Coburger Sportverband will mehr Profil bieten
Autor: Simone Bastian
Coburg, Montag, 29. Oktober 2012
56 Vereine, 17.000 Mitglieder: Der Coburger Sportverband möchte künftig deutlicher als Interessenvertretung in Erscheinung treten.
Jürgen Heeb wollte es wissen: Was erwarten die Coburger Sportvereine vom Sportverband? Kaum ins Amt des Vorsitzenden gewählt, startete Heeb im Frühjahr eine Umfrage. Darin ging es nicht nur um die Arbeit des Sportverbands allein. Heeb wollte auch wissen, wie die Vereine die Situation der Sportstätten in Coburg sehen oder wie sie die Förderung durch die Stadt beurteilen.
"Eine gute Möglichkeit für den Vorsitzenden, sich bekannt zu machen und sich einen Überblick zu verschaffen", urteilt Klaus Geuter, Heebs Vorgänger. Er amtiert nun als stellvertretender Vorsitzender - auf ausdrücklichen Wunsch Heebs hin, der auf Geuters Erfahrungen und Verbindungen zurückgreifen wollte: zur Deutschen Olympischen Gesellschaft, zum Arbeitskreis "Schule und Vereinssport" und in die Vereine selbst.
Mit E-Mail und Homepage
Geuter wollte im Gegenzug einen neuen Vorsitzenden, der "neue Ideen mitbringt und Erfahrungen aus einem neuen Verein". Heeb war zuletzt einer von drei gleichberechtigten Vorsitzenden im HSC. Der HSC wurde vor zwölf Jahren gegründet mit dem Ziel, in Coburg höherklassig Handball spielen zu können. Was Heeb von dort kannte - Informationsaustausch per E-Mail, alle aktuellen Neuigkeiten auf der eigenen Homepage, pro fessionelle Suche und Betreuung von Sponsoren - will er nun auch im Sportverband umsetzen.
Darin sind die 56 Coburger Sportvereine zusammengeschlossen. Sie repräsentieren 17.000 Mitglieder.
In den vergangenen Jahren musste der Sportverband freilich nicht laut werden: Die Fördertöpfe der Stadt für Investitionen und Zuschüsse zum laufenden waren gut gefüllt. Doch wegen des Sparprogramms in den vergangenen zwei Jahren haben auch die Vereine Abstriche hinnehmen müssen. Deshalb hat der Sportverband nun reagiert und will mit Hilfe von Sponsoren einen Fonds schaffen, der den Vereinen zusätzliche Kosten bei Investitionen erspart. Wenn nämlich Zuschüsse für Sanierungen oder neue Heizungsanlagen genehmigt werden, dann dauert es oft Jahre, bis sie auch ausbezahlt werden. Der Sportverband will die Kosten übernehmen, wenn die Vereine in solchen Fällen Kredite aufnehmen, um die Investitionen zwischenzufinanzieren.
Geldwerte Vorteile
Auch als Einkaufsverband will der Sportverband seinen Mitgliedern geldwerte Vorteile verschaffen. "Wir geben gerade interessante Angebote für Sportkleidung weiter", erzählt Heeb. Denn auch der Sportverband lebt schließlich von Mitgliedsbeiträgen. Dafür müsse er den Mitgliedern auch etwas bieten.
Die Vereine müssen ja noch andere Kosten verkraften: So erhöht die Stadt ab 2013 die Nutzungsgebühren für die städtischen Turnhallen. "Wenn die Belastungen weiter steigen, werden die Vereine ihre Beiträge anheben oder Angebote reduzieren müssen", sagt Heeb - und kann sich damit auch auf seine Umfrage stützen. Doch auch er weiß, dass die Stadt den Sport noch vergleichsweise großzügig fördert: Es gibt Zuschüsse für Übungsleiter, für Jugendarbeit und eine "Betriebskostenpauschale" für Vereine mit eigenen Sportstätten.
Doch die Vereine leben nicht vom Geld allein. Sie brauchen auch Nachwuchs. Das wiederum erfordert Übungsleiter, Hallenkapazitäten - und Kinder und Jugendliche, die Zeit haben. Das ist schwieriger geworden in Zeiten von Ganztagsschule und Nachmittagsunterricht. Heeb und Geuter setzen deshalb auf Projekte wie "Sport nach Eins" und "Heidelberger Ballschule", die Schüler vor allem an Mannschafts- und Ballsportarten heranführen. Auch beim Wahlunterricht kommen derzeit Trainer von HSC oder der VSG Coburg-Grub zum Einsatz. Das freilich sind Dinge, die nur finanzstarke Vereine leisten können.
Breiten- und Gesundheitssport könnten weitere Interessenten bringen. Heeb und Geu ter sehen eine Aufgabe des Sportverbands deshalb auch darin, die Vereine zu beraten. "Nicht jammern - handeln, schauen wie man sich am Markt behaupten kann", gibt Heeb als Devise aus.
Wenn er schon von den Vereinen so viel professionelles Denken erwartet - wie sieht es dann beim Sportverband aus? Eine Geschäftsstelle zu haben, wäre schon schön, sagen die beiden Vorsitzenden. Denn regelmäßige Sprechstunden stehen auch auf der Wunschliste der Vereine, "und die müssen ja nicht immer bei Geuters oder Heebs im Wohnzimmer stattfinden". Ein Büro, ein Ort, wo Akten abgelegt werden können - aber kein hauptamtlicher Geschäftsführer. "Wir arbeiten ehrenamtlich!", bekräftigt Heeb.
Sportstätten erhalten
Zumindest virtuell wird der Treffpunkt des Sportverbands derzeit geschaffen: Eine Homepage wird erstellt, die nicht nur Verbindungen zu allen Vereinen schafft, sondern wo die Vereine auch ihre Neuigkeiten und Termine eintragen können. Auch der Austausch soll über diese Plattform funktionieren, hofft Heeb: "Der eine hat, was der andere sucht" - wenn zum Beispiel der HSC kostenlose Tickets an jugendliche Sportler ausgibt. Auch an den sogenannten sozialen Medien wie Facebook wird der Sportverband nicht vorbeikommen, ist Heeb sicher. Das sei heute der sicherste Weg, junge Leute zu erreichen.
Die klassischen Tätigkeitsfelder des Sportverbands bleiben: Er veranstaltet die Stadtmeisterschaften, die freilich von einzelnen Vereinen ausgerichtet werden. Aber mit dem Wettbewerb "Dance 4U" im nächsten Frühjahr geht der Sportverband dann schon neue Wege.
Und: Der Sportverband wird sich weiterhin für den Erhalt und den Bau von Sportstätten stark machen. Eine neue Angerhalle dürfe nicht zu Lasten der Hartplätze an der Benno-Benz-Sportanlage gehen, fordern Heeb und Geuter. Wünschen würden sie sich freilich noch mehr, vom Bau der Floßanger-Sporthalle über das Schul- und Vereinsschwimmbecken am Aquaria bis hin zur Akrobatik-Turnhalle. Für alles gibt es Pläne, aber kein Geld. "Wir müssen realistisch bleiben", betont Klaus Geuter. "Von einem guten Zustand sind wir auch gar nicht so weit weg", ergänzt Jürgen Heeb.