Bamberg
Gartenschau
Bambergs schiefer Gärtner-Turm steht jetzt offen
Jetzt kann sich jeder selbst ein Bild vom umstrittenen Glasturm in der Heiliggrabstraße machen: Das schräge Bauwerk zur Landesgartenschau kann ab sofort besichtigt werden.

Noch waren es nur offizielle Gäste und keine Touristen, die sich im Glashaus umsahen. Am Donnerstag wurde in der Heiliggrabstraße die neue Aussichtsplattform eröffnet. Das filigrane Gebilde ist einer von zwei Höhepunkten des Gärtnerrundwegs.
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Es ist eine der spannendsten Fragen der Landesgartenschau und auf lange Frist auch ein wichtiger Aspekt der Bamberger Stadtentwicklung: Schafft es die neue Aussichtsplattform an der Heiliggrabstraße, einen Teil des Bamberger Touristenstroms ins Gärtnerland umzulenken? Gelingt es den Verantwortlichen, das traditionsreiche, aber im Schatten der Touristenmeilen gelegene Stadtviertel wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, möglicherweise gar wirtschaftlich wachzuküssen?
Die meisten derer, die am Donnerstag der Freigabe des "schiefen Turms" und eines Gärtnerrundwegs beiwohnten, dürften dies positiv beurteilen: Daniela Reinfelder etwa, Aufsichtsratsmitglied der Gartenschau GmbH: Sie findet die Kritik am Aussehen des Glashauses ebenso wenig hilfreich wie die Klagen darüber, dass auf dem Nachbargrundstücken kein Gemüse mehr angebaut wird. "Die Plattform gefällt mir sehr gut. Sie ist eine Chance, die Menschen auf die Qualitäten eines Viertels aufmerksam zu machen und dadurch vielleicht zu erreichen, dass ein Teil der alten Gärtnerkultur wieder belebt werden kann."
Über die neue Aufmerksamkeit für das Gärtnerviertel freut sich auch Klaus Reuter vom Förderverein der Gartenschau. Der frühere Kaufmann ist sich sicher: Hätte man den Turm einfach aus Holz gebaut, wäre die Kontroverse ausgeblieben und der Effekt für das Gärterviertel bei weitem nicht so wirkungsvoll.
Lehrreicher Rundweg mit 18 Stationen
Zumindest gibt es seit Donnerstag für Touristen und interessierte Einheimische keine Entschuldigung mehr dafür, dass sie die Schätze des Gärtnerviertels nicht finden könnten: Der Rundweg, dessen Erstellung samt Flyer rund 90.000 Euro gekostet hat, verbindet die Obere und Untere Gärtnerei auf insgesamt 18 lehrreichen Stationen. Er informiert, leicht erkennbar an grün-schwarzen Stelen, vom Süßholz bis zu typischen Gärtnerhausformen über das, was dieses Viertel so besonders macht. Bekanntlich hat die Gärtnerstadt dazu beigetragen, dass Bamberg den Titel Welterbe erhielt. Höhepunkte auf dem 1,5 beziehungsweise dreistündigen Spaziergang sind neben der Aussichtsplattform auch die Kirche St. Gangolf und das Gärtner- und Häckermuseum, das sich zum Start der Landesgartenschau in runderneuerter Form präsentiert.
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) bezeichnete es als richtige und wichtige Entscheidung, die Investitionen für die Landesgartenschau nicht nur auf die Erba-Insel zu beschränken. Durch die Vorhaben auf dem Michaelsberg, die Uferwege entlang der Regnitz und die Projekte für den Urbanen Gartenbau werde Bamberg dauerhaft und nachhaltig bereichert. "Der schiefe Turm von Bamberg ist ein Hingucker und bietet Anlass zu Diskussionen", stellte Starke fest.
Kritik an hohen Baukosten
Inklusive Zaun und Fußweg hat sich die Stadt den Turm 235.000 Euro kosten lassen, eine Summe, die viel zur Skepsis bei den Kritikern beitrug. Zumindest bei Gärtnerstadtrat Pankraz Deuber überwiegt jedoch die Freude. Lange Zeit sei vielen nicht bewusst gewesen, was für eine Bedeutung die Bamberger Gärtner in der Geschichte der Stadt gespielt haben. "540 Familien haben durch den Anbau von Gemüse, Kräutern und Blumen das Stadtbild Bambergs geprägt", sagte der Gärtnervertreter und spielte auch auf den bei manchen seiner Kollegen umstrittenen Schiefstand des Glashauses an: "Der Architekt wollte damit wohl zeigen, dass die Bamberger Gärtner auch manche Schieflage erleben mussten."
Ob dies tatsächlich dessen Absicht war? Zumindest hat die zweifach gekippte Konstruktion schon das erste Ziel erreicht, nämlich, dass man über sie spricht. Stefan Giers, der in München arbeitende Erfinder und Planer des Glashauses, glaubt deshalb nicht daran, dass die Skepsis gegenüber seinem Werk von Dauer sein wird: "Wenn die Leute sehen, dass es angenommen wird, wird sich die Meinung ändern."
