Stefan Finzel im Gespräch: Der "neue Wischi"

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Stefan Finzel (52) gilt in Fußballerkreisen als der "neue Wischi". Der Unternehmer unterstützt aber nicht nur den Fußball-Kreisligisten SC Sylvia Ebersdorf als Großsponsor, sondern hat auch Interesse am Volleyball und Handball. Foto: Kristin Basel
Stefan Finzel (52) gilt in Fußballerkreisen als der "neue Wischi". Der Unternehmer unterstützt aber nicht nur den Fußball-Kreisligisten SC Sylvia Ebersdorf als Großsponsor, sondern hat auch Interesse am Volleyball und Handball. Foto: Kristin Basel

Stefan Finzel (52), Inhaber der Firma finori, gilt wegen seines finanziell außergewöhnlichen Engagement für den SC Sylvia Ebersdorf als "neuer Wischi".

Er gilt als sehr großer Förderer des Fußball-Kreisligisten SC Sylvia Ebersdorf. Für einige ist er sogar der "neue Wischi". Mit wie viel Geld Stefan Finzel in den letzten Jahren den Klub genau unterstützt hat, wollte er natürlich nicht preisgeben. Nur so viel: "Ich bin da sicher großzügig, aber alles geschieht mit Augenmaß".

Wir wollten noch mehr vom 52-jährigen zweifachen Familienvater wissen. Im großen Interview gibt der erfolgreiche Geschäftsmann, der sich mit dem Verkauf und dem Vertrieb von Möbeln längst weltweit einen guten Ruf erarbeitet hat, deshalb auch interessante sportliche Einblicke.

Stefan Finzel unterstützt nämlich nicht nur Kicker. Er bedauert außerordentlich, dass die Sportstadt Coburg den Volleyballsport wie eine "heiße Kartoffel" fallen ließ. Und: Er drückt selbstverständlich den Handballern in der stärksten Liga der Welt die Daumen. Aber lesen Sie doch selbst:

Hallo Herr Finzel, Ihnen wird eine Affinität zum Sport und speziell zum Fußball nachgesagt. Sie sind einer der größten Förderer in der Region. Welche Vereine und Organisationen unterstützen Sie?
Stefan Finzel: Im Bereich Sportsponsoring unterstützen wir, also die Firma finori GmbH, den SC Sylvia Ebersdorf (Fußball), aber auch die Coburger Turnerschaft (Tennis) und die VSG Coburg bis zur Insolvenz und danach die GreenEnergie Volleys. Im Rahmen des "Company Clubs" tragen wir seit kurzem als "Unterstützer" zum Ansporn für weitere sportliche Erfolge beim HSC Coburg bei.

Die Sportstadt Coburg ist seit kurzem um eine Attraktion ärmer. War der Volleyball nicht zu retten?
Sicherlich wäre die VSG Coburg/Grub zu retten gewesen, hier ist eine historische Möglichkeit, das Image der Stadt Coburg als eine national bekannte Sportstadt weiter auf zu polieren, vertan worden.
Die Verantwortlichen bei der VSG, wie auch bei den GreenEnergie Volleys haben alles unternommen, um den Spitzenvolleyball in Coburg zu erhalten - tagelang - nächtelang. Man hat hunderte von Sponsoren oder potenzielle Sponsoren angesprochen - nur die Resonanz war niederschmetternd. Selbst der Versuch, einen Pool aus den führenden Coburger Unternehmen zu bilden, um die VSG zu retten - mit einem im Vergleich zu anderen Sportarten, eher übersichtlichen Betrag - brachte mangels Interesse nicht den erwünschten Erfolg.
Ein nicht zu unterschätzendes Problem bei der Sponsorensuche war auch die Tatsache, dass nur elf Mannschaften in der 1. Bundesliga spielen. Im Handball ist das nahezu die doppelte Anzahl, gerade in der 2. Liga. Die Zuschauereinnahmen sind da doppelt so hoch. Die Motivation ist für jeden potenziellen Sponsor natürlich dort größer, sich zu engagieren. Die Stadt, die um die Situation wusste, hätte sich mehr einbringen können - ich meine hier nicht nur finanziell.

Zum Handball: Was trauen Sie dem HSC 2000 Coburg in dieser Saison zu?
Erst einmal ist der Aufstieg des HSC 2000 Coburg in die "stärkste Handball Liga der Welt" ein ganz großer Erfolg für die Region und ganz wichtig für den Wirtschaftsstandort Coburg. Ich hoffe, dass man dies in Zukunft nicht vergisst, sollte der HSC wieder absteigen.
Ich habe mich ganz ehrlich sehr gefreut, dass der HSC mit einem Sieg in das Abenteuer 1. Bundesliga gestartet ist. Die ersten beiden Punkte gegen den Abstieg - dachte ich. Bis jetzt sind leider keine weiteren hinzugekommen und ich hoffe, dass man bis zum Schluss um den Klassenerhalt mitspielt und ihn realisieren kann. Dazu braucht es gerade bei Heimspielen eine "volle Hütte" und ein unermüdliches Publikum, das an seinen HSC glaubt!

Zu Ihrer Lieblingssportart - das ist doch Fußball, oder?
Das kann man so nicht sagen. Ich bin generell sehr Sport interessiert und habe nie aktiv in einem Verein Fußball gespielt. In meiner Jugend habe ich Leichtathletik, Tennis und Geräteturnen ausgeübt.
Es ist aber so, dass wir in Coburg eine große Affinität zu Handball haben und sich sponsorentechnisch vieles dahin bewegt. Andere Sportarten, wie zum Beispiel Fußball, Volleyball oder Tennis bleiben da zwangsläufig auf der Strecke. Wir als Firma finori GmbH haben nur begrenzte Mittel, um hier etwas dagegen zu wirken und haben deshalb beschlossen, uns bei SC Sylvia Ebersdorf und der Coburger Turnerschaft zu engagieren.

Sie gelten als ein Verfechter einer sogenannten "großen Lösung" - sprich einer Fusion zwischen dem Bayernligisten VfL Frohnlach und dem Nachbarverein SC Sylvia Ebersdorf. Wie ist da der Stand?
Ich bin der Meinung, dass dies sinnvoll ist und letztlich kein Weg daran vorbei führen wird. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es sich um zwei Traditionsvereine handelt und dies sollte man respektieren - viele Mitglieder auf beiden Seiten haben sich, gerade ehrenamtlich oder bereits als Fußballer sehr viel für ihren jeweiligen Verein eingebracht und so die Vereinsgeschichte maßgeblich geprägt.
Diese Vereine, wie auch viele andere, haben hier Mitglieder und Mitstreiter, die Großes geleistet haben. Mir als Außenstehender steht es hier nicht zu, etwas zu fordern - ich kann beraten und den ein oder anderen Impuls anstoßen.

Und weshalb kam es bisher nicht zu einer Fusion oder Spielgemeinschaft. Gibt es aktuell wieder Bemühungen?
Es kam zu ersten Orientierungsgesprächen zwischen den Vorständen beider Vereine, wobei nie geplant war, sofort eine Fusion durchzuführen. Sicherlich wird es weitere Gespräche geben.

Für den schwächelnden VfL und "Ihrem" derzeit auf der Stelle tretenden Ebersdorfern wäre es doch die optimale Lösung, ein Team mindestens in der Landesliga und ein zweites mindestens in der Kreisliga, ins Rennen zu schicken, oder?
Na ich hoffe doch, dass wir noch auf die Überholspur kommen - wir haben ja die letzten drei Spiele ordentlich gespielt und gewonnen. In den Spielen zuvor unter Olaf Teuchert waren auch sehr gute Partien dabei, wobei ich finde, dass das Glück nicht unbedingt auf unserer Seite war.
Der VfL Frohnlach hat eine sehr junge Mannschaft, die es auch durch eine große Verletztenliste schwer hat, in der Bayernliga zu bestehen - eine ambitionierte Herausforderung auf jeden Fall.
Wie schon erwähnt, würde ich mich freuen, wenn es zu einer Fusion kommen würde, um eine Basis zu schaffen, die auch in Zukunft die Bedeutung Ebersdorfs und Frohnlachs für den Spielkreis Coburg/Lichtenfels/Kronach sicherstellen würde. Dies ist aber die Entscheidung von den beiden Vereinen und deren Mitgliedern. Sportlich wäre zu bewerten, ob man das Spielermaterial überhaupt hätte, um Landesliga zu spielen. Wenn ja - sollte man es machen.
Ich persönlich halte die Bezirksliga aufgrund der vielen Derbys und der damit verbundenen Zuschauereinnahmen für viel reizvoller für die Vereine. Optimaler wäre ein Team in der Kreisliga und eines in Bezirksliga - auch in Bezug auf die Jugend, die die Möglichkeit haben sollte, einmal von der Zweiten in die Erste nachgezogen zu werden.

Sie sollen von der Trennung zwischen dem SC Sylvia Ebersdorf und Ihrem Freund Olaf Teuchert nicht begeistert gewesen sein. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Wenn man eine erfolgsversprechende Konzeption aufgeben oder überarbeiten muss, ist das immer schade, vor allem wenn man einen sehr guten Trainer und Fußballfachmann, wie Olaf Teuchert und ein Team bestehend aus höherklassig erfahrenen Spielern hat.
Aber! Jede Veränderung ist auch wieder eine neue Herausforderung und die versteht das Team - bezogen auf die letzten drei Spiele - anzunehmen und positiv zu gestalten. Ich bin mir sicher, dass alle dafür kämpfen werden, das Ziel zu erreichen.
In allem Fokussieren auf die 1. Mannschaft sollte man die Zweite nicht vergessen - mit einem Altersdurchschnitt von über 30 Jahren - spielt diese eine klasse Runde bis jetzt. Letztlich zählt, wie in jeder Sportart nur der Erfolg und daran muss man sich messen lassen.

Wie lange stehen Sie den Sylvianern noch als großzügiger Sponsor zur Seite? Vor einigen Jahren haben Sie sich bei der TSG Niederfüllbach ja zurückgezogen?
Unsere Konzeption und unsere Zusammenarbeit sind langfristig angelegt und bestehen nicht darin, nur die 1. Mannschaft zu unterstützen, sondern den gesamten Verein im Bereich Fußball. Speziell die Jugendarbeit wird in Zukunft bei Sylvia verstärkt auf der Agenda stehen, da nur ein integriertes System aus Jugend- und Erwachsenenmannschaften dauerhaft Bestand haben wird.
Auch ein Blick auf das weite Rund am Hügelsee lohnt sich - hier wurde die Bandenwerbung erweitert, die Banden erneuert und auch das Klubhaus komplett umgebaut. Dies und weitere spannende Projekte sind Bestandteil unserer gemeinsamen Konzeption, die noch lange nicht zu Ende ist - lassen Sie sich überraschen!

Was treibt Sie an, den Fußball derart großzügig zu fördern. Was haben Sie für Visionen?
Wir haben bei finori schon lange eine Leitkultur mit den Attributen "jung, dynamisch, erfolgsorientiert, authentisch". Ganz wichtig sind, wie auch die Erkenntnis, nur gemeinsam im Team die ambitionierten Ziele erreichen zu können. Warum sollte uns dies mit unserem bescheidenen Mitteln nicht auch im Fußball gelingen? Wir leisten großzügige Sponsoring-Unterstützung im passenden Rahmen.
Wenn keiner mehr den Fußball in der Region unterstützt, dann kommt das einer Kapitulation vor anderen Sportarten, die momentan angesagter sind, gleich. Dies zu verhindern und den Fortbestand von traditionell ambitioniertem Fußball in Ebersdorf sicherzustellen, ist eine Herausforderung der wir uns gemeinsam mit dem Vorstand gerne stellen. Dies zu realisieren bedeutet aber auch die Bündelung aller Kräfte und vor allem die Intensivierung in ein integriertes Jugend- und Nachwuchskonzept.

Könnten Sie sich auch ein Sponsoring-Engagement bei einem anderen Fußballverein in der Region vorstellen?
Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen, da wir im Rahmen unserer Möglichkeiten nur ein Konzept zielführend begleiten können.

Ihr Vater Rudi Finzel war ein großer Förderer des Tennissports, Stichwort "Brose-Cup" in Niederfüllbach. Spielen Sie selbst auch Tennis oder betreiben Sie eine andere Sportart?
Sofern es meine Zeit zulässt, spiele ich gerne mal eine Partie Tennis oder Golf.

Die Fragen stellte Christoph Böger