Ein Gutachter zeigte dem Markt gemeinderat Hirschaid die Grenzen und Chancen von Modernisierung und Erweiterung. Erst muss viel investiert werden.
Ganz so einfach ist es - entgegen landläufiger Meinung - dann doch nicht, den weggeschwemmten Inhalt von Spül- und anderen Becken zu Geld zu machen. Mit dieser Erkenntnis aus einer Machbarkeitsstudie musste der Marktgemeinderat seine Hoffnung begraben, die Kläranlage zu einer Art Einnahmequelle umfunktionieren zu können. Tatsache ist: Nach der Investition von fast drei Millionen Euro können die Betriebskosten zwar gesenkt, aber keine zusätzlichen Erlöse aus der Einspeisung von Strom ins Netz erzielt werden.
Das wäre nach Ansicht des Gutachters Stefan Meschke von den ims-Ingenieuren aus Bamberg ebenso unwirtschaftlich wie der Versuch, die von einem mit Methangas betriebenen Heizkraftwerk erzeugte Wärme zur FrankenLagune oder ins Schulzentrum zu transportieren.
Betriebserlaubnis bis 2023 Meschke legte dar, dass die Betriebserlaubnis der Hirschaider
Kläranlage erst im Jahr 2023 abläuft. Ein unmittelbarer Handlungsbedarf bestehe nicht. Andererseits muss bedacht werden, dass die Anlage für 16 000 Einwohnerwerte ausgelegt sei, tatsächlich aber im Mittel mit 19 000 Einwohnerwerten belastet werde, in Spitzen sogar mit bis zu 24 000. Der Gutachter folgert: "Die Kläranlage ist bemessungstechnisch zu klein! Spätestens in acht Jahren muss etwas passieren!"
Vorteilhaft wären der Bau eines zweiten Belebungsbeckens oder der Einbau einer neuen Belüftungstechnik: Die jetzige oberflächige Belüftung des Abwassers sollte auf die "feinblasige Belüftung" von unten umgestellt werden. Der Einbau der Geräte sei während des laufenden Betriebs möglich. Zusätzlich riet Meschke zu einer stationären Schlammentwässerung auf dem Gelände der Kläranlage.
Damit entfielen die Entsorgungskosten gegenüber einem Spezialunternehmen.
Zwei Varianten untersucht Für die Machbarkeitsstudie hatte der Ingenieur zwei Varianten untersucht: mit oder ohne anaerobe Behandlung des Rohschlamms. Die Investitionskosten schwanken zwischen 2,7 und 2,8 Millionen Euro. Bürgermeister Klaus Homann (CSU) glaubt nicht, das dieser Betrag kurzfristig aufgebracht werden kann.
Bei der anaeroben Schlammfaulung werden die organischen Bestandteile des Klärschlamms mit Hilfe von Bakterien in Methangas und Kohlendioxid umgewandelt. Das Methan soll in einem Heizkraftwerk zur Erzeugung von Strom und Wärme verwendet werden. Der erzeugte Strom - zwischen 380000 und 470000 Kilowattstunden pro Jahr - wird nach Berechnungen Meschkes den Bedarf des Klärwerks aber nicht voll decken. Die Anlage wird rund 560 000 kw/h pro Jahr verbrauchen.
Hirschaid wird also weiterhin für die Kläranlage elektrische Energie zukaufen müssen.
Die Wärmeenergie aus dem Heizkraftwerk kann zum Teil für den Prozess der Schlammfaulung und zur Beheizung der Betriebsgebäude genutzt werden. Darüber hinaus sei eine Verwertung der Wärme nicht wirtschaftlich, erklärte der Gutachter: zu weite Wege zu den nächsten Abnehmern.
Nicht gerade begeistert Mit all den Maßnahmen lassen sich laut Meschke die Energiekosten von jährlich 84 000 auf 34 000 Euro senken. Die Einsparung von 50 000 Euro pro Jahr und die Amortisation in 50 Jahren rief im Marktgemeinderat nicht die helle Begeisterung hervor. Gerhard Lieberth von der WG Sassanfahrt-Köttmannsdorf-Rothensand fiel zudem ein, dass "mehr Technik auch höhere Betriebs- und Unterhaltungskosten verursachen" würde.
Georg Kestler (Freie Wähler) wollte wissen, ob die Feinblasenbelüftung zu einer Anhebung der Einwohnerwerte führen könnte. Und erfuhr vom Fachmann, dass dies besser durch eine Optimierung der Steuerung anzustreben sei.
Kein Beschluss Beschlossen wurde erst einmal nichts. Die ernüchternden Informationen des Gutachters geben zu denken. Peter Dresel (CSU) ließ anklingen, am besten bis 2023 mit weiteren Investitionen zu warten.
Dann gibt das Wasserwirtschaftsamt vor, was zu tun ist, um Hirschaids Abwässer optimal zu klären.
Der gute Rat, den man sich jetzt eingeholt hat, war übrigens nicht teuer: 12 000 Euro - und die wurden zu 70 Prozent vom Staat bezahlt.
... ist es "am besten bis 2023 mit weiteren Investitionen zu warten. Dann gibt das Wasserwirtschaftsamt vor, was zu tun ist, um Hirschaids Abwässer optimal zu klären."
So kann man zwar - völlig populistisch - Probleme von sich schieben und danach mit dem Finger auf das Wasserwirtschaftsamt zeigen, aber zahlen muss es der Bürger!