Neuer Sitzungssaal in Strullendorf hat Schwächen

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Der Sitzungssaal im Rathaus Strullendorf: Ganz glücklich damit können weder die Gemeinderäte noch die Besucher sein. Vor allem die Akustik lässt zu wünschen übrig. Foto: Werner Baier
Der Sitzungssaal im Rathaus Strullendorf: Ganz glücklich damit können weder die Gemeinderäte noch die Besucher sein. Vor allem die Akustik lässt zu wünschen übrig. Foto: Werner Baier
Werner Baier
Werner Baier
 

Der Sitzungssaal im Rathaus Strullendorf: Ganz glücklich damit können weder die Gemeinderäte noch die Besucher sein. Vor allem die Akustik lässt zu wünschen übrig.

Der Form nach erinnert der neue Sitzungssaal im Strullendorfer Rathaus an eine Kapelle. Hingegen würde die Akustikverkleidung von Wänden und Decke mehr auf ein Tonstudio schließen lassen. Und die Klimatisierung wiederum ist entweder nicht vorhanden, unbrauchbar oder unbeherrschbar: An einem gewittrigen Abend im August hätten sich Gemeinderäte und Besucher gewünscht, lieber in einer Sauna zu sitzen, weil man darin höchstens mit einem Handtuch bekleidet ist.

Aber kürzlich, an einem Novemberabend mit frühlingshaften Außentemperaturen, ließ so mancher Sitzungsgast seinen Anorak an, so kühl war's in dem Raum. Zum Glück hat sich dann aber an drei Anträgen der SPD-Fraktion eine fast zweistündige lebhafte Debatte entzündet. Schön, dass mit dem Puls und der Erregung der Diskutanten die Raumtemperatur etwas stieg.
Dabei ging es um so nüchterne Fragen wie Aussegnungshalle, Straßenreparatur und Überschwemmungsgefahr. Alles muss jetzt schnellstens in Angriff genommen werden, forderten die Sozialdemokraten. Schließlich hatten sie jahrelang keine Gelegenheit, ihren in den Bundestag entfleuchten Parteifreund Andreas Schwarz auf Vordermann zu bringen, als jener noch die Geschicke der Gemeinde lenkte.

Beim Übergang vom alten zum neuen Bürgermeister wurde dann scheinbar auch noch der obligatorische Kassensturz versäumt. Wie anders soll man es sich erklären, dass eigens ein Beschluss herbeigeführt werden musste, der die Vorlage einer Investitionsliste zum Ziel hat. Der Gemeinderat möchte wissen, ob eine neue Aussegnungshalle überhaupt finanzierbar ist. Den Strullendorfern sei's verraten: Es gibt Gemeinden, in denen der mittelfristige Finanzplan, der alljährlich mit dem Haushalt verabschiedet werden muss, diesen Überblick verschafft. Man muss ihn nur aufblättern und hoffen, dass er lückenlos geführt worden ist.

Multimedia-Anlage meist nicht genutzt

Apropos Information: Während in modernen Rathäusern reihum Gemeinderäte und interessierte Bürger gebeamte Anträge und Beschlussvorschläge an der Wand mitlesen können, sogar im kleinen Pettstadt, bleibt die Multimedia-Anlage des Sitzungssaales von Strullendorf gerne mal aus, streikt oder ist nur mühselig zu bedienen.

Wird überraschend ein komplett neuer Antrag zu einem ganz neuen Thema formuliert, hat gerade niemand eine Geschäftsordnung zur Hand. Tatsächlich moniert einer, dass erst die Zulassung des ad hoc gestellten Antrags beschlossen werden muss. Und dann darf der Antragsteller seinen Antrag dreimal wiederholen, damit ihn der Protokollführer handschriftlich aufzeichnen kann.

Ja, doch, es gibt Rathäuser auch in der Provinz, da steht für solche Zwecke ein Operator zur Verfügung oder auch eine genauso mit der Beherrschung zeitgemäßer Technik vertraute Mitarbeiterin aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters. Die kann dann auch schnell mal einen neuen Text ins System schreiben, eine Korrektur der schriftlichen Vorlage vornehmen oder in digitalen Speichern blättern. Gleich wird das Beschlussergebnis online ins EDV-gestützte Protokollbuch getippt. In Strullendorf bleibt der Ausgang einer Abstimmung den meisten Zuhörern verborgen. Übers Stimmverhältnis darf gerätselt werden, es sei denn, der Beschluss wurde einmütig gefasst.

Rede zu leise

Eigentlich ist es erstaunlich, dass ob solcher Unzulänglichkeiten niemand auf den Tisch klopft. Einmal ist das dennoch passiert, als einer der älteren Gemeinderäte seine Kollegen bat, doch etwas lauter zu sprechen, damit alle die Rede verstünden.

Da brandete sogar Beifall aus den Zuhörer-Reihen auf. Von dort haben Besucher zuweilen das Gefühl, einer Stummfilmaufführung beizuwohnen: Jemand am Ratstisch bewegt die Lippen, alle schauen hin, aber man hört nichts. Außer es brummt gerade ein Lastwagen auf der Bamberger Straße vorbei.

Dann geht sogar die Stimme jener unter, die irgendwann rhetorisch geschult worden sind. Pech, wenn da einer auf gut Fränkisch sein "t" mit "d" glättet, Endungen verschluckt oder seinen Satz nicht zu Ende führt, halt so red', wie na dä Schnobl gwachsn is. Und das im Beichtstuhl-Flüsterton.

Geht's denn auch die Zuhörer etwas an, was da am Ratstisch besprochen wird? Doch? Ja dann wird der Gemeinderat Strullendorf um ein etwas kleineres Projekt nicht herumkommen: Eine Lautsprechanlage muss her, damit die Öffentlichkeit am örtlichen Prozess der Demokratie teilhaben kann.