Coburger Schulleiter wollen nicht in die Ecke

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Der Weg zum Sportunterricht wird länger, wenn die Stadt den Ersatzbau für die Anger sporthalle an die Ecke Bamberger-/Karchestraße errichtet. Die Leiter der vier Gymnasien erheben Einspruch gegen diesen Beschluss des Stadtrats vom vergangenen Donnerstag.

Sie fühlen sich schlichtweg übergangen. Das "detailliert begründete, einstimmige Votum der Schulen" habe "offenkundig keinerlei Berücksichtigung gefunden", schreiben die vier Schulleiter der Gymnasien Casimirianum, Ernestinum, Alexandrinum und Albertinum.

Im November 2012 hatte der Stadtrat beschlossen, dass die möglichen Standorte einer Ersatzsporthalle im Angerbereich nochmals überprüft werden sollten. In der Februarsitzung stellte Hochbauamtsleiter Ullrich Pfuhlmann das Ergebnis vor. Miteinander verglichen wurden die Standorte an der Ecke Bamberger/Karchestraße (dort, wo jetzt die Hartplätze sind), der Platz des Umkleidegebäudes an der Bamberger Straße (auch dort hätten für die Sporthalle Hartplätze weichen müssen) und der heutige Bus-/Wohnmobilparkplatz hinter der Angersporthalle. Pfuhlmann listete die Vor- und Nachteile jedes Standorts auf. Bei der Ecke Bamberger-/Karchestraße stand zwar der weite Weg für die Schüler auf der Negativliste. Doch überwog, dass eine Halle dort der weiteren Umgestaltung des gesamten Anger-Areals am wenigsten im Wege wäre. Das waren die wichtigsten Gründe, die gegen die beiden anderen Standorte sprachen.

Wann die Angerumgestaltung kommt, ist freilich ungewiss. Gewiss ist nur, dass schnellstmöglich ein Ersatzbau für die Angersporthalle geschaffen werden soll, weil diese als marode gilt. Die Angersporthalle wird von allen vier Gymnasien genutzt. Sie verfügen zwar über eigene Sporthallen, doch das reicht bei weitem nicht aus.
Schon jetzt seien die Schüler vom Alexandrinum bis zur Angersporthalle gut zehn Minuten unterwegs, rechnet Herbert Brunner vor, der Schulleiter des Alexandrinums. Der Weg ins - von der Angerhalle aus gesehen - hinterste Eck der Benno-Benz-Sportanlage dauere gut fünf Minuten länger. Selbst bei einer Doppelstunde Sport gehe dann etwa die Hälfte der Zeit für den Weg zur Halle und das Umziehen drauf, sagt Brunner. Das hätten die Schulleiter in ihren Stellungnahmen zum Hallenstandort deutlich gemacht.

Was Brunner und seine Kollegen besonders erbittert: Erst im Februar ("mitten in den Faschingsferien") seien sie von der Stadtverwaltung um Stellungnahme gebeten worden. "Wir haben uns etwas gewundert, warum das jetzt so eilig ist", sagt Brunner rückblickend. Die Stellungnahme wurde schriftlich eingereicht, aber wie sie verwertet wurde, darüber wurden die Schulleiter nicht informiert, sagt Brunner. Auch das Angebot der persönlichen Kontaktaufnahme sei nicht berücksichtigt worden, klagen die vier Schulleiter in ihrem gemeinsamen Brief, der am Mittwoch allen Stadtratsmitgliedern zuging.

"Der gefasste Beschluss unterläuft den Auftrag der Schulen, die für sie verbindlichen Lehrplanvorgaben sowie übergreifende Erziehungsziele wie insbesondere die Gesundheitserziehung zu erfüllen, erheblich", heißt es darin. Nicht nur, dass die Wegezeit sich verlängere. Es würden auch wichtige Freisportanlagen wegfallen. Im Sommer würden oft mehrere Schulen gleichzeitig die Benno-Benz-Sportanlage nutzen, sagt Brunner. Es gibt zwar nur eine Laufbahn und nur einen Rasenplatz, aber die Hartplätze beinhalten auch Sprunggruben und Kugelstoßanlagen. Durch eine Sporthalle an dieser Stelle würde die Zahl der zur Verfügung stehenden Sportanlagen halbiert.

Der Sportunterricht von heute habe mit dem, den die Stadträte selbst erlebt haben mögen, nicht mehr viel zu tun, erläutert Brunner. "Da ist Gesundheitserziehung dabei, Sozialverhalten, Fairness." Vor allem aber hätten die Jahrgangsstufen fünf bis sieben Anspruch auf drei Sportstunden die Woche. Die zu verteilen, sei organisatorisch schon jetzt nicht einfach. Im Alexandrinum hätten sogar in einer Klasse Jungs und Mädchen gemeinsam Sport, weil es anders nicht möglich sei. "Das sind Notlösungen."

"Es ist zu befürchten, dass der 28. Februar 2013 für den Schulsport in Coburg kein guter Tag war", schreiben die vier Schulleiter Burkhard Spachmann (Casimirianum), Stefan Adler (Albertinum), Bernd Jakob (Ernestinum) und Herbert Brunner (Alexandrinum). Vor allem seien sie sich einig, hebt Herbert Brunner hervor. "Vielleicht hat man das unterschätzt." Außerdem hätten sie sich im Vorfeld rechtzeitig und eindeutig zu Wort gemeldet. Nun wollen sie vor den Folgen einer aus ihrer Sicht falschen Entscheidung warnen.