Bamberg
OB-Kandidatur

98 Prozent für Jonas Glüsenkamp

Jonas Glüsenkamp stellt seine grüne Vision für die Weltkulturerbestadt vor. Mit 98 Prozent wird er zum Grünen-OB-Kandidaten nominiert.
Jonas Glüsenkamp
Jonas Glüsenkamp

Bevor das Ergebnis verkündet wird, steht ein anderer im Rampenlicht: Bernd Fricke, Landratskandidat der Grünen und Zweiter Bürgermeister von Stegaurauch, spricht über Klimawandel im Landkreis und findet, "dass wir in einer fürchterlich spannenden Zeit leben". Chancen und Risiken seien am Horizont. Und er freut sich schon auf eine gute Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg, mit dem Mann, welcher schon seit Juni das Gesicht der Grünen im Wettstreit um den Bamberger Rathaussessel ist: Jonas Glüsenkamp.

Gut eine Stunde hat Glüsenkamp sich warmgeredet in der Alten Seilerei. Und findet, dass der Charme des Kulturraumes viel mit seiner Vorstellung von Wahlkampf in Bamberg am Hut hat. Stichwort: Baustellenatmosphäre. "Da sind Dinge noch im Werden. Da wird Tacheles gesprochen. Da wird mitgemacht. Und dort arbeiten Frau und Mann Hand in Hand." Für den 31-jährigen Familienvater ist es eine spannende Zeit des Aufbruchs, in welcher grüne Themen in der Mitte der Gesellschaft zur Geltung kommen. Auf der anderen Seite sei da eine Verhaltensstarre in der Bamberger Kommunalpolitik, welche in Ritualen gefangen sei.

Seine Gespräche mit den Bürgern hätten gezeigt: Es gebe eine Kluft zwischen den Bedürfnisse der Menschen - bezahlbares Wohnen oder die Kinderbetreuung - und die entsprechende Anerkennung dieser Probleme im Leben des Einzelnen. Glüsenkamp ist sich sicher: "Initiativen und Bürgerbegehren können diese Kluft schließen!" Sein Konzept der "Mitmachstadt Bamberg" setze da an und ist für den studierten Volkswirt zentraler Antrieb für die Kandidatur. Bamberg müsse Tempo machen: Beim Strukturwandel der Automobilbranche genauso wie bei der Wirtschaftspolitik, die zukunftsträchtigen Firmen den Vorrang einräumen soll. Apropos Tempo: Bei der Verkehrswende will der Radentscheid-Unterstützer die - noch fehlende - Verzahnung von ÖPNV in Stadt und Land nach vornebringen. Und die erste kostenfreie Stunde im Parkhaus soll wieder zurückgenommen werden. "Ich rechne bei der Verkehrspolitik mit Widerstand. Aber diese Debatten müssen wir führen!", verdeutlicht Glüsenkamp den 52 anwesenden Parteimitgliedern, die an diesem Abend lauschen. Kräftiger Applaus folgt seinen Aufforderungen.

Bamberg stoße aber auch an Grenzen: Es gebe keine klare Idee, wie weit Bamberg bevölkerungsmäßig noch wachsen soll. Verdrängungswettbewerb bei Wohnungen abhängig vom Einkommen setze auch in Bamberg ein. Um eine Durchmischung der Viertel zu bekommen, schaut Glüsenkamp nach Tübingen, wo mietpreisgebundene Wohnungen sowie mehr Sozialwohnungen auf städtischem Grund der Fall sind. Starke Eingriffe seien dafür notwendig. "Da ist mehr möglich und das machen wir ab nächstes Jahr."

Auch der Tourismus in der Stadt müsse besser gelenkt werden. Sollten ihn die Bamberger im März 2020 die Schlüssel zur Stadt anvertrauen, möchte er im Ausstauch mit den Oberbürgermeistern der touristisch-geprägten Städte in Bayern erreichen, dass mittels Abgabe pro Nacht und Bett ein Euro in die Kulturförderung der Städte fließt. Und ein neu gewählter Stadtrat solle die Zukunft mehr im Auge haben: Eine übermäßige Belastung für die nächste Generation müsse bei jedem Beschluss mitgedacht und vermieden werden.

Seine Rede hat fast jede Person im Raum überzeugt: 49 Menschen sprachen ihm das Vertrauen aus, während es nur eine Gegenstimmen und zwei Enthaltungen gab. "Ich denke, dass es gut ist wenn ein junger Mensch Politik macht. Und es ist gut, dass Jonas die Sozialpolitik im Blick hat", meint die Studentin Christina Markfort. Für Michael Frölcke, welcher erst in diesem Jahr in die GAL eingetreten ist, ist klar: "Bei der Energiewende und der Standortpolitik hat er die besten Antworten." Glüsenkamp selbst hat "viel Kraft und Wärme" aus dem Abend mitgenommen. Jetzt freut er sich auf die Diskussion mit möglichst vielen Menschen in der Stadt. Ein halbes Jahr hat er noch Zeit.