Auch wenn die Seßlacher mit ihrer Veranstaltung keine Rekorde brechen wollen, locken sie immer wieder viele Besucher an. Manche kamen sogar aus Nürnberg, um durch die historische Altstadt zu bummeln.
"Wer durch die Tore in diese Altstadt geht, soll gefangen werden vom Ambiente einer Kleinstadt mit Wohlfühlcharakter." Bürgermeister Hendrik Dressel (Freie Wähler) brachte in seiner letzten Rede zum Auftakt des Adventsmarktes zum Ausdruck, dass diese Veranstaltung etwas anders sein möchte: "Der Seßlacher Adventsmarkt möchte keine Umsatzrekorde brechen."
Vielen Besuchern sprach das Stadtoberhaupt damit aus der Seele. Eine Nürnbergerin, die nicht namentlich genannt werden wollte, war extra in die historische Altstadt gekommen, um dem heimatlichen Trubel zu entfliehen: "Wir suchen uns gezielt kleinere Märkte raus. Gestern waren zum Auftakt des Christkindlmarktes 200 000 Menschen. Das ist doch Irrsinn."
Schon bei der Einstimmung vermittelten das Konzert der Stadtkapelle Seßlach (unter der Leitung von Michal Bauer) sowie die beiden Stadtpfarrer Stefan Fleischmann und Kathrin Neeb, die liturgisch in den Advent einführten, ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit in der kühlen Stadtpfarrkirche. Draußen konnten sich die Besucher dann über alles freuen, was zu einem Adventsmarkt gehört: vorweihnachtlicher Lichterglanz, adventliche Klänge, geschmückte Marktstände mit handwerklichen Waren oder kulinarischen Genüssen, Glühweinduft. Auch das Christkind mit seinen Engelchen sowie Nikolaus und Knecht Ruprecht hatten ihren Auftritt.
Geschenke, die nichts kosten Gedanken ums Schenken machte sich das Seßlacher Christkind (Corinna Frerichs): Das Einfühlungsvermögen den Geschmack des Beschenkten zu treffen, ihn oder sie zu erfreuen, sei das eigentliche Geschenk, nicht der Geldwert: "Im Geschenk versuchst du sichtbar zu machen, wie gut Du den anderen kennst." Frerichs regte an, auch Geschenke zu machen, die man mit Geld nicht bezahlen kann: ein freundliches Lächeln, einmal mit Kindern auf der Wiese spielen, den Nachbarn im Krankenhaus besuchen, eine alleinstehende Frau zum Kaffeetrinken einladen.
Für andere etwas tun, das konnten die Besucher an zahlreichen nicht-kommerziellen Ständen des Marktes. So boten unter anderem Petra und Hartmut Bohl für die Kinderkrebshilfe und der Inner Wheel Club Coburg-Obermain für zahlreiche soziale Projekte selbstgemachte Weihnachtsgeschenke an, um diejenigen zu unterstützen, die nicht auf der Sonnenseite des Leben stehen.
Am Sonntag war abends viel los Während sich am Samstag der Besucherstrom in Grenzen hielt, herrschte am Sonntag viel Gedrängel. Neugierig beobachteten Einheimische wie Besucher, wie Bildhauer Wolfgang Schott aus Eisblöcken einen Palast schuf. Auch am Stand von Oliver Pohl herrschte viel Andrang, seine "Baumstriezel" waren begehrt. "Ich habe meine Oma nach dem Rezept ausgequetscht", berichtet der Rossacher. Die Hefeteigrollen, in süßen wie herzhaften Varianten erhältlich, stammen ursprünglich aus Ungarn.
Zwischen den Ständen, bei Glühweinduft, Plätzchen und weihnachtlichen Klängen auf der Bühne konnten alle Gäste nachvollziehen, was der Bürgermeister sich zum Auftakt gewünscht hatte: "Wir wollten Sie mitnehmen und einstimmen in die schönste Zeit des Jahres und auf das schönste Fest, das wir Christen feiern - auf das Weihnachtfest."