Wer diesen Chor tatsächlich noch nicht gehört haben sollte, könnte seinen Namen für eine clevere Marketing-Idee halten: "Klangfänger". Wer den Coburger Hochschulchor dann aber hört, besser: erlebt, merkt sehr schnell, dass dieser Name im Grunde ganz einfach nur eine treffende Beschreibung ist.
Denn Klangfänger sind die Choristen tatsächlich - mit dem Klang ihres Gesangs fangen sie ganz unweigerlich ihr Publikum ein. Das beweisen auch die Auftritte in der Salvatorkirche im Rahmen der Veranstaltungen "Designcampus open". Der Andrang ist immens, die Begeisterung im Auditorium und auf dem Podium nicht minder.
Zum zweiten Mal präsentieren die Klangfänger unter ihrem Leiter Moritz Metzner ein gemeinsames Programm mit dem Hochschulkabarett "Schlagwort". "Chorizonte" lautet das Motto des etwa zweistündigen Abends, an dem sich Wort und Musik facettenreich begegnen und oft wechselseitig beleuchten. Diese "Chorizonte" laden ein zum Blick hinter den Horizont, verlocken dazu, ausgetretene Pfade einfach mal zu verlassen, Neues zu riskieren.
Kabarettistische Talente Dazu präsentiert das Hochschulkabarett in einigen Solonummern interessante Talente mit Beiträgen von
skurril-erhellend bis nachdenklich, ja meditativ. So beschäftigt sich Klaus Hofmann trefflich charakterisierend mit dem Phänomen fränkischer Borniertheit in Sachen Kommunikation, Leopold Vollmann schildert in seinem Reisebericht das Horrorszenario einer Flugreise nach Teneriffa inmitten einer Rentner-Truppe, Thore Wojke prallt als Norddeutscher, der nach Coburg umzieht, bei den "Eingeborenen" ungebremst auf den Panzer der Ignoranz und Merlin Schneider reflektiert über "Leben und Tod". Dazwischen gibt's dann auch noch einige anschaulich gestaltete Spielszenen.
Musikalisch spannt sich der Bogen von Culcha Candela ("Schöne neue Welt") bis Michael Jackson ("Will yo be there?"), von Udo Lindenberg ("Hinterm Horizont") bis zu einem Ausschnitt aus dem Musical "Hair" ("Aquarius"). Dabei stellen die "Klangfänger" wieder ihr besonderes Talent unter Beweis, quer durch viele Stile mit großer Begeisterungsfähigkeit zu singen.
Wirkungsvoll inszeniert Auftritte der "Klangfänger", die 2008 von Moritz Metzner gegründet wurden, sind oftmals kleine Inszenierungen bis hin zu effektvollen Lichtstimmungen. Gut ausgewählte kleine Requisiten für einzelne Titel, dazu passende Gesten, sprechende Handbewegungen - schon wird aus einem statischen Chorauftritt eine regelrechte Chorperformance, wirkungsvolle Soli immer wieder eingeschlossen.
In lediglich vier Proben samt einem Probenwochenende hat Moritz Metzner das anspruchsvoll vielseitige Programm mit den "Klangfängern" einstudiert - wenig Zeit, wenn man bedenkt, dass der Chor sein gesamtes Programm auswendig singt. Metzner ist als Chorleiter ein regelrechter Animateur, der seine "Klangfänger" immer wieder anfeuert und mit seinen gestalterischen Akzenten beflügelt.
Dazu ist Metzner am E-Piano auch noch der Bandleader der mit ihm dreiköpfigen Combo mit Cello und Schlagzeug.
Wer Moritz Metzner und seine "Klangfänger" erlebt, spürt ganz unmittelbar, dass sich junge Menschen auch heute noch sehr wohl für Chorgesang interessieren können - wenn er nicht dröge vereinsmeierlich daher kommt.
Enthusiastischer Beifall Was Moritz Metzner und die "Klangfänger" musikalisch anpacken, klingt mit frischen Stimmen plötzlich wie verwandelt - selbst ein Oldie we "Ghostriders in the sky" tönt pulsierend, elektrisierend neu. Das Publikum ist mit Recht begeistert und erklatscht sich mit enthusiastischem Beifall zwei Zugaben.