In Hirschaid werden jugendliche Flüchtlinge in einer Wohngruppe betreut. Ein Arbeitskreis soll sie unterstützen - auch dadurch, dass er rechter Stimmungsmache entgegenwirkt.
Noch unter dem Eindruck der am Samstag stattgefundenen Demonstrationen in Bamberg stand die Sitzung des Hirschaider Marktgemeinderates: Im Ortsteil Friesen leben Asylbewerber und in Hirschaid Mitte sind kürzlich zehn unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einem von der Caritas-Jugendhilfe betreuten Heim einquartiert worden. Gleichwohl: Hirschaid im Allgemeinen und der Marktgemeinderat im Besonderen haben damit kein Problem. Einstimmig wurde vorsorglich die Einrichtung eines Arbeitskreises beschlossen, um Hilfe zu leisten beziehungsweise zu koordinieren. Udo Wüst (Freie Wähler) hatte ihn in der September-Sitzung angeregt; er ließ sich auch von Bürgermeister Klaus Homann (CSU) zum Leiter dieses Arbeitskreises berufen.
Bis zu 20 Jugendliche an der Bamberger Straße Gedacht war der Kreis zunächst zur kommunalen Begleitung der jugendlichen Flüchtlinge, für die ein Hirschaider Architekt eine geräumige Immobilie an der Bamberger Straße umbauen und einrichten ließ. Bis zu 20 Jugendliche aus den Krisengebieten Afrikas und Asiens sollen in dieser Einrichtung betreut werden. Der Leiter der Caritas-Jugendhilfe-Einrichtung Pettstadt, Otto Bezold, stand in der Zwischenzeit den Marktgemeinderäten Rede und Antwort. Und der Jugendbeauftragte des Marktgemeinderates, Horst Auer (SPD), hat Kontakte mit den Verantwortlichen des Heimes sowie den inzwischen dort eingezogenen Jugendlichen aufgenommen und vertieft. Bezold sieht laut Bericht der Gemeindeverwaltung keine Notwendigkeit, zur Betreuung der jungen Flüchtlinge einen Arbeitskreis zu bilden. Er warnte sogar, dass zu viel Aktionismus auch schaden könne. Der Heimleiter bezeichnete das bisherige Engagement der Gemeinde und die vereinbarten Kommunikationswege als völlig ausreichend.
Horst Auer berichtete, dass die zehn Bewohner im Alter zwischen 15 und 17 Jahren "sehr intensiv" die deutsche Sprache erlernen. Die Jugendlichen seien versorgt. Dankbar wäre man jetzt für Spenden von warmer Oberbekleidung, vor allem von dicken Jacken. Auer steht für Fragen im Zusammenhang mit den jungen Flüchtlingen gerne allen Bürgern zur Verfügung. Bürgermeister Homann bestätigte, dass die Flüchtlinge gut untergekommen seien. Ärgerlich sind für ihn jedoch die vielen falschen Informationen zur Flüchtlingsproblematik.
Bürger beteiligen, Ausländerfeindlichkeit entgegentreten Um positiv in die Bevölkerung hineinzuwirken, erinnerte Georg Kestler (FW) an den Vorschlag seines Fraktionskollegen Udo Wüst. Man dürfe den organisierten Rechten nicht das Feld überlassen, forderte dieser. Am besten sollte die Bevölkerung eingebunden werden, um etwaiger Missstimmung vorzubeugen. Ein Arbeitskreis mit Beteiligung von Bürgern und relevanten Organisationen könne dabei wichtige Aufgaben übernehmen und nicht nur mit Blick auf die Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wirksam werden. Aus diesem Grund sprach sich auch die Zweite Bürgermeisterin Elke Eberl (CSU) für die Bildung eines Arbeitskreises aus. Sie hatte bei einer Tagung der Frauen Union erfahren, dass sich der Staat in der Betreuung der Flüchtlinge tatsächlich weitgehend auf die Kommunen stütze.
Josef Haas (SPD) äußerte die Hoffnung, dass der Eigentümer der für junge Flüchtlinge umgenutzten Immobilie einen Teil seines Gewinns der Caritas für ihre Arbeit zur Verfügung stellt. Bürgermeister Homann will es dem Hausherrn weitersagen.
Der Markt Hirschaid hat auf seiner
Homepageund im gemeindlichen Mitteilungsblatt weitere Informationen veröffentlicht, um den gezinkten Parolen der ausländerfeindlichen Rechten entgegenzutreten. "Sorgen und Ängste der Bevölkerung werden sehr ernst genommen," heißt es in einer vor vier Wochen gefassten Resolution. Indes: Kummer bereiten im Grunde nur die rechten Heißsporne.