Tennet hat im Coburger Land damit begonnen, das im Planfeststellungsbeschluss geforderte ökologische Schneisenmanagement umsetzen.
Nein - eine Augenweide sind sie nicht: die Schneisen, die der Bau der 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung durch das Coburger Land hinterlassen hat. Damit sie künftig nicht mehr allzu sehr ins Auge fallen - und wenn, dann nur noch positiv - hat der Netzbetreiber Tennet in diesen Tagen damit begonnen, das ökologische Schneisenmanagement entlang der Trasse umzusetzen. Zwei Teams der österreichischen Firma Holz Klade sind im Landkreis unterwegs, um Flächen unterhalb der Stromleitungen naturnah zu gestalten.
Josef Bürg ist Diplomingenieur in der Forstwirtschaft und leitet die Arbeiten zwischen der Landesgrenze zu Thüringen und Weidhausen. "Man muss schon wissen, was man tut", sagt der Mann aus dem Salzburger Land gelassen, während seine Kollegen um Truppführer Nedo Simic ein Loch nach dem anderen auf einem ehemaligen Waldstück kurz hinter Rögen setzen. In die Löcher werden junge Pflanzen gesetzt, die in den kommenden Jahren die Landschaft prägen sollen.
Was dort in die Erde gesteckt wird, ist klar vorgeschrieben. Nicht nur vom Auftraggeber Tennet, wie der Unternehmenspressesprecher Markus Lieberknecht erklärt: "Die Pflanzmaßnahmen sind Teil des Planfeststellungsbeschlusses." Deshalb müssen sich Bürg und Kollegen auch genau an den Pflanzplan halten. Für jedes Los (eines umfasst rund 100 Pflanzen) ist definiert, was gepflanzt werden muss: rund zehn verschiedene Arten, in einem Abstand von gut anderthalb Metern.
Auch Tiere sollen sich wohl fühlen
Ganz oben steht im Auftrag, dass die neu begrünten Flächen die Biodiversität erhöhen sollen. Wildapfel, Schwarzer Holunder und Weißdorn stehen beispielhaft für die Setzlinge, die das Klade-Team mitgebracht hat. Alle haben eine entscheidende Eigenschaft, erklärt der Projektleiter: "Sie wachsen nicht höher als maximal zehn Meter." Damit kommen sie den Höchstspannungsleitungen auch nicht gefährlich nahe. Am Rand der Pflanzflächen darf es dann ein bisschen anders ausschauen. Weil sich dort meist bewirtschaftete Waldflächen anschließen, sollen Bäume wie Weiden und Eiben den Übergang gestalten.
Auf lange Sicht verspricht sich Diplomingenieur Bürg eine deutlich ökologische Aufwertung der Flächen: "Wir wollen versuchen, auch die Fauna zu beleben." Die Hecken sollen ein Lebensraum werden, in dem Bienen und Hummeln im Frühjahr und Vögel im Herbst Nahrung finden. Zum Auftrag von Tennet gehört aber nicht nur die Wiederaufforstung. Auf einigen Grundstücken wird die Fachfirma als Gewinner der europaweiten Ausschreibung auch einige Flächen komplett neu gestalten.
"Bei Weidhausen entstehen einige Magerrasenflächen", erklärt der Projektleiter und verweist auf den hohen Arbeitsaufwand. Denn um magere Flächen zu schaffen, müssen die übriggebliebenen Baumstümpfe entfernt, der Humus abgetragen und spezielle Blühmischungen angesät werden. Und damit nicht genug: Zum Auftrag für den österreichischen Landschaftspflegespezialisten gehört auch die Folgepflege. Regelmäßig müssen die Flächen gemäht werden, denn sonst werden sie - so beschreibt es Bürg mit Schmunzeln - "am Ende auch wieder nur Wald". Und das wäre schlecht, denn gerade Magerrasen zeichnet sich dadurch aus, dass auf ihm zahlreiche Tiere und Pflanzen leben, die auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten leben.
Fünf Jahre läuft der Auftrag, den Tennet mit Holz Klade für das ökologische Schneisenmanagement geschlossen hat. Während dieser Zeit werden auch immer wieder Trupps aus Österreich ins Coburger Land kommen und die neu angepflanzten Büsche und Hecken freischneiden. Würden sie das nicht tun, hätten wuchsstarke Gewächse wie etwa die Himbeeren schnell die überhand. Übertriebenen logistischen Aufwand löst die Arbeit in Nordbayern bei seinen Kollegen nicht aus, versichert Josef Bürg: "Wir haben zahlreiche Auftraggeber in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen." Da liegt das Coburger Land ja quasi auf dem Weg.
Tennet zahlt Millionen
Billig ist die Sache für Tennet dennoch nicht. Gut 700 000 Euro zahlt der Netzbetreiber für die derzeit laufende Aufforstung, dazu kommt noch mindestens noch einmal so viel für die Arbeiten im Bereich der Bayerischen Staatsforsten. "Und nicht zu vergessen", betont der Pressesprecher, "die Million, die wir an die Untere Naturschutzbehörde zum Ausgleich für die Schäden am Landschaftsbild gezahlt haben".
"Billig ist die Sache für Tennet dennoch nicht. Gut 700 000 Euro zahlt der Netzbetreiber für die derzeit laufende Aufforstung", diese Aussage ist grundlegend falsch, die Kosten dafür bekommt der Stromkunde aufgebrummt.
Die Energieversorger lassen sich jeden Handgriff versilbern und der Kunde muß es bezahlen, ob er will oder nicht.