Coburger Verein fiebert Vorstandswahl entgegen
Autor: Simone Bastian
Coburg, Mittwoch, 16. Januar 2013
Im Verein Hilfe für das behinderte Kind könnte es am Mittwochabend spannend werden: Neben Ulrich Eberhardt-Schramm bewirbt sich Heinrich Fehling um den Posten als Vorsitzender.
Bis Dezember 2006 war Heinrich Fehling Geschäftsführer im Verein Hilfe für das behinderte Kind. Zuletzt kümmerte er sich um die Tochtergesellschaften des Vereins, der nicht nur die Schule am Hofgarten (Schule für Körperbehinderte) betreibt. Nun will Fehling selbst Vorsitzender des Vereins werden: Er stelle sich am Mittwochabend in der nichtöffentlichen Mitgliederversammlung zur Wahl, bestätigte Fehling dem Tageblatt.
"Ich bin von Mitgliedern des Vereins angesprochen worden, ob ich kandidieren möchte." Vor allem wegen inhaltlicher Gründe sei er gebeten worden, betont Fehling. "Ich kenne mich auch aus in Fragen der Behindertenpolitik." Seit Jahrzehnten gehört Fehling dem Vorstand des Bundesverbands für körper- und mehrfachbehinderte Menschen an. Für ihn, sagt Fehling, stelle sich die Frage: "Ist das, was der Verein Hilfe für das behinderte Kind tut, so noch richtig, auch in Fragen der Inklusion?"
Der Verein Hilfe für das behinderte Kind wird in den nächsten Jahren vor allem bauen: Im März soll der Spatenstich für das neue Schulzentrum mit Tagesstätte auf der Bertelsdorfer Höhe stattfinden. Vorbereitet hat den Bau der jetzige Vorsitzende Ulrich Eberhardt-Schramm, der gar nicht daran denkt, die Verantwortung aus der Hand zu geben. Schließlich habe er für diesen Bau "sechs Jahre gerackert".
Freilich, das lässt Eberhard-Schramm anklingen, waren die Neubaupläne erst möglich, nachdem Heinrich Fehling in der Geschäftsführung nicht mehr dafür zuständig war. Denn Fehling habe als Geschäftsführer jahrelang die Generalsanierung der Schule im Diakonisch-Sozialen Zentrum (DSZ) am Hofgarten in Aussicht gestellt. Doch das DSZ nicht gemäß den modernen Anforderungen an eine solche Schule umzubauen. "Erst nach Fehlings Weggang wurde mit der neuen Geschäftsführung neu überlegt", sagt Eberhardt-Schramm, der den Verein seit 1995 führt.
Fehling war einer derjenigen, die Eberhardt-Schramm seinerzeit fragten, ob er den Vereinsvorsitz als Nachfolger von Gerhard Wohlleben übernehmen könnte. Nun tritt er gegen ihn an, betont aber: "Es gibt keine Irritationen zwischen Herrn Eberhardt-Schramm und mir." Den anstehenden Schulbau zu managen traut sich der 65-Jährige durchaus zu. "Mit öffentlichen Bauten und Finanzierungen kenne ich mich gut aus." Fehling steuerte auch den Umbau der früheren Frauenklinik in der Bahnhofsstraße zum Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ).
Die neue Schule könne freilich nur eine Plattform sein, um das Thema Inklusion weiterzuentwickeln, betont Fehling. Inklusion bedeutet, dass Behinderten die Teilhabe am normalen Alltag ermöglicht werden muss. So sollen behinderte Kinder ganz normale Regelschulen besuchen können. "Inklusion hat Grenzen", räumt Fehling ein, "aber das darf uns nicht hindern, alles zu versuchen, um die Gesellschaft zu öffnen für alle Menschen." Inklusion werde in dem neuen Bau eine große Rolle spielen, versichert Ulrich Eberhardt-Schramm. "Das wird die erste richtige inklusive Tagesstätte überhaupt in Bayern, wenn nicht in Deutschland!"
Über den Vorsitz und die Zusammensetzung des fünfköpfigen Vorstands entscheiden heute Abend die Vereinsmitglieder. Wie viele kommen, ist ungewiss: Der Verein zähle rund 850 Mitglieder, sagt Eberhardt-Schramm. Normalerweise seien um die 30 anwesend, "aber wir rechnen damit, dass es über 60 werden".