Die Ökumene von unten wächst

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In der Leipziger Propsteikirche St. Trinitatis feierten die Bamberger einen katholischen Gottesdienst, in dem die Pfarrer Matthias Bambynek und Walter Neunhoffer eine Dialogpredigt hielten. Unser Foto zeigt die beiden beim Auszug mit den Ministranten. Foto: Sebastian Burkard
In der Leipziger Propsteikirche St. Trinitatis feierten die Bamberger einen katholischen Gottesdienst, in dem die Pfarrer Matthias Bambynek und Walter Neunhoffer eine Dialogpredigt hielten. Unser Foto zeigt die beiden beim Auszug mit den Ministranten. Foto: Sebastian Burkard
Fast 90 Gemeindemitglieder von St. Stephan und der Oberen Pfarreerlebten gemeinsame intensive Tage. Foto: Sebastian Burkard.
Fast 90 Gemeindemitglieder von St. Stephan und der Oberen Pfarreerlebten gemeinsame intensive Tage.   Foto: Sebastian Burkard.
 

Nach der gemeinsamen Bustour der Gemeinden St. Stephan und Obere Pfarre ins Land der Reformation ziehen die Pfarrer Bilanz.

Wenn die Pfarrer Walter Neunhoeffer von St. Stephan und Matthias Bambynek von der Oberen Pfarre über die kürzliche ökumenische Gemeindefahrt mit fast 90 Personen erzählen, wird es heiter. Wird spürbar, wie unverkrampft die Atmosphäre zwischen den evangelischen und katholischen Brüdern und Schwestern gewesen sein muss. "Wir haben viel zusammen gelacht, viel voneinander gelernt und die Erfahrung von Vertrauen gemacht, die uns niemand mehr nehmen kann", bilanzieren die Pfarrer.

In zwei vollbesetzten Bussen ging es ins Land der Reformation: nach Sachsen-Anhalt und Sachsen. Halle, Wittenberg, Leipzig und Erfurt waren Stationen der fünftägigen Tour - sorgfältig vorbereitet von einem gemeindeübergreifenden Team Haupt- und Ehrenamtlicher. "Trotz der Ziele war es keine Luther-Fahrt im Reformationsgedenkjahr, sondern mehr die Erkundung, wie Kirche heute dort aufgestellt ist", erklärt Pfarrer Bambynek, der als gebürtiger Görlitzer die Realität in der DDR erfahren hat. Nämlich "ein Leben ohne Frage nach Gott", was einen "Abbruch von religiösem Wissen" zur Folge habe. Aber das gebe es ja auch in Bamberg, nicht nur im Osten, fügt der Priester lakonisch hinzu.

Umso wertvoller mag das sein, was die Pfarrer Neunhoeffer und Bambynek als ihr gemeinsames pastorales Anliegen bezeichnen: "Menschen zusammen bringen und das Gemeinschaftserlebnis fördern." Das sei auf dieser durchaus "spirituellen Reise" mit Gottesdiensten, Andachten, Morgengebeten im Bus durchaus gelungen. "Ökumene von unten wächst, der Same ist gelegt", freuen sich die Pfarrer vor allem darüber, dass ihre beiden Gemeinden die reine "Gremien-Ökumene" offensichtlich überwunden haben.

Walter Neunhoeffer fasst deutlich zusammen: "Das Gemeinsame ist selbstverständlich, das Trennende begründungspflichtig." Ihm und seinem katholischen Kollegen ist dabei klar, dass sie die brennenden, ja brenzligen Fragen wie Abendmahl oder Amtsverständnis nicht allgemeingültig beantworten können.

So war es etwa für Pfarrer Neunhoeffer selbstverständlich, trotz aller überkonfessionellen Harmonie auf der Gemeindefahrt im katholischen Gottesdienst in der Leipziger Propsteikirche St. Trinitatis nicht zur Kommunion zu gehen: "Ich will Ökumene nicht durch Symbolhandlungen gefährden", begründet Neunhoeffer seine Zurückhaltung.


Trends neu denken

Pfarrer Bambynek hat von dem Gemeindeausflug in ein entkirchlichtes Umfeld den Impuls mitgenommen, "Trends neu zu denken". Die Frage nach der Zukunft der Kirche weiter zu fassen. Die schon bisher in der Oberen Pfarre und St. Stephan etablierten ökumenischen Termine bewusster zu gestalten. Etwa ein ökumenisches Gemeindefest, wie es der Seelsorgebereich Obere Pfarre/Dom und St. Stephan in diesem Sommer erstmals begangen haben.