Zum Fahrplanwechsel im Dezember sollen beim Nahverkehr in Strullendorf Neuerungen in Kraft treten, um die Akzeptanz zu erhöhen. Ziel: mehr Fahrgäste!
Vielleicht wird der Rufbus ab dem Winterfahrplan im Dezember stärker frequentiert. Bislang steuert dieses versuchsweise eingeführte öffentliche Verkehrsmittel im Bereich der Strullendorfer Ortsteile nicht gerade auf Erfolgskurs. Im Gegenteil: Mit jeder Fahrt verursacht es rund 70 Euro Defizit, wie kürzlich im Umweltausschuss des Kreistages bekannt wurde. Die Gemeinde wurde gebeten, zu einer stärkeren Auslastung beizutragen.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung griff Bürgermeister Wolfgang Desel (CSU) das Anliegen auf und informierte, dass zum Fahrplanwechsel der Bundesbahn der Strullendorfer Rufbus auf die Zugabfahrten in Richtung Bamberg ausgerichtet werden soll. Die bisherige Anbindung an die Züge in die Gegenrichtung hat sich offenbar nicht bewährt. Außerdem sind zwei neue Haltestellen am Netto-Markt und am Mehrgenerationenhaus geplant.
Für die Gemeinde entstünden aus dem Betrieb des Rufbusses keine Kosten; er werde als Pilotprojekt vom Freistaat Bayern und vom Landkreis getragen. Die Gemeinde könne den Bekanntheitsgrad steigern. Bürgermeister Desel möchte dazu den "ziemlich verwirrenden" Flyer vereinfachen und neu verbreiten. Außerdem soll im Gemeindeblatt und eventuell durch eine Veranstaltung zum Fahrplanwechsel auf die Beförderungsmöglichkeit aufmerksam gemacht werden.
Den großen Durchbruch für das System Rufbus sieht der Gemeinderat gleichwohl nicht. Stefan Zahner von der Neuen Liste meinte - fast schon resignierend: "Der Rufbus ist gut gemeint, aber wenn niemand mitfährt, können wir auch nicht helfen." Markus Dorscht (CSU) hatte Organisationsprobleme im Rufbus-System ausgemacht, zum Beispiel die lange Anforderungsfrist.
Außerdem glaubt er nicht, dass man aus Leesten gern per Bus nach Strullendorf und von dort per Bahn nach Bamberg fahren möchte.
Petra Schwantes (Neue Liste) fragte nach der Öffnung der Schulbuslinien für zahlende Fahrgäste und erfuhr vom Bürgermeister, dass darüber weitere Gespräche mit den beteiligten Omnibusunternehmern geführt würden.
Einen ganz anderen Kurs steuerte Gemeinderat Werner Haas vom Bürgerblock: Er hatte vom Landratsamt erfahren, dass sonntags als einziges öffentliches Verkehrsmittel in der Umgebung von Strullendorf der Brauereien- und Fachwerkexpress unterwegs ist. Und der bitteschön, solle doch auch Wernsdorf und Amlingstadt bedienen, meinte Haas, wenn schon die Gemeinde über den Landkreis an den Kosten beteiligt werde. Die VGN-Freizeitlinie 977 verkehrt nur vom 1. Mai bis 1. November auf der Strecke Hirschaid - Buttenheim - Frankendorf -Teuchatz - Mistendorf - Geisfeld - Roßdorf a.F. - Strullendorf-Hirschaid. An Sonn- und Feiertagen dreht der Bus drei Runden, zwei am Vormittag, eine an Nachmittag. Keine Tour führt direkt nach Bamberg.
Daß die Anbindung nach Bamberg nicht von Beginn an bedacht wurde, läßt arg an der Professionalität der Verantwortlichen zweifeln.
Ein regelmäßig verkehrender Linienbus wirbt quasi für sich selbst. Ein eigens für jede Fahrt zu bestellendes Verkehrsmittel muß wesentlich aufwendiger beworben werden - zumal die Einstiegsschwelle ohnehin deutlich höher liegt.
Wenn die Bevölkerung erst daran gewöhnt wird, daß nichts ohne Auto geht, ist es ein äußerst diffiziles Vorhaben, sie wieder an öffentliche Verkehrsmittel zu gewöhnen. Nahezu aussichtslos bleibt es, wenn die Infrastruktur weiterhin fürs Auto massiv ausgebaut, für die Alternativen aber auf Restniveau belassen wird. Abgehängt und von selbstbestimmter Mobilität ausgeschlossen wird, wer - aus welchen Gründen auch immer - nicht Auto fahren kann, darf oder will.
Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, daß weder Fahrgastverbände und -vertreter noch Vertreter derer, die Ziel mobilen Verhaltens sind (Arbeitsstätten, Handel, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, ...) zur Erarbeitung des Nahverkehrsplans herangezogen wurden - entsprechende Eingaben wurden ausnahmslos ignoriert. Wenn aber Kommunalpolitik und -verwaltung sowie Verkehrsbetriebe unter sich bleiben, haben Bedürfnisse und Interessen der Betroffenen wie auch der natürlichen Lebensgrundlagen keine Stimme. Es wird nahezu ausschließlich um vordergründige Kostenfragen und Betriebsoptimierung gehen.