Was hat eigentlich Tango-Meister Astor Piazzolla mit dem großen Thomaskantor Johann Sebastian Bach zu tun? Mit seinem neuen Programm "Fünf Jahreszeiten" liefert das Quintett "Harmonic Brass" in Rödental verblüffende musikalische Antworten auf viele Fragen.
Die fünf Herren von "Harmonic Brass" sind nonchalante Melodiensammler. Sie schlendern scheinbar völlig ungezwungen durch die Musikgeschichte und pflücken wohlklingende Weisen, wo immer sie zu finden sind - vom Barock bis zur Gegenwart, von Johann Sebastian Bach bis Astor Piazzolla. Dennoch gerät die Auswahl nicht willkürlich, weil ein geschickt gewähltes Thema als Klammer dient. "Fünf Jahreszeiten" lautet das Motto des neuen Programms, mit dem das Quintett beim inzwischen schon traditionellen Rödentaler Neujahrskonzert im ausverkauften Rathaussaal gastiert.
Die neunte Auflage des Konzerts mit "Harmonic Brass" demonstriert, warum dieses Blechbläser-Ensemble aus München sich in den gut zwei Jahrzehnten seines Bestehens eine treue Fangemeinde erspielt hat. Jederzeit routinierte, ermüdungsfrei eingesetzte Virtuosität gestattet dem Quintett muntere Klangreisen quer durch die Jahrhunderte.
Effektvolle Arrangements Das Markenzeichen von "Harmonic Brass" sind die effektvollen Arrangements, die auch in diesem neuen Programm (fast) allesamt von Trompeter Hans Zellner stammen. Zellner weiß, wie er mit zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba fast mühelos orchestrale Klangvielfalt herbei zaubert. Und wenn das einmal doch nicht reichen sollte, greifen Zellner und sein junger ungarischer Trompetenkollege Gergely Lucàcs schnell mal zum Horn und formieren bei Bedarf mit Andreas Binder ganz einfach ein tadellos homogenes Horntrio. Binder wiederum beweist sein Talent als Moderator, der souverän und eloquent durch das Programm führt und immer wieder verbale Brücken schlägt - von Ausschnitten aus Haydns "Jahreszeiten" zum "Hummelflug" von Rimski-Korsakow.
Sommernachtstraum Nebenbei erzählt "Harmonic
Brass" dann die verwirrende Vielfalt der Liebesgeschichten in Shakespeares "Sommernachtstraum" mit Mendelssohn-Bartholdys zauberhaft schwirrender Musik. Hier können die Mitglieder von "Harmonic Brass" auch noch effektsicher ihr schauspielerisches Talent beweisen.
Ausdauernde Begeisterung Unbestreitbares Geschick als Arrangeure und Komponisten beweisen alle Mitglieder des Ensembles dann mit dem Zyklus "Die fünf Jahreszeiten", für den jeder Musiker des Quintetts einen eigenen Beitrag beisteuert.
Der populärste Beitrag zum Thema "Jahreszeiten" fehlt im offiziellen Programm - freilich nur, um unweigerlich als Zugabe doch noch zu kommen: Vivaldi "Vier Jahreszeiten". In diesem Fall in einer konzentrierten Fassung als raffiniert verwobenes Medley. Ausdauernder Begeisterung und der Hinweis auf das Jubiläumskonzert - das zehnte Rödentaler Neujahrskonzert am 11. Januar 2014.
Das ist die aktuelle Besetzung von Harmonic Brass Trompeten: Hans Zellner, Gergely Lukàcs
Horn: Andreas Binder
Posaune: Thomas Lux
Tuba: Manfred Häberlein