Coburger Schlossplatz-Tiefgarage: Keiner will sie bezahlen!

2 Min
Ein unauffälliger Tunnel gegenüber vom Theater - so könnte eine Einfahrt in eine Tiefgarage am Theater unterm Schlossplatz aussehen. Einig sind sich die meisten Stadträte darin, dass eine solche Tiefgarage im Zuge der anstehenden Theatersanierung gebaut werden sollte. Doch ob und wo es dafür Geld gibt, muss erst noch geklärt werden. Private Investoren, die alles allein finanzieren, gibt es nicht. Grafik: CT-Archiv
Ein unauffälliger Tunnel gegenüber vom Theater - so könnte eine Einfahrt in eine Tiefgarage am Theater unterm Schlossplatz aussehen. Einig sind sich die meisten Stadträte darin, dass eine solche Tiefgarage im Zuge der anstehenden Theatersanierung gebaut werden sollte. Doch ob und wo es dafür Geld gibt, muss erst noch geklärt werden. Private Investoren, die alles allein finanzieren, gibt es nicht. Grafik: CT-Archiv

Eine Arbeitsgruppe von Stadtbauamt und IHK prüfte, ob Investoren eine Schlossplatz-Tiefgarage bauen und betreiben würden. Doch fast alle Interessenten winken nach Prüfung der Sachlage ab: Angesichts der niedrigen Parkgebühren in Coburg rechnet sich das nicht.

Gibt es Investoren, die eine Schlossplatz-Tiefgarage bauen und betreiben würden? Das sollte eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Stadt und IHK herausfinden. Diese "Marktansprache" sollte zeigen, ob eine europaweite Ausschreibung eines solchen Tiefgaragenprojekts Chancen auf Erfolg hätte.

Das Ergebnis ist ernüchternd: "Der Arbeitskreis Schlossplatztiefgarage empfiehlt der Stadt, auf eine europaweite Ausschreibung zu verzichten", sagte gestern Stadtbauamtsleiter Karl Baier. Er hatte die Stadtverwaltung in der Arbeitsgruppe vertreten und trug die Ergebnisse gestern im Stadtrat vor. Von den 29 Investoren, die angeschrieben wurden, hätten sich neun interessiert gezeigt, berichtete Baier. Alle wurden zu Gesprächen bei der Industrie- und Handelskammer direkt am Schlossplatz eingeladen, zu allen bestand über Monate hinweg Briefkontakt.
Auch die Vorgaben lauteten für alle gleich: Eine Tiefgarage mit 350 bis 400 Stellplätzen auf drei Etagen, wobei es den Interessenten freigestellt war, davon abzuweichen.

Trotzdem kamen alle direkt oder indirekt zu dem Schluss, dass sich eine rein privat finanzierte Investition in den Untergrund des Schlossplatzes nicht rechne - selbst, wenn für eine städtebaulich angemessene Gestaltung der Ein- und Ausfahrten eine Million Euro extra zur Verfügung steht, sagte IHK-Präsident und CSU-Stadtrat Friedrich Herdan. Diese Summe haben die Geschwister Michael Stoschek und Christine Volkmann bereitgestellt, beides Anteilseigner von Brose.


Ohne Zuschuss geht es nicht

Wenn, müsse die Stadt die Hälfte der Baukosten übernehmen, teilten mehrere der Interessenten in den Gesprächen mit. Die einen nannten globale Zuschüsse zwischen fünf und 6,7 Millionen Euro, bei Baukosten zwischen acht und zwölf Millionen Euro. Andere ermittelten ihren Zuschussbedarf anhand der Kosten pro Stellplatz: Demnach hätte die Stadt von 30.000 Euro pro Stellplatz 15.000 übernehmen müssen.

Dass eine Tiefgarage sich nicht rechnet, liegt aus Sicht der Projektanten auch daran, dass die Parkgebühren in Coburg relativ niedrig sind. Die drei Parkhäuser Mauer, Post und Zinkenwehr gehören der Stadtentwicklungsgesellschaft und damit indirekt der Stadt Coburg. Einer der Interessenten schlug deshalb vor, anstelle eines Baukostenzuschusses den Betrieb der drei vorhandenen Parkhäuser zu übernehmen. Ein anderer, so Baier, hatte die Idee, dass die Stadt doch zwei ihrer Parkhäuser verkaufen könnte, um damit den Bau einer Tiefgarage unter dem Schlossplatz zu finanzieren.

Einer der Gesprächspartner hatte nach den ausführlichen Informationen durch Stadt- und IHK-Vertreter kein Interesse mehr, selbst zu bauen, sondern diente sich als Berater an. Seine Kostensatz: 1100 Euro netto am Tag. Ein anderer erklärte zwar, dass er mit Parkgebühren von einem Euro netto pro Stunde eine Schlossplatztiefgarage wirtschaftlich betreiben könne. Die Voraussetzung: Er bräuchte nahezu zwei Millionen Parkkunden im Jahr. Doch in die drei vorhandenen Parkhäusern zusammen fahren im Jahr nur rund 1,3 Millionen Autos ein. Karl Baier nannte die Berechnungsgrundlage deshalb "vollkommen unrealistisch". Dauerparker müssten nach dieser Kalkulation das Dreifache dessen zahlen, was in den anderen Parkhäusern verlangt wird. Deshalb machte Baier mit Hilfe der Stadt entwicklungsgesellschaft eine Gegenrechnung auf und kam auf einen Jahresverlust von 700.000 Euro für eine so betriebene Schlossplatz-Tiefgarage.


Suche nach Geldquellen

Beschließen sollte der Stadtrat gestern nichts, außer, dass er den Bericht von Karl Baier zur Kenntnis nimmt. Ganz vom Tisch ist das Thema damit aber nicht: "Wir sind uns einig: Wenn wir die Schlossplatz-Tiefgarage weiter verfolgen, dann im Kontext mit der Theatersanierung", sagte Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD). Denn die Marktansprache zeige auch, dass eine Schlossplatztiefgarage rentabel betrieben werden könne, wenn es Fördermittel gebe. Ob nun eine solche Tiefgarage Teil der Theatersanierung werden könnte oder ob sich dafür ein Städtebau-Förderprogramm anzapfen lässt, solle geprüft werden, sagte Kastner. "Wir werden versuchen, an die noch fehlende Co-Finanzierung zu kommen." Dann wird aber wahrscheinlich die Stadtentwicklungsgesellschaft dieses Parkhaus bauen und betreiben. Einen entsprechenden Antrag hat die CSB-Fraktion im Stadtrat schon vor längerer Zeit gestellt.