Es geht auch um Vertrauen
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Freitag, 09. März 2018
Die "Woche der Brüderlichkeit" wird in Bamberg nicht nur zwischen Juden und Christen begangen. Auch Muslime beteiligen sich am Programm.
Schon der erste Ortstermin ist ein Zeichen der Versöhnung und Verständigung zwischen den Religionen in Bamberg: Gemeinsam stellen die Organisatoren der diesjährigen "Woche der Brüderlichkeit" vom 11. bis 24. März das facettenreiche Programm vor. Zum Treffpunkt St.-Otto-Kirche kommen Martin Arieh Rudolph, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, Pastoralreferent Hubertus Lieberth, Seelsorgebereich St. Gangolf/St.Otto-Maria Hilf, und Mehmet Cetindere, Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Gemeinde Bamberg.
Es ist eine Besonderheit in Bamberg, dass diese "Woche der Brüderlichkeit" nicht nur zwischen Juden und Christen, sondern auch unter Mitwirkung von Muslimen begangen wird. "Es ist sehr wertvoll, dass in Bamberg Muslime dabei sind", sagt Katholik Lieberth, zur "Woche der Nachbarschaft gehören Muslime unbedingt dazu". Mehmet Cetindere dankt dem Pastoralreferenten mit einem freundlichen Lächeln und ergänzt: "In heutiger Zeit des wachsenden Rechtsradikalismus und des religiösen Fanatismus ist es wichtig, eine Vertrauensbasis zu haben." Denn ohne Vertrauen schleiche sich Angst ein und entstünden Vorurteile.
Gut nachbarschaftlich
In Bamberg seien die Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften "gut nachbarschaftlich", meint auch Martin Arieh Rudolph. Während sich etwa im Nahen Osten gerade Juden und Muslime eher feindselig gegenüber stehen, "halten wir Politik und Religion auseinander", betont Rudolph. Und: "Wir sind Juden und Deutsche und nicht Israelis", will er fein differenzieren.Braucht es bei so viel Harmonie untereinander überhaupt noch eine "Woche der Brüderlichkeit"? Zumal es in Bamberg ja auch das "Zelt der Religionen" als Plattform für den Austausch gibt. Pastoralreferent Lieberth bejaht vehement. Das "Zelt" sei ein neutraler Ort, in der "Woche der Brüderlichkeit begegnen wir uns in der eigenen Wohnung!" Nämlich in der Synagoge, in Kirchen, in der Moschee. "Wir kommen als Gäste und dürfen einander sehen, hören kennen lernen in dem, was uns heilig ist", sagt Lieberth.
Mehmet Cetindere sieht seitens seiner islamischen Gemeinde kein Problem, eine christliche Kirche zu besuchen: "Das ist ein Gotteshaus, in dem gebetet wird!" Auch für Martin Arieh Rudolph ist eine Kirche "ein Versammlungsraum für das Gebet": "Ich gehe als Jude nicht in ein Gotteshaus, um ein fremdes Bekenntnis abzulegen", wehrt der IKG-Vorsitzende jeden falschen Eindruck von vornherein ab.
Die drei Männer ermuntern die Bamberger jedweder Religionszugehörigkeit ausdrücklich dazu, sich gegenseitig zu besuchen: "Das ist erwünscht!" Eine gute Gelegenheit des Austausches sei auch die zentrale Veranstaltung der "Woche der Brüderlichkeit": Am kommenden Montag, 12. März, beginnt um 19 Uhr die multireligiöse Feier in der Ottokirche (Siechenstraße 61) mit Grußwort von Bürgermeister Christian Lange, Schriftlesungen, Gedanken und Musik aus Judentum, Christentum und Islam. Mitwirken werden Domkapitular und Regionaldekan Markus Kohmann, der evangelisch-lutherische Dekan Hans-Martin Lechner, Martin Arieh Rudolph, Rabbinerin Yael Deusel sowie Imam Coskun Sirri Mert.
Das Jahresthema der "Woche" 2018 lautet: "Angst überwinden - Brücken bauen". Die Zentrale Eröffnungsfeier findet heuer in Recklinghausen statt. Die "Woche der Brüderlichkeit" wird seit 65 Jahren bundesweit von der "Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit" ausgerichtet. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, in Bamberg ist es Oberbürgermeister Andreas Starke. Das ausführliche Programm der "Woche der Brüderlichkeit" in Bamberg findet sich auf www.gcjz-franken.de.