Bamberg
Jugendherberge

Jugendherberge Bamberg: Rot-Grüne Mehrheit sagt Nein

Das Aufbegehren des Norbert Tscherner und der Bamberger CSU gegen die Umnutzung der Jugendherberge zum Asylbewerberheim änderte nichts. Eine rot-grüne Mehrheit im Bamberger Stadtrat verweigerte sich dem Vorschlag, noch einmal auf die Suche nach Alternativen zu gehen.
Einsamer Rufer vor den Harmoniesälen: Stadtrat Norbert Tscherner kämpft mit wenigen Unterstützern aus der Bürgerschaft gegen die Schließung der Jugendherberge.
Einsamer Rufer vor den Harmoniesälen: Stadtrat Norbert Tscherner kämpft mit wenigen Unterstützern aus der Bürgerschaft gegen die Schließung der Jugendherberge.
Eine Protestaktion war es nicht, was sich da vor den Türen der Harmoniesäle abspielte. Eher eine einsame Trauerbekundung: Norbert Tscherner reckte seinen Kollegen, die sich auf dem Weg in die Stadtratssitzung befanden, zwei Plakate entgegen: "Die Jugendherberge darf nicht sterben" war darauf zu lesen.

Immerhin fanden sich kurz vor dem Beginn der Sitzung doch noch einige Sympathisanten ein, die ihren Unmut über die Entscheidung des Stadtrats zur Jugendherberge deutlich machten. Die Bambergerin Ingrid Görtler etwa. Sie glaubt nicht, dass in drei Jahren genug Geld da sein wird, um das Gästehaus wiederzubeleben: "Das ist der Untergang der Jugendherberge." Oder Hubertus Schaller, der Jugendreferent der Evangelischen Jugend. So sehr Schaller für eine warmherzige Aufnahme der Asylbewerber eintritt, so sehr betrübt ihn die Entscheidung des Stadtrats, ein Haus, das jedes Jahr von tausenden jungen Menschen genutzt wurde, vorschnell zu opfern.


Reaktionen von Bürgern auf infranken.de

Schaller, Görtler und auch andere, die sich der bereits Fakt gewordenen Umwandlung einer Jugend- in eine Flüchtlingsherberge widersetzen, sind in Bamberg offenkundig nicht allein, auch wenn sich wenige Bürger die Mühe machten, zur Stadtratssitzung am Mittwoch zu kommen: In einer nicht repräsentativen Abstimmung auf dem Onlineportal dieser Zeitung sprachen sich über 90 Prozent der Teilnehmer dafür aus, dass die Jugendherberge nicht geschlossen werden darf. Nur acht Prozent erkärten sich mit der gefundenen Umnutzung für drei Jahre einverstanden. Viele Bürger nutzten das Forum zudem, um ihrer Enttäuschung über die Stadtpolitik Luft zu machen: "Auf dem Rücken unserer Jugend diese skandalöse Entscheidung zu treffen, stimmt mich traurig. Damit outet, blamiert und entblößt sich der gesamte Stadtrat", schimpft "Kalle".

Doch zu einer Wende hat die einhellige Ablehnung nicht beigetragen. In einer Kampfabstimmung votierte eine Mehrheit aus Stadträten der SPD und der Grünen gegen einen Kompromissvorschlag, mit dem die CSU das Blatt noch einmal wenden wollte. Es bleibt beim bereits Ende November getroffenen Beschluss, wonach die Regierung künftig die Regie in der Wolfsschlucht übernehmen wird und Platz für bis zu 50 Asylbewerber schafft.
Auch der von Norbert Tscherner ins Gespräch gebrachte Vorschlag, die Asylbewerber in einem angeblich leer stehenden Bettenhaus in der Edelstraße unterzubringen, verpuffte: Wie die Leiterin des Maria-Ward-Gymnaisum, Ingrid Käfferlein, in der Sitzung sagte, kann die Schule nicht darauf verzichten. "Wir platzen aus allen Nähten."


Abstimmung Moratorium: Nur 15 stimmten für die CSU

Hintergrund des Dringlichkeitsantrag der Christsozialen: Es gibt offenbar Bestrebungen der beiden großen Kirchen, an der Frage der Unterbringung von Asylbewerbern in Bamberg unter Einbeziehung kircheneigener Immobilien mitzuwirken. Bis erste Ergebnisse einer Zusammenkunft von Verantwortlichen vorliegen würden, solle die Stadt, so der Appell von Helmut Müller, keine endgültigen Vereinbarungen treffen.

Doch mit 15 Stimmen unterlagen die Befürworter eines solchen Moratoriums der klaren Stadtratsmehrheit, die sich für die Umwandlung der Jugendherberge aussprach. Zu ihnen gehört auch Wolfgang Metzner. Der SPD-Vorsitzende warnte davor, die Asylbewerber gegen die Jugendlichen auszuspielen. Wie Metzner sagte, sei davon auszugehen, dass bei anhaltendem Flüchtlingsstrom die Verwaltung bereits im Februar neue Unterbringungsmöglichkeiten bereit stellen müsse. Auch Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) verteidigte die Entscheidung: "Wir haben vom Lossahaus bis zum Posthochhaus alle Alternativen geprüft. Es gibt keinen Grund, die Verwaltung als Watschenmann der Nation abzustempeln. Es ist nichts frei, und es gibt die klare Verabredung, dass die Jugendherberge nach drei Jahren wieder aktiviert wird."

Doch genau daran haben viele Bürger Zweifel. Zu ihnen gehört Olaf Trambauer, der die Herberge zusammen mit dem Gästehaus am Kaulberg für das Diakonische Werk führt. Er glaubt nicht daran, dass die Stadt angesichts der anstehenden Herausforderungen wie Konversion und Bahnausbau genug Geld hat, um in drei Jahren die 1,5 Millionen Euro teuere Modernisierung der Jugendherberge angehen zu können. Vor Illusionen warnt auch CSU-Chef Helmut Müller: "Es glaubt keiner so recht daran, dass dieses Gebäude nach drei Jahren wieder zur Jugendherberge wird."