Wie kommt als ungenießbar deklariertes Fleisch in die Verarbeitungskette? Das sollen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben. Die Stadtverwaltung befasst sich indes mit den organisatorischen Schwachstellen im Schlachthof.
Das BR-Magazin "quer" hat nachgelegt: Mehrere frühere und aktuelle Mitarbeiter versichern, dass im Coburger Schlachthof Fleisch, das für den menschlichen Verzehr nicht geeignet ist, zurechtgeschnitten und an regionale Metzgereien verkauft wurde. Belastet wird vor allem die in Burgpreppach ansässige Firma Dellert, die große Teile des Schlachthofs belegt hat.
Für Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) war die Ausstrahlung am Donnerstagabend Anlass, am Freitag erneut eine Runde mit allen städtischen Stellen einzuberufen, die mit dem Schlachthof zu tun haben. Darunter Kämmerer Wilhelm Austen als dem zuständigen Referenten für den Schlachthof und Ordnungsamtsleiter Gerhard Berwind. Schlachthofdirektor Michael Klein fehlte.
Er befindet sich nach wie vor im Krankenstand, stehe aber als Ansprechpartner zur Verfügung, wie Kastner hinterher zu infranken.de sagte.
Wer weiß was? Denn auch wenn versucht wurde, die Abläufe auf dem Schlachthof so zu gestalten, dass kein als ungenießbar deklariertes Fleisch in die Verarbeitungskette gelangen kann, geschieht es angeblich doch. Problem: Ganz genau kennt die organisatorischen Abläufe wohl nur Michael Klein. Eine Schwachstelle, wie Kastner einräumt. Klein hat keinen Stellvertreter, den hat sich die Stadt bislang gespart.
Der städtische Teil des Schlachthofbetriebs umfasst das Schlachten und erste Zerteilen der Tiere. Außerdem nehmen die (städtischen) Amtstierärzte die Fleischbeschau vor, entscheiden, was wie weiterverwertet werden darf und was nicht.
Nun werden die Abläufe unter die Lupe genommen - und es stellen sich nicht nur in der Stadtverwaltung Fragen: Wer wusste, wo welcher Schlüssel liegt und hatte vielleicht Zugang? Konnte jemand Fleisch in die Verwertungskette einschleusen, das offiziell gar nicht drin war? Auch das ausgesonderte Fleisch wird laut OB gewogen und erfasst. "Aber die Gewichtsvergleiche liefern keinen Anhaltspunkt, dass Fleisch in einem solchen Umfang verschwindet und umdeklariert wird, dass man daraus ein Geschäft machen kann."
Die Stadt habe die Aufklärung der Staatsanwaltschaft übergeben, "weil die ganz andere Mittel hat als wir", sagt der OB. In Mitarbeitergesprächen müsse niemand sagen, was er weiß - in einem Ermittlungsverfahren schon. "Wir wissen nicht, wer weggeschaut hat oder weggeschaut haben könnte." Seit Donnerstag würden Vernehmungen laufen.
"Wir haben allerhöchstes Interesse daran, dass das aufgeklärt wird."
Staatsanwalt schweigt Über den Stand der Ermittlungen will der Leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis nichts sagen. Es würde jedem Verdacht nachgegangen, egal, um welche Straftat es sich handele. Doch um Namen nennen zu können, brauche er Fakten.
"Im Zweifel für den Angeklagten" gilt auch für OB Kastner, selbst Jurist. Deshalb sagt er auch nichts zu den Vorwürfen gegen die Firma Dellert, die als Mieter im Schlachthof Vertragspartner der Stadt ist.
Schließung wird geprüft Unabhängig von den Gammelfleisch-Vorwürfen stand der Schlachthof ohnehin auf dem Prüfstand. Für die Stadt ist er ein Draufleg-Geschäft, auch deshalb, weil sich kostendeckende Gebühren angeblich am Markt nicht durchsetzen lassen.
Hinzu kommt, dass das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek) im Bereich des Güterbahnhofs ein "Band der Wissenschaft" vorsieht. Aber hochschulnahe Institute lassen sich schlecht in Schlachthofnähe ansiedeln, sagt der OB.
Der Stadtrat wird sich am Donnerstag mit einem Antrag von Hans-Heinrich Eidt (FDP) befassen, der die Schließung des Schlachthofs zum Ziel hat. Das Thema sei nicht neu, betont Kastner. Ihm zufolge hat sich die Stadtverwaltung schon Anfang Mai mit den Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats darauf geeinigt, dass "die Verwaltung ein Abwicklungsszenario entwickeln soll. Gleich dichtmachen können wir ihn nicht".
Es geht dort um rund 40 städtische Beschäftigte. Außerdem bestehen Verträge mit Kunden, die Vieh zum Schlachten anliefern - Direktvermarkter genauso wie regionale Metzgereien.
In der Stadt selbst sind es nach Auskunft der Fleischerinnung nur noch drei, die ihr Vieh selbst bei Bauern in der Region kaufen und dann in Coburg schlachten lassen: Thein, Boseckert und Herr. Doch auch sie kaufen Fleischteile bei Großhändlern zu. Die größten Kunden im Schlachthof sind die Firmen Dellert und Südfleisch.
aber immer wenn aus der coburger politik und besonders aus dem dunstkreis um den ob das wort "skandal" tönt, schrillen bei mir die alarmglocken, und ich hinterfrage alle äußerungen und darstellungen von dort. denn wie oft schon in den letzten 23 jahren sind ähnliche (künstlich aufgeplusterte) fälle in sich zusammengefallen wie kartenhäuschen... schaden hatten nur die in die öffentlichkeit gezerrten.
wollen wir hoffen, dass die justiz klarheit in die sache bringt.