CSU-Fraktion will weitere Straßen in Coburg umbenennen
Autor: Simone Bastian
Coburg, Donnerstag, 06. Dezember 2012
Die Coburger Hindenburgstraße soll umbenannt werden: Diesen Antrag hat nach den Grünen nun auch die SPD in den Stadtrat eingebracht. Doch warum bei der Hindenburgstraße stehen bleiben, fragt nun Hans-Herbert Hartan, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Stadtrat, und präsentiert eine ganze Liste von Straßen, die umbenannt werden müssten.
Die Lutherstraße zum Beispiel, weil der Reformator selbst ein schlimmer Antisemit war, die Casimirstraße wegen der vielen Hexenprozesse zu Zeiten des Herzogs Johann Casimir, oder die Mohrenstraße, denn die Bezeichnung "Mohr" sei doch nicht mehr politisch korrekt.
Mit seinem Stadtratsantrag will Hartan erreichen, dass keine einzige Straße umbenannt wird. Sich auf den Generalfeldmarschall und späteren Reichspräsidenten zu beschränken, sei "Geschichtsrevisionismus". Mit der Geschichte habe sich die SPD freilich kaum befasst, lästert Hartan: Die SPD habe Hindenburg seinerzeit als Präsidentschaftskandidaten unterstützt. Nun werde dem Coburger Ehrenbürger (ernannt zu seinem 70. Geburtstag am 2. Oktober 1917) vorgeworfen, "dass da ein paar Neonazis durch die Hindenburgstraße marschieren. Die würden da auch marschieren, wenn es die Müllerstraße wäre!"
Erst von Schleicher ernannt
Wenn schon, müsse man dann auch die Tannenbergstraße umbenennen, die an eine von Hindenburg gewonnene Schlacht erinnere, sagt Hartan. "Das wäre sonst eine Ehrung durch die Hintertür." Dass Hindenburg Hitler zum Reichskanzler gemacht habe, lässt Hartan als Vorwurf nicht gelten: "Das deutsche Volk hat Hitler zum Reichskanzler gemacht", denn die Nazis stellten nach der Wahl 1932 trotz Verlusten die größte Reichstagsfraktion. Der alte Reichskanzler Paul von Hindenburg ernannte zuerst den parteilosen Kurt von Schleicher zum Reichskanzler. Als der im Januar 1933 zurücktrat, kam Hitler zum Zug.
Er habe seinen Antrag gestellt, um auf die "Absurdität" hinzuweisen, betont Hartan. "Ich gehe davon aus, dass mein Antrag genauso seriös geprüft wird wie der auf Umbenennung der Hindenburgstraße." Bisher haben nur die Grünen einen offiziellen Vorschlag eingebracht, nach wem die Verbindung zwischen Mohren- und Bahnhofstraße benannt werden solle: Elisabeth Selbert, eine der vier "Mütter des Grundsgesetzes". Ihr ist der Satz im Artikel 3 zu verdanken: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt."