Die Freien Wähler in Coburg haben sich umbenannt: "Pro Coburg" heißt die Vereinigung jetzt, die sich dem Wohl der Stadt widmen will, ohne eine Partei zu sein. Dass auch Gruppierungen am rechten Rand sich "pro" nennen, stört die Coburger nicht: Sie seien zu unterscheiden.
Rechtlich ist es nur die Umbenennung eines Vereins mit einigen kleineren Satzungsänderungen. Das ist Jürgen Heeb, dem ersten Vorsitzenden unter dem neuen Vereinsnamen, wichtig. Aus zwei Gründen: Zum einen steht somit nach wie vor in der Satzung, dass Parteimitglieder sich der Wählervereinigung nicht anschließen dürfen. Zum zweiten hat die Vereinsumbenennung den Vorteil, dass "Pro Coburg" sofort bei der nächsten Stadtratswahl antreten kann, ohne zuvor Stützunterschriften sammeln zu müssen.
Darüber hatten sich die beiden Stadträte Jürgen Heeb und Peter Kammerscheid vorher informiert. Aber dass die "Freie Wählergemeinschaft Coburg" nicht unter dem alten Namen weiterbestehen sollte, sei der Wunsch fast aller Mitglieder gewesen, betonen beide. Denn die "Freien Wähler" haben sich nicht nur auf Landes-, sondern auch auf Bundesebene zusammengeschlossen.
Damit werden sie eine Partei - und genau das wollten die Mitglieder der "Wählergemeinschaft Pro Coburg" nicht. Dem Bundesverband können sich zwar nur Einzelmitglieder anschließen, aber die müssen dann - gemäß Satzung - aus der Wählervereinigung ausscheiden.
Coburg im FokusDer neue Name war recht schnell gefunden, berichten Jürgen Heeb, Peter Kammerscheid und der stellvertretende Vorsitzende Horst Geuter. Dass auch etliche Gruppierungen vom rechten Rand sich "Pro" nennen, ficht sie nicht an: "An so etwas haben wir gar nicht gedacht", räumt Horst Geuter ein. Es gebe noch zahlreiche andere kommunale Wählervereinigungen mit dem "Pro" im Namen, die nicht rechts sind, sagt Peter Kammerscheid. Außerdem sei "Pro Coburg" von rechten Gruppen klar zu unterscheiden, betont Jürgen Heeb.
Unterwandert werden könne ihr Verein "mit uns nicht": Dem Antrag auf Mitgliedschaft muss der Vorstand zustimmen.
"Für uns steht Coburg im Fokus", gibt Peter Kammerscheid die Parole aus. Das sei die wesentliche inhaltliche Abgrenzung zu den Freien Wählern, weshalb auch das Wörtchen "frei" nicht mehr im Namen auftaucht. Verwechslungen mit der Aiwanger-Partei sollen dadurch ausgeschlossen werden. Auch von den Farben Grün und Orange hat sich der Verein verabschiedet: Das neue Logo ist, angelehnt an die Stadtfarben, anthrazit-gelb.
"Wir sind keine Abspaltung, keine Nachwuchsorganisation, keine Seniorenvertretung und keine Stadtteilvertretung, sondern für alle bürgerlichen Belange ansprechbar", betont Heeb. Ein wesentliches Ziel sei es, die Bürger in Entscheidungsprozesse einzubinden, sagt er und räumt ein, dass er selbst noch nicht so recht wisse, wie das gehen soll.
Aber zunächst hat sich die Wählervereinigung Pro Coburg ohnehin vorgenommen, ihre Strukturen neu aufzubauen, um sich auf den Kommunalwahlkampf 2014 vorzubereiten. In der zweiten Jahreshälfte soll es dann auch um Inhalte gehen. Schließlich sei es das Ziel, "wieder Fraktionsstärke zu erreichen", erläutert Kammerscheid. "Pro Coburg" hat derzeit ihn und Heeb als Vertreter im Stadtrat; schon zu dritt wären sie eine Fraktion. Als der Verein noch Freie Wähler oder "Volksbund" hieß, waren es sogar noch mehr.
Diese neue Freiheit von allen anderen Verbänden schließe nicht aus, dass die neue Vereinigung Listenverbindungen eingehe, sagt Heeb. 2008 bildete die Freie Wählergemeinschaft mit CSU, Jungen Coburgern und Bürger bewegen Coburg eine Listenverbindung. Aus "wahltaktischen Gründen" könne so etwas durchaus wieder geschehen, sagt Heeb.
Konkrete Berührungspunkte zu anderen Ex-Freie-Wähler-Gruppen im Landkreis gebe es dagegen noch nicht. Auch in Dörfles-Esbach, Lautertal und Seßlach hadern die Freien Wählervereinigungen mit dem Begriff "Partei". In Dörfles-Esbach hat sich der Ortsverband gleich ganz aufgelöst.
Nicht ausschließen wollen Heeb, Kammerscheid und Geu ter, dass sich in Coburg ein neuer Ortsverband der Freien Wähler gründet, der den Kurs Richtung Bundes- und Landespolitik mitgeht. "Doch aus unserem Verein macht da keiner mit", sind die drei sich sicher.
auch wenn ihr "Pro" für eine gute Idee haltet. Organisationen wie Pro Köln haben dieses unschuldige Wörtchen mittlerweile in den Schmutz getreten. Ihr lauft Gefahr, dass man euch falsch einordnet. Wie sagt man so schön: Man hat nur eine Chance für einen ersten Eindruck.