Der Marktgemeinderat Hirschaid will den elternlosen Ankömmlingen aus Krisenländern helfen. Eine betreute Wohngruppe soll entstehen, kein Asylbewerberheim. Einigen scheint das jedoch nicht zu passen. Die Polizei ermittelt bereits.
Total unglücklich und entsetzt zeigte sich der Marktgemeinderat in seiner jüngsten Sitzung über das Medienecho auf die Einrichtung eines Heims für "unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" in einem Anwesen an der Bamberger Straße.
Shitstorm nicht hinnehmen Vor allem im Internet wurden rechtsradikale Kommentare gepostet. Der "Shitstorm" wird möglicherweise strafrechtliche Konsequenzen haben. Die Polizei sei eingeschaltet worden, hieß es in der Sitzung. Der Jugendbeauftragte des Gemeinderats, Horst Auer (SPD), forderte, die dümmlichen Äußerungen nicht kommentarlos hinzunehmen. Unter anderem auf Drängen von Kurt Barthelmes (WG Regnitzau) verabschiedete der Marktgemeinderat eine vor allem an die Bevölkerung von Hirschaid gerichtete Erklärung.
Weitere Informationsveranstaltungen und die Organisation örtlicher Unterstützung des Heims und seiner Bewohner werden folgen.
Zunächst betont der Marktgemeinderat, dass er in seiner Gesamtheit den Beschluss des Bauausschusses vom 9. September ausdrücklich mitträgt. Es wurde das gemeindliche Einvernehmen zur Umnutzung des Anwesens für eine heilpädagogische Wohngruppe der Caritas-Jugendhilfe erteilt. Von dieser geplanten Nutzungsänderung des vormaligen Wohn- und Geschäftsanwesens sei die Gemeindeverwaltung frühzeitig informiert worden. Die Gemeinde sei allerdings nur im Rahmen des Baurechtsverfahrens eingebunden gewesen. Kenntnisstand der Gemeindeverwaltung war, dass die Pettstadter Jugendhilfe des Caritas-Diözesanverbandes Bamberg in dem Gebäudekomplex eine Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge errichten wolle.
keine Asylbewerberunterkunft Einziehen werden Kinder und Jugendliche, die nach der Flucht aus ihren Heimatländern ohne Eltern in Deutschland ankommen oder auf der Flucht ihre Familienangehören verloren haben. Die Unterbringung, Förderung und Beaufsichtigung erfolgt nach den für deutsche Jugendliche geltenden Standards.
Es werde, so die Caritas-Jugendhilfe, keine Asylbewerberunterkunft entstehen, sondern eine rund um die Uhr mit Fachpersonal besetzte heilpädagogische Wohngruppe für 15- bis 17-jährige männliche Jugendliche aus dem Ausland. Der Marktgemeinderat erklärt dazu, dass er die offensichtlich in der Bevölkerung vorhandenen Sorgen und Ängste "sehr ernst" nimmt.
Er will den Vorbehalten durch gezielte Informationen und Aufklärungsarbeit begegnen.
So wird der Leiter der Caritas-Jugendhilfe, Otto Bezold, zur Berichterstattung in die kurzfristig einberufenen, öffentlichen Sitzungen des Bau- und Hauptausschusses eingeladen. Im Anschluss daran werde die Bevölkerung offiziell durchs gemeindliche Mitteilungsblatt und auf der Homepage der Marktgemeinde informiert.
Der Jugendbeauftragte des Marktgemeinderats, Horst Auer, wird in engem Kontakt mit den Bewohnern und Verantwortlichen des Heims stehen. Auer steht als Bindeglied zum Marktgemeinderat auch der Gesamtbevölkerung für Fragen und Informationen zur Verfügung.
In der Oktobersitzung will sich der Marktgemeinderat mit weiteren Möglichkeiten der Begleitung der Einrichtung von Seiten der Gemeinde Hirschaid beschäftigen. Unter anderem soll die Bildung eines themenbezogenen Arbeitskreises unter Einbeziehung aller beteiligten Stellen erörtert werden. Dazu hat Udo Wüst (Freie Wähler) dringend geraten: "Nichts unter Verschluss halten, offen mit der Bevölkerung reden!"
In diesen Tagen werden die ersten neuen Bewohner des Heims einziehen. Es steht Raum für bis zu 20 Jugendliche und Betreuer zur Verfügung.
Niemand soll und wird "mundtot" gemacht. Jeder darf seine Meinung äußern. Jeder darf seine Bedenken äußern. Seine Sorgen und Nöte, seine Ängste mitteilen. Aber niemand darf verunglimpfend, verächtlich, herablassend über andere Menschen urteilen! Wenn wir es uns erlauben, auch nur eine Sekunde über die Schicksale anderer Menschen - gleich welcher Hautfarbe, Religion, Ethik, Moral oder Anschauung - negativ zu sprechen, dann verlieren wir unsere Menschlichkeit und letztlich unsere Würde.
Ach so, und wenn man nicht dafür ist, dann ermittelt die Polizei. Bedenkenträger sollen wohl gleich mundtot gemacht werden! Soweit sind wir schon wieder. Wer steht denn da in welcher Ecke?