Mitarbeiter mit stillem Protest vor Hallstadter Michelin-Werk
Die Belegschaft des Hallstadter Michelin-Werks protestiert still gegen die Schließung. Der Betriebsrat drängt darauf, abgeschlossene Verträge einzuhalten
Beim Ausatmen entstehen kleine Wolken, so kalt ist es bereits. Kurz vor 22 Uhr stehen am Werkstor die Mitarbeiter. Zeit für die Nachtschicht. Aber es ist kein normaler Schichtwechsel. Gut 100 Grablichter brennen vor der Pforte. Viel mehr steht dem Reifenhersteller Michelin ein Gezeitenwechsel bevor: Das Werk in Hallstadt muss schließen. Bis 2021 fallen hier 856 Stellen weg. Eine Zahl, hinter der Menschen und Familien stehen, die nun eine ungewisse Zukunft vor sich haben.
Michelin-Werk in Hallstadt: Laut Vertrag darf kein Werk vor 2022 schließen
Manche haben den Aufschwung der Firma von Anfang an miterlebt: "Ich bin vor 43 Jahren bei Michelin in die Lehre gegangen", erzählt ein älterer Mitarbeiter. Im Laufe der Jahre wuchsen die Zollgrößen der produzierten Reifen mit der Entwicklung der Autos. Erst 2024 könne er in Rente gehen und steht nun enttäuscht da, nachdem es doch solange aufwärts ging. "Der Konzern hat die Situation doch gewollt", meint ein Mitarbeiter aus der Produktion, der seit 15 Jahren dabei ist. Die Herstellung werde an billigere Standorte verschoben. Dabei gelte der Standort in Hallstadt als Vorzeigebetrieb in Sachen Qualität. "Bei uns steht immer noch der Stempel Made in Germany drauf, dass darf nicht vergessen werden", fährt das Gewerkschaftsmitglied fort.