Politisch und ganz katholisch

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Bei der jährlichen Fronleichnamsprozession pilgern Mitglieder des Katholischen Kasinos Bamberg hinter ihrer Vereinsfahne mit. Bärbel Meister
Bei der jährlichen Fronleichnamsprozession pilgern Mitglieder des Katholischen Kasinos Bamberg hinter ihrer Vereinsfahne mit.    Bärbel Meister
Der legendäre Geistliche Beirat Prälat Georg Werthmann (links) mitErzbischof Elmar Maria Kredel. p
Der legendäre Geistliche Beirat Prälat Georg Werthmann (links) mitErzbischof Elmar Maria Kredel.                   p
 

Am Samstag begeht der Verein Katholisches Kasino Bamberg sein 150. Stiftungsfest. Das "Kasino" war einst eine gesellschaftliche Größe in der Stadt.

Allein schon die jährlichen Stiftungsfeste des 1868 gegründeten Katholischen Kasinos Bamberg waren gesellschaftliche Ereignisse par excellence. Alles, was Rang und Namen hatte in der Stadt, gab sich die Ehre. Naturgemäß die katholischen Großkopferten, die sich in diesem Kernverein des politischen Katholizismus bestens aufgehoben fühlten. Zumal das Kasino in die Ära des Kulturkampfes eingebunden war, der die harten, unversöhnlichen Auseinandersetzungen zwischen Liberalismus und Staat auf der einen Seite und dem romtreuen, konservativen Katholizismus auf der anderen um Einfluss in Gesellschaft und Staat bedeutete. Am morgigen Dreikönigstag, 6. Januar 2018, steht nun das 150. Stiftungsfest im Kalender.

Und obwohl sich das Katholische Kasino schon längst nicht mehr als Gegengewicht zu einer antikirchlichen Agitation in einer liberalen Öffentlichkeit versteht wie in der Gründerzeit, bleibt es im urkatholischen Wurzelgrund verhaftet: "Wertkonservativ, auf dem Boden des Zweiten Vatikanischen Konzils, parteipolitisch neutral" - so charakterisiert Werner Zeißner die heutige Ausrichtung des Kasinos. Zeißner ist derzeit Schatzmeister des Vereins, war einige Jahre lang auch dessen Vorsitzender.


Nach 18 Männern die erste Frau

Bei den Neuwahlen für den Vorstand im April 2017 wurde seine Ehefrau einstimmig zur Nachfolgerin im Amt bestimmt. Renate Zeißner ist nach achtzehn Männern als Vorsitzende die erste Frau an der Spitze des Kasinos. Obwohl das einst als reiner Männerverein gegründete Kasino sich schon vor 90 Jahren für die Mitgliedschaft von Frauen geöffnet hatte.

"Ich habe keinen emanzipatorischen oder feministischen Ansatz, sondern halte es für wichtig, dass Frauen Führung übernehmen", sagt Renate Zeißner bestimmt. Zumal auch die Mehrzahl der derzeit 120 Mitglieder Frauen seien, ergänzt die pensionierte Studiendirektorin am ETA-Hoffmann-Gymnasium und vielfach ehrenamtlich im kirchlichen Bereich Engagierte. Renate Zeißner weiß allein schon wegen der Altersstruktur der Mitglieder, dass ein Neuaufbruch des Kasinos nur mit einer deutlichen Verjüngung geschafft werden kann.


Resistent gegenüber radikalen Parteien

Die Vorsitzende ist davon überzeugt, Männer wie Frauen dafür gewinnen zu können, "unsere christliche Haltung, unsere Werte auch außerhalb der Kirchenmauern zu zeigen". Also mit dazu beizutragen, eine demokratische, christlich geprägte Zivilgesellschaft erfolgreich aufzubauen,die resistent ist gegenüber radikalen politischen Parteien. So wie es gerade nach dem Zweiten Weltkrieg Persönlichkeiten des Katholischen Kasinos getan haben, deren Namen nicht nur in Bamberg unvergessen sind. Etwa Emil Kemmer, Paul Wünsche, Philipp Vollkommer, Anton Hergenröder und andere. Politiker der nachfolgenden Generationen wie Gesundheitsministerin Melanie Huml, Bezirkstagspräsident Günther Denzler oder Bürgermeister Christian Lange gehören heute zu den Kasino-Mitgliedern,die in die Gesellschaft hineinwirken.

Gottesdienste, Andachten, Vorträge zu aktuellen oder geschichtlichen Themen, Studienfahrten, gesellige Treffen gehören zum Jahresprogramm des Katholischen Kasinos.

Geistlicher Beirat ist seit 1988 Prälat Alois Albrecht. Der frühere Bamberger Generalvikar trägt auch den Ehrentitel "Apostolischer Protonotar". So wie ein Vorgänger im Amt des Geistlichen Beirates von 1965 bis 69, nämlich Prälat Georg Werthmann. Allerdings konnte der einstige Generalvikar im Bonner Militärbischofsamt dem Ehrentitel noch die Worte "ad instar participantium" hinzufügen. Die gaben Werthmann das Recht, bischöfliche Kleidung samt Mitra zu tragen.


Glanzvoller Redner

Es ist überliefert, dass er von diesem Privileg ausgiebig Gebrauch machte, was ihm schließlich beim amtierenden Militärbischof Franz Hengsbach zum Nachteil gereichte. Er musste sich in den Ruhestand verabschieden. Den verbrachte Prälat Werthmann im Raum Bamberg, in dem zahlreiche Gläubige seine Auftritte in bischöflichen Gewändern inklusive Pontifikalschuhen schätzten. Auch die Mitglieder des Katholischen Kasinos störten sich nicht daran. Sie waren eher dankbar einen "echten geistlichen Führer, einen glanzvollen Redner und Mann voller Verständnis und großem Herzen" als Beirat zu haben, wie es in der Kasino-Festschrift von 1968 heißt.


Festschrift erschienen

Eine druckfrische Festschrift gibt es auch zum 150. Geburtstag, die den Mitgliedern und interessierten Gästen jedweder Konfession in der Festversammlung um 11.30 Uhr im Grünen Saal der Harmonie am Schillerplatz präsentiert wird. Außerdem hält Professor Peter Bruns, Inhaber des Lehrstuhls für Kirchengeschichte an der Uni Bamberg einen Festvortrag zum Thema: "Kreuz unter dem Halbmond - Syrische Christen im Herrschaftsbereich des Islam".

Zum Festreigen gehört bereits um 9.30 Uhr der Pontifikalgottesdienst im Dom mit Weihbischof Herwig Gössl. Anlässlich des Jubiläums bekommt der Flüchtlingsdienst der Jesuiten für seine Arbeit in Syrien von den Mitgliedern des Katholischen Kasinos eine Spende in Höhe von 2500 Euro. "Sozial-caritatives Engagement gehört für uns dazu", erklärt Vorsitzende Zeißner.