Nach dem Sturm vom Juli 2012 blieben Teile des Hofgartens bis jetzt gesperrt. Nun sind die Aufräumarbeiten im Wald beendet. In den gerissenen Lichtungen darf sich der Wald natürlich verjüngen.
Wenn Bernhard Ledermann, Leiter des Coburger Grünflächenamts, durch den Hofgarten geht, dann sind ihm die romantischen Aspekte des Parks wohl bewusst. Die sorgsam gestalteten Blickachsen zum Beispiel. Oder der Wechsel zwischen den verschiedenen Gehölzen: Hier ein Robinienwäldchen, dort Kiefern. Nur die Worte, die der Chef des Parks verwendet, klingen wenig romantisch. Von "Landschaftswimpeln" redet er, wenn er erklärt, mit welchen Tricks der Architekt des Parks, Carl Gustav Zeißig, den Anschein von Weite schuf. Eben weil sich von den Seiten her immer wieder Baumgruppen ins Blickfeld schieben oder das Ende von Blickachsen markieren, wirkt der Park weitläufiger, als er ist.
Unten gepflegter Park, oben naturnaher Wald: So sieht - im Groben - die Vorgabe für den Zustand des Hofgartens aus. Klar: Die Wege müssen sicher sein, ohne Stolperfallen und ohne die Gefahr, dass ein Ast oder gar ein Baum auf die Spaziergänger kracht.
Aber abseits der Wege im oberen Veilchental und direkt unterhalb der Veste dürfen kaputte Stämme auch stehen bleiben, um als Biotopbäume Höhlen für Vögel und Eichhörnchen zu bieten oder unter der Rinde Lebensraum für Käfer.
Wäre alles nach Plan und Parkpflegewerk gegangen, dann hätte das Grünflächenamt in diesem Winter vermutlich auch den einen oder anderen Baum gefällt, um im Wald einige Lichtungen zu schaffen, in denen junge Bäume hochwachsen können. Der Sturm in der Nacht zum 1. Juli 2012 nahm den Holzfällern diese Arbeit ab - und bescherte andere. Denn jetzt, über den Winter, musste das herumliegende Holz aufgearbeitet werden.
Erst seit kurzem sind alle Wege im Hofgarten wieder für Spaziergänger freigegeben.
Totholzangebot Rund 125 Raummeter Brennholz holten die Forstleute der Stadt aus dem Hofgarten - das ist in etwa die Menge, die in einem Jahr in zehn Hektar Wald nachwächst. Doch so groß sind die Waldbereiche des 30 Hektar gorßen Hofgartens gar nicht. Und sie sind - zumindest direkt unterhalb der Veste - als Flora-Fauna-Habitat (FFH) ausgewiesen. Das bedeutet: Hier wird nicht alles raus- und ausgeräumt. "Totholzangebot", sagt Ledermann - "oder Lebensraumangebot, wenn das besser klingt". So viel zur Romantik. Ein anderer Teil des Holzes wurde verhäckselt, ein weiterer zu Brennholz zersägt und am Kiefernwäldchen aufgestapelt.
Die Arbeiten mit Motorsäge und Rückegerät sind nun weitgehend beendet.
Als nächstes werden die Furchen in der Wiese planiert, die die Fahrzeuge hinterlassen haben. Dann müssen die Wege gerichtet werden - auch das gehört zum Parkpflegewerk und wäre ohnehin fällig gewesen, auch ohne Sturm. Der hat freilich einige der Treppengeländer verbeult oder ganz abgerissen. Die hölzernen Wasserrinnen in den Wegen sollen durch gepflasterte ersetzt werden, erläutert Ledermann.
Im unteren Bereich des Parks, wo die Wege zum Teil asphaltiert sind, ist kein Platz für totes Holz. Dort wurden die umgerissenen Robinien mitsamt der Wurzel entfernt. Nur noch einige runde Erdscheiben erinnern an frühere Wurzellöcher. Ledermann blickt das Veilchental hinauf. Ganz oben, wo der Wald beginnt, wächst eine Kastaniengruppe. "Wenn sie blüht, ist sie ein leuchtender Blickfang in der Ferne", sagt Ledermann. Ein gezielt erzeugter gartengestalterischer Effekt. Aber romantisch.