Kreistag und Stadtrat sollen am Donnerstag darüber entscheiden, ob Stadt und Landkreis Coburg dem Gebiet des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) beitreten. Billig wird das nicht - aber für die Fahrgäste oft günstiger. Zumindest für die Club-Fans.
Wer eine Karte für ein Heimspiel des 1. FC Nürnberg hat, kann damit innerhalb des VGN mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zum Stadion fahren. Das nutzen viele Fußballfans aus Nordbayern - aber die Lichtenfelser, Kronacher und Coburger bleiben bislang außen vor. Das VGN-Gebiet endet an der Bamberger Landkreisgrenze.
Noch. Der Lichtenfelser Kreistag hat schon grundsätzlich beschlossen, dass er zum 1. Januar 2014 beitreten will. Der Kreistag von Kronach das will spätestens zu Beginn des Jahres 2013 entscheiden. Auch der Kulmbacher Kreistag hat sich für denVGN-Beitritt ausgesprochen. Heute wird das Thema zeitgleich im Coburger Stadtrat sowie im Kreistag behandelt.
Ausgleichszahlungen Es ist kein Zufall, dass Kulmbach, Lichtenfels, Kronach und Coburg darüber zeitgleich diskutieren, sagt Marita Nehring, die Nahverkehrsbeauftragte für Stadt und Landkreis Coburg.
Denn selbst wenn das Coburger Land dem VGN hätte beitreten wollen - so lange Lichtenfels nicht dabei ist, hätte das wenig Sinn. Und zuerst musste der Raum Bamberg eingegliedert werden. Aber es sei der Wille der Metropolregion Nürnberg, dass das VGN-Gebiet dem der Metropolregion angeglichen wird, erläutert Marita Nehring.
Zum Nulltarif gibt es den Verkehrsverbund allerdings nicht: Stadt und Landkreis müssen "Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverluste" übernehmen, wie das im Behördendeutsch heißt. Für die beteiligten Verkehrsbetriebe soll der VGN-Beitritt keine Nachteile bringen, erläutert Marita Nehring. Wenn ein Busunternehmen also weniger einnimmt, weil der Fahrgast sein Ticket woanders löst, erhält er dafür einen Ausgleich (siehe Infokasten).
Vor allem für die Stadt bedeutet das eine Umstellung: Bislang hat der Stadtrat nur in Ausnahmefällen Zuschüsse für den Busbetrieb bewilligen
müssen. Die Verluste der SÜC Bus & Aquaria GmbH werden innerhalb des SÜC-Konzerns durch Gewinne im Energie- und Wassergeschäft ausgeglichen. Es sei zwar das Ziel, diese Ausgleichsbeiträge ab 2019 durch steigende Tarife auszugleichen, heißt es in der Vorlage zur Kreistagssitzung. Aber so lange müssten Stadt und Landkreis eben zuzahlen. Zu den einmaligen Kosten für neue Fahrscheinautomaten an den Bahnhaltepunkten kommen die jährlichen Ausgleichsbeiträge und Marketingkosten.
Nur noch ein Ticket Für den Fahrgast hat der Beitritt zum VGN durchaus Vorteile, und zwar nicht nur für die Clubfans. "Man kann vom Bahnhof Neustadt mit einem Ticket bis zum Coburger Klinikum fahren", nennt Nehring ein Beispiel. Bislang brauchte der Fahrgast dafür zwei Tickets: eins für die Bahn und eins fürs Coburger Stadtbusnetz.
Mit dem VGN-Beitritt dürften sich die Fahrpreise in Coburg denen des Verbunds angleichen. "Es gibt einen Vorschlag für die Eintarifierung des Stadtbusses - Zone I wäre dann teurer, Zone II billiger", sagt Marita Nehring. Für den Landkreis könnte dann eine völlig neue Zoneneinteilung kommen. Marita Nehring geht davon aus, dass sich die Preise unterm Strich wenig ändern werden. "Billiger wird es für die, die künftig nur noch ein Ticket brauchen, und für alle, die weiter fahren als 50 Kilometer."
Doch das tut nur ein Bruchteil der Fahrgäste, die im Coburger Raum mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Nehring stützt sich dabei auf die Datenerhebung des VGN sowie auf eigene Zahlen: Rund 535 000 Fahrgäste fahren im Jahr aus dem Coburger Raum ins VGN-Gebiet (Stand 2007). Dem stehen viereinhalb Millionen Stadtbus-Nutzer gegenüber, andere Verkehrsunternehmen nicht mitgerechnet.