Die Coburger Sportvereine machen mobil

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Die Mädels des TSV Bertelsdorf bei der Probe für ihren Schautanz. Die Gemeinschaftshalle in Bertelsdorf steht dem Verein kostenlos zur Verfügung - aber für das Training der Fußballjugend in der Halle der Schaumberger- und der Waldorfschule muss der Verein bezahlen. Foto: Simone Bastian
Die Mädels des TSV Bertelsdorf bei der Probe für ihren Schautanz. Die Gemeinschaftshalle in Bertelsdorf steht dem Verein kostenlos zur Verfügung - aber für das Training der Fußballjugend in der Halle der Schaumberger- und der Waldorfschule muss der Verein bezahlen. Foto: Simone Bastian

Die Stadt könnte mehr Geld einnehmen, wenn sie ihre Sporthallen teurer vermietet, findet die Sparkommission. Dagegen wehren sich nun die Coburger Sportvereine: Teure Hallen können sie sich nicht leisten.

Drei Euro Miete pro Stunde zuzüglich zur Pauschale von 60 Euro je Übungseinheit: Diese Zahlen stehen im Raum, und sie gefallen den Coburger Sportvereinen gar nicht. Denn es geht darum, dass sie künftig noch mehr für die Nutzung städtischer Sporthallen bezahlen sollen. Dabei sind die Kosten aber gerade erst verdoppelt worden.
Bislang zahlen Sportvereine, die in einer städtischen Halle trainieren, eine Pauschale pro Halleneinheit und Jahr. 30 Euro waren das bis zum Jahresende 2012, ab diesem Jahr sind es 60. Das seien 1,39 Euro pro Trainingsstunde und Halleneinheit, hat Jürgen Heeb ausgerechnet, der Vorsitzende des Sportverbands Coburg. Dort sind 56 Sportvereine zusammengeschlossen.

4,39 Euro sind zu viel

Doch nun gebe es Überlegungen, zusätzlich zu der Pauschale noch eine Miete von drei Euro pro Trainingstermin zu verlangen, sagt Heeb.
Damit würde eine Trainingseinheit 4,39 Euro kosten, und das sei für die Vereine schlichtweg nicht zu stemmen. So steht es auch in einer Resolution, die der Sportverband vor wenigen Tagen verabschiedet hat und die an alle Stadtratsfraktionen ging: "Für einige Vereine würde dies das Ende der Aktivitäten bedeuten, da diese Steigerungen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht zu schultern ist."
So sehen es auch Stefan Wulf, Vorsitzender der Coburger Turnerschaft, und Gerhard Fleißner, Vorsitzender des TV 1848. Beide Vereine zählen um die 1400 Mitglieder, beide halten viele breitensportliche Angebote bereit. Und beide gehören jetzt schon zu den Spitzenreitern, was die Belegung städtischer Hallen angeht. Der TV 1848 verfügt zwar über ein Außensportgelände, aber genauso wenig wie die Turnerschaft über eine eigene Halle.

"Rund 2500 Euro" wurden für den TV 1848 bislang für die Hallennutzung fällig, berichtet Gerhard Fleißner. Schon diese Summe wird sich dieses Jahr verdoppeln. "Das haben wir zähneknirschend hingenommen." Aber nun nochmal drei Euro je Trainingsstunde drauf? Das wären dann für den TV 1848 über 15   000 Euro pro Jahr. Aus den laufenden Mitteln sei das nicht zu finanzieren - und Beitragserhöhungen seien auch nicht drin, sagt Stefan Wulf. Bereits in diesem Jahr müsse die Turnerschaft mit rund 6500 Euro Hallenkosten rechnen. Mit einem Mitgliedsbeitrag 90 Euro pro Jahr gehöre die Turnerschaft schon zu den teueren Vereinen in Coburg. Die Jahresbeiträge für die Vereine liegen laut Heeb zwischen 50 und 120 Euro pro Jahr für Erwachsene. Davon müssen die Vereine die Beiträge an die verschiedenen Sportverbände abführen, Übungsleiter bezahlen und ihre laufenden Kosten decken. Und weil die Coburger Sportvereine untereinander auch durchaus in Konkurrenz stehen, seien Beitragserhöhungen schwer durchzusetzen, gibt Heeb zu bedenken.

Allerdings ist die Preiserhöhung derzeit nur ein Vorschlag des Spar- und Investitionsausschusses des Stadtrats, auch Sparkommission genannt. Beschlossen ist, dass diese Mieterhöhung erst mit dem Sportverband und den Vereinen diskutiert werden soll. Dann erst will die Sparkommission entscheiden, ob sie die Hallenmieten tatsächlich einführen will.

Nicht alle Vereine betroffen

Von den 56 Vereinen im Sportverband nutzen 20 städtische Hallen. Die Mehrheit dieser Hallennutzer unterstützt die Resolution, die Heeb im Namen des Sportverbands an die Stadträte verschickt hat. Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD), seines Zeichens auch Sportreferent der Stadt, wundert sich nicht über den Protest der Sportvereine - eher darüber, dass er so spät kommt. Er habe die Vereinsvertreter schon bei der Weihnachtsfeier im Dezember darüber informiert, dass die Erhöhung im Raum stehe. Die externen Gutachter, die für die Stadt Sparvorschläge erarbeitet hatten, hätten sogar noch einen höheren Betrag als drei Euro vorgeschlagen, sagt Kastner. Denn die Bedingungen sind in der Stadt Coburg immer noch günstig. Der Landkreis vermietet die Sporthallen seiner Schulen zum Beispiel für 15 Euro pro Termin. Die Stadt verlangt in ihrer HUK-Coburg-Arena sogar noch mehr: 30 Euro kostet die komplette Dreifachhalle pro Trainingsstunde. Für größere Belegungen, wie zum Beispiel jetzt für die Weltmeisterschaft im Indoor-Modellflug, vereinbart die Stadt Pauschalen.

Die Finanzlage der Vereine sei sehr unterschiedlich, sagt Kastner. "Es gibt Vereine, die hätten die höheren Kosten mit einer geringen Beitragserhöhung wieder drin." Andere wiederum seien in ihrer Existenz gefährdet. "Ich kann mir vorstellen, dass man in Anbetracht dieser Diskussion und Betroffenheiten zu einem anderen Ergebnis kommt: entweder eine niedrigere Erhöhung oder sie ganz aussetzen", sagt Kastner.

Ehrenamt und Kostendruck

Entschieden ist also noch nichts. Doch sowohl Heeb als auch Kastner warten darauf, dass die Vereine die Argumente liefern, die eine Erhöhung der Hallenmieten verhindern. In der Resolution finden sich einige: Sportangebote sind ein Standortfaktor, die Vereine machen Kinder- und Jugendarbeit, bieten aber auch Sportmöglichkeiten für Senioren. Die Arbeit wird ehrenamtlich erbracht - und gerade das Ehrenamt solle doch besser gestellt werden. "Die Arbeit, die die Sportvereine leisten, ist nicht durch andere Institutionen ersetzbar", warnt Stefan Wulf. Doch die Mieterhöhung würde die Turnerschaft in ihrer Existenz gefährden. "Ich selbst würde voraussichtlich mein Amt niederlegen."