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Coburger Convent: "Reise in die Vergangenheit"


Autor: Simone Bastian

Coburg, Dienstag, 21. Mai 2013

Bunte Mützen prägen das Bild auf dem Coburger Marktplatz am Dienstagvormittag. Der Frühschoppen bildet traditionsgemäß den Abschluss des Pfingstkongresses des Coburger Convents - und begründet manche alte Freundschaft neu.
Foto: Simone Bastian


"Ich bin wahrscheinlich schon im Kinderwagen über den Marktplatz gerobbelt worden." Das können nicht viele Zugezogene von sich behaupten. Jürgen Romahn, Radiologe mit eigener Praxis in Coburg, hat schon als Kind mit seinen Eltern den Pfingstkongress des Coburger Convents (CC) besucht. Als er selbst studierte, nahm der heute 58-Jährige ebenfalls die Farben auf: Zuerst wurde er Mitglied der Merowingia Köln, dann auch bei der Teutonia Heidelberg, in seinem Studienort. Deshalb trägt er zwei Bänder (Couleur) über der Brust.

Seit Jürgen und Vera Romahn in Coburg leben, sind sie Anlaufstelle für seine Bundesbrüder, wie sich die Mitglieder der Landsmannschaften nennen. "Wir hatten die Bude voll", erzählt Vera Romahn.

Zu den Übernachtungsgästen kamen am Dienststagmorgen noch die Gäste des Aktivenfrühstücks, alles in allem "40 Personen". Der für die Teutonina Heidelberg am Marktfest reservierte Tisch bleibt jedoch leer. "Viele sind am Montagabend noch zurück gefahren", berichtet Jürgen Romahn. "Nach dem Festkommers saß ich alleine da."

Vor Jahren schon machte die Teutonia den Vorschlag, den Kongress um einen Tag zu kürzen, da viele Studenten (bei den Landsmannschaften die Aktivitas) am Dienstag schon wieder im Hörsaal sitzen müssen. Damals wurde dieser Vorschlag noch abgelehnt. Aber die Stimmen derjenigen, die der Teutonia nun Recht gäben, würden mehr, sagt Jürgen Romahn.

"Man trifft immer jemanden, den man kennt", sagt seine Frau und winkt in die Menge. Ein Herr, ausweislich der Mütze ein Mitglied der Macaria Köln, tippt Jürgen Romahn auf die Schulter. "Vertu ich mich - Romahn?", fragt er. "Mein Name ist Klaus Herbertz." Die beiden kennen sich vom Paukboden, wo sie gegeneinander gefochten haben. Die Landsmannschaften und Turnerschaften im CC sind allesamt schlagend, das heißt, ihre Mitglieder müssen mindestens einmal gegen ein Mitglied einer anderen Landsmannschaft fechten. Diese sogenannte Mensur sei in erster Linie ein sportlicher Wettbewerb, betont Jürgen Romahn.

Für viele der Alten Herren sei der jährliche Coburg-Besuch eine Reise in die eigene Vergangenheit und Jugend, sagt Vera Romahn. Damals dürfte es jedoch noch keine Aktiven mit Rastazöpfen gegeben haben. Jonas van Dinter sitzt mit Bundesbrüdern und Freundinnen am Tisch der Slesvico Holsatia, die seit 1987 mit der Cheruskia Kiel fusioniert ist. Van Dinter ist nicht der einzige Bundesbruder am Tisch, der auf einen akkuraten Kurzhaarschnitt verzichtet. Aber die rosa Fingernägel an der einen Hand? "Ein Streich, den mir meine Bundesbrüder letzte Nacht gespielt haben", sagt er und grinst.

Ansonsten verläuft das Marktfest wie immer: Die Stadtkapelle spielt die bestellten Lieder und Märsche, auf dem Rathausbalkon drängen sich Besucher, die das Fest von oben sehen wollen. Und um 12 Uhr singen Alte Herren aus Coburg zu Ehren des längst verstorbenen Eux Stocke ein Ständchen am Albert-Denkmal.