben). Fotos: CT-Archiv


Die oberfränkische SPD-Bezirksvorsitzende Anette Kramme ist lange genug in der Politik, um auf Anhieb passende Worte zu finden: "Bedauerlich" sei der Rückzug von Carl-Christian Dressel, der im Rechtsausschuss des Bundestags durchaus einen guten Ruf genossen habe. Aber es sei "seine persönliche Entscheidung". Ja, sie habe von "Unstimmigkeiten an der Basis" gehört, und dass es "Differenzen mit Kreisverbänden" gegeben habe, solle man "nicht unter den Tisch kehren".

Es war Dressels Verhalten, das den Genossen immer wieder sauer aufstieß - zuletzt seine Erklärung, dass er sich wohl aus der Politik zurückziehen werde, wenn es ihm nicht gelinge, das Bundestagsmandat zu gewinnen. Nicht überraschend, eigentlich. Denn dass der ehrenamtliche Unterbezirksvorsitz in Coburg-Kronach nur schwer mit einer Tätigkeit als Referatsleiter im Thüringer Innenministerium zu vereinbaren ist, liegt nahe.

Aber das im beginnenden Wahlkampf zu erklären - das entlockte dem Coburger Landrat Michael Busch am Faschingsdienstag ein "Wie blöd kann man eigentlich sein!"

"Keine Vergangenheitsbewältigung" ist auch die Devise von Norbert Tessmer, der nun anstelle von Dressel nominiert werden soll. Wann, soll sich in den nächsten Tagen entscheiden; zeitnah soll es geschehen, sagt Stefan Leistner, der Vorsitzende des Stadtverbands Coburg. Die Versammlung werde in Kronach stattfinden, kündigt Ralf Pohl an, der dortige Kreisvorsitzende. Pohl wird zusammen mit Carsten Höllein, dem Kreisvorsitzenden im Landkreis Coburg, in den nächsten Monaten auch den SPD-Unterbezirk kommissarisch führen. Dort hat Dressel den Vorsitz mit sofortiger Wirkung niedergelegt.

Die Kronacher werden laut Pohl keinen Kandidaten vorschlagen, wobei Überraschungen bei der Nominierungsversammlung nie auszuschließen sind. Der neue Kandidat steht ohnehin auf einem schwierigen Posten: Einen Platz auf der SPD-Landesliste erhält er nicht mehr, die Liste steht. Dort vertritt nun Franziska Bartl alleine den Unterbezirk Coburg-Kronach. Sie rutscht von Platz 45 auf Platz 44 vor, weil mit Dressels Abgang Platz 39 frei wird. Auch der hätte kaum Aussicht auf einen Einzug in den Bundestag geboten.

Norbert Tessmer will sich in seinem Wahlkampf "auf den Frankenwald konzentrieren", kündigte er an. Dort will er mit den Themen punkten, die er auch in Coburg bearbeitet. "Wir müssen unsere Städte und Gemeinden so gestalten, dass wir attraktiv werden für Zuzüge und dass die Menschen hierbleiben. Die Arbeitsplätze sind ja da!"