Von Bienen, Blumen und Biogärtnern

Zum Glück, Grund zur Panik besteht nicht. Das Bienensterben, so dramatisch es manchmal heraufbeschworen wird, gibt es nicht. Das bestätigen die Vertreter der Bienen-Infowabe (BIWa) im Erba-Park ebenso wie der Bauernverband. Doch ausruhen sollte man sich auf diesem Befund nicht. Deswegen hat Lisa Badum (Grüne), seit 2017 für den Wahlkreis Bamberg-Forchheim im Bundestag, nicht nur eine Bienenpatenschaft übernommen, sondern auch gleich in der Bioland-Gärtnerei Sebastian Niedermaier vorbeigeschaut, um sich zu informieren, wo es beim Schutz von Bienen und einem nachhaltigen Zusammenleben noch Nachholbedarf gibt.
"Jedes Insekt trägt etwas zu unserem Zusammenleben bei", sagt Badum, weswegen sie sich auch geehrt fühlt, nun Patin im Erba-Park für eines der an der Infowabe aufgestellten Bienenvölker zu sein. Denn die Patenschaft schärfe ihr Bewusstsein weiter, sagt Badum, womit sie in Berlin weiter Politik machen könne: "Wir hängen das Thema wahnsinnig hoch." Das sollte spätestens seit dem oft belächelten Ausspruch Katrin Göring-Eckarts angekommen sei, nachdem alle Bienen, Schmetterlinge und Vögel wissen sollten, dass die Grünen sich für sie einsetzen werden.
Ziel: Wissen vermitteln
Der Einsatz für Bienen und Insekten beginnt mit Aufklärung. So hat Badum ihre Patenschaft nicht alleine entgegengenommen. Begleitet hat sie Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik und Bioökonomie der Grünen, der einen Vortrag zum Thema gehalten hat. Aber den Grünen ging es nicht um Belehrung. Am Vormittag hörten sie interessiert den Ausführungen von Ilona Munique und Reinhold Burger von der Infowabe zu, die über die Situation der Bienen in Bamberg berichteten.
Die beiden stellten die seit 2014 auf dem Gelände der Landesgartenschau entstandene Wabe und den Bienenpark vor. Ihnen geht es bei ihrer Initiative um die Vermittlung von wichtigem Wissen bei der Beachtung und Integration der Bienen in unseren Alltag. Das beginnt bei Grundschulklassen und endet nicht mit Seminaren an der Universität, sondern steht allen Spaziergängern und Interessierten offen.
Diese Offenheit ist Ilona Munique wichtig. Sie sagt, sie seien keine Hardliner und wollen daher auch keine Panik machen. "Wir haben noch nicht die Erfahrungen eines Landwirts", sagt sie, weswegen es umso wichtig ist, in einen Dialog zu treten. Eine Haltung, die auch Dieter Heberlein, Pressesprecher des Bauernverbands in Bamberg, vertritt: "Wir wollen die Zusammenarbeit noch verbessern." Dazu zählen Informationsveranstaltungen, die im Herbst geplant sind, um die Wissensbasis in diesem Bereich noch zu erweitern.
"Die Dosis macht's"
Denn ein großes Problem sieht Heberlein nicht in der herkömmlichen Landwirtschaft. "Die Dosis, die macht's", sagt er und betont, dass die benutzten Mittel zur Schädlingsbekämpfung zahlreiche wissenschaftliche Untersuchen durchlaufen müssen, bevor sie von den Landwirten eingesetzt werden dürfen. Außerdem müsse man die Entwicklung eines möglichen Bienensterbens langfristig betrachten, und dafür fehlten im Moment die staatlichen Untersuchungen. Daher sieht auch er keinen Grund zur Panik, sagt aber dennoch, dass man dem Bienenschwund vorbeugen müsse - was die Landwirte ohnehin schon täten, da viele auch Imker seien.
Diskutabel bleibt die Frage, wie genau das geschehen soll. Schließlich sind es sehr komplizierte Sachverhalte, die miteinander verbunden werden müssen, ohne dass nicht nur niemand einen Schaden, sondern alle einen Nutzen haben. Für Harald Ebner ist das nur möglich, wenn man das ganze System anpacke: "Ohne klaren Kurswechsel in der Agrarpolitik werden wir die fatale Entwicklung nicht stoppen können. Wir fordern ein Verbot der Bienenkiller-Pestizide und eine Umschichtung der Agrargelder zugunsten bienenfreundlicher Bewirtschaftung."
Heimatverbunden und weltoffen
Wie das gehen kann, davon hat den beiden Grünen Biogärtner Sebastian Niedermaier berichtet. Seit über zehn Generation betreibt die Familie Niedermaier ihre Gärtnerei in Bamberg. Sebastian Niedermaier hat den Betrieb nach Arbeiten in der Schweiz und Amerika übernommen und aus ihm eine reine Biogärtnerei gemacht. Für Badum ist er ein gelungenes Beispiel des notwendigen Wandels. "Er vereint Franken und die ganze Welt." Und das wollen schließlich auch die Grünen sein: heimatverbunden und weltoffen.
Sebastian Niedermaier hat bei seiner Arbeit auch die Bienen im Blick und weiß, dass die brachliegenden Gärtnereien in seinem Viertel genutzt werden könnten, um den Bienen ihre so notwendigen Blumen zur Verfügung zu stellen. Denn ein großes Problem, so sagt auch Eberlein vom Bauernverband, ist die Versiegelung von Boden, der geordnete und perfekte Garten, der keiner Biene mehr Hecken und Blumen und damit die notwendigen Pollen zur Verfügung stellt.
"Man muss in aller Ruhe mit den Menschen reden", sagt Niedermaier, der zwar eine klare Haltung hat, diese aber niemandem aufdrängen will. Denn er weiß, wie sich ein Wandel langfristig durchsetzt: "Den Gedanken von Bio kann man niemandem aufdrücken, das muss aus einem selbst kommen." Und der Anfang jedes Gedankens sind Informationen und Diskussionen. Darin wenigstens sind sich alle einig.