Vorerst scheinen manche Nachbarn das filigrane Gebilde in ihrer Mitte allerdings noch mit Missachtung zu strafen. Eine der wenigen, die der Freigabe des Turms bei schöner Aprilsonne beiwohnten, war Carmen Dechant von der nur einen Steinwurf entfernten "Hofstadt-Gärtnerei". Nach einer Stippvisite im gläsernen Obergeschoss äußerte sich die Gärtnerfrau vorsichtig optimistisch: "So richtig schön finde ich ihn nicht, aber ich kann mich mit ihm arrangieren."
Die meisten derer, die am Donnerstag der Freigabe des "schiefen Turms" und eines Gärtnerrundwegs beiwohnten, dürften dies positiv beurteilen: Daniela Reinfelder etwa, Aufsichtsratsmitglied der Gartenschau GmbH: Sie findet die Kritik am Aussehen des Glashauses ebenso wenig hilfreich wie die Klagen darüber, dass auf dem Nachbargrundstücken kein Gemüse mehr angebaut wird. "Die Plattform gefällt mir sehr gut. Sie ist eine Chance, die Menschen auf die Qualitäten eines Viertels aufmerksam zu machen und dadurch vielleicht zu erreichen, dass ein Teil der alten Gärtnerkultur wieder belebt werden kann."
Über die neue Aufmerksamkeit für das Gärtnerviertel freut sich auch Klaus Reuter vom Förderverein der Gartenschau. Der frühere Kaufmann ist sich sicher: Hätte man den Turm einfach aus Holz gebaut, wäre die Kontroverse ausgeblieben und der Effekt für das Gärterviertel bei weitem nicht so wirkungsvoll.
Lehrreicher Rundweg mit 18 Stationen
Zumindest gibt es seit Donnerstag für Touristen und interessierte Einheimische keine Entschuldigung mehr dafür, dass sie die Schätze des Gärtnerviertels nicht finden könnten: Der Rundweg, dessen Erstellung samt Flyer rund 90.000 Euro gekostet hat, verbindet die Obere und Untere Gärtnerei auf insgesamt 18 lehrreichen Stationen. Er informiert, leicht erkennbar an grün-schwarzen Stelen, vom Süßholz bis zu typischen Gärtnerhausformen über das, was dieses Viertel so besonders macht. Bekanntlich hat die Gärtnerstadt dazu beigetragen, dass Bamberg den Titel Welterbe erhielt. Höhepunkte auf dem 1,5 beziehungsweise dreistündigen Spaziergang sind neben der Aussichtsplattform auch die Kirche St. Gangolf und das Gärtner- und Häckermuseum, das sich zum Start der Landesgartenschau in runderneuerter Form präsentiert.
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) bezeichnete es als richtige und wichtige Entscheidung, die Investitionen für die Landesgartenschau nicht nur auf die Erba-Insel zu beschränken. Durch die Vorhaben auf dem Michaelsberg, die Uferwege entlang der Regnitz und die Projekte für den Urbanen Gartenbau werde Bamberg dauerhaft und nachhaltig bereichert. "Der schiefe Turm von Bamberg ist ein Hingucker und bietet Anlass zu Diskussionen", stellte Starke fest.
Kritik an hohen Baukosten
Inklusive Zaun und Fußweg hat sich die Stadt den Turm 235.000 Euro kosten lassen, eine Summe, die viel zur Skepsis bei den Kritikern beitrug. Zumindest bei Gärtnerstadtrat Pankraz Deuber überwiegt jedoch die Freude. Lange Zeit sei vielen nicht bewusst gewesen, was für eine Bedeutung die Bamberger Gärtner in der Geschichte der Stadt gespielt haben. "540 Familien haben durch den Anbau von Gemüse, Kräutern und Blumen das Stadtbild Bambergs geprägt", sagte der Gärtnervertreter und spielte auch auf den bei manchen seiner Kollegen umstrittenen Schiefstand des Glashauses an: "Der Architekt wollte damit wohl zeigen, dass die Bamberger Gärtner auch manche Schieflage erleben mussten."
Ob dies tatsächlich dessen Absicht war? Zumindest hat die zweifach gekippte Konstruktion schon das erste Ziel erreicht, nämlich, dass man über sie spricht. Stefan Giers, der in München arbeitende Erfinder und Planer des Glashauses, glaubt deshalb nicht daran, dass die Skepsis gegenüber seinem Werk von Dauer sein wird: "Wenn die Leute sehen, dass es angenommen wird, wird sich die Meinung ändern."
Vorerst scheinen manche Nachbarn das filigrane Gebilde in ihrer Mitte allerdings noch mit Missachtung zu strafen. Eine der wenigen, die der Freigabe des Turms bei schöner Aprilsonne beiwohnten, war Carmen Dechant von der nur einen Steinwurf entfernten "Hofstadt-Gärtnerei". Nach einer Stippvisite im gläsernen Obergeschoss äußerte sich die Gärtnerfrau vorsichtig optimistisch: "So richtig schön finde ich ihn nicht, aber ich kann mich mit ihm arrangieren